Das Umweltbundesamt (UBA) sorgt mit einer neuen Bewertung für Aufregung. Holzheizungen schneiden nun schlechter ab als fossile Heizsysteme. Direkt in den Fokus rücken die CO₂-Emissionen, die beim Verbrennen von Holz entstehen. Bisher als klimafreundlich eingestuft, wird Holz nun zur Belastung für die Klimabilanz erklärt. Waldbesitzer, Wissenschaftler und Verbände schlagen Alarm (wochenblatt: 10.02.25).
UBA ändert Berechnung: Holz plötzlich klimaschädlich
Bis Anfang 2024 galten Holzheizungen als umweltfreundliche Alternative zu Öl und Gas. Im CO₂-Rechner des UBA zählte bislang nur der Ausstoß, der bei Ernte, Produktion und Transport entsteht. Im März 2024 änderte sich das grundlegend: Ab sofort wird auch das beim Verbrennen freigesetzte CO₂ berücksichtigt. Diese Änderung führt dazu, dass Holzheizungen auf einmal schlechter dastehen als fossile Brennstoffe.

Umweltverbände begrüßen diesen Schritt und sehen darin mehr Transparenz. Die Forst- und Energiebranche reagiert jedoch empört. Der Fachverband Holzenergie wirft dem UBA vor, wissenschaftliche Fakten zu ignorieren und Holzheizungen bewusst in ein schlechtes Licht zu rücken. Die Bevölkerung werde dadurch verunsichert, während die Wärmewende unnötig verzögert werde.
Experten warnen vor Fehlinterpretationen
Wissenschaftler wie Professor Hubert Röder von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf kritisieren die neue Berechnungsweise. Nach seiner KlimaHolz-Studie seien Holzheizungen klimapositiv, da es nur die zuvor gebundenen Emissionen freisetzt und fossile Energieträger ersetzt. „Ob das Holz verbrannt oder im Wald verrottet, macht keinen Unterschied – das CO₂ wird in beiden Fällen freigesetzt“, erklärt Röder.
Das UBA stützt sich dagegen auf das BioSINK-Projekt des Öko-Instituts, das die Berechnungen des IPCC (Weltklimarat) übernimmt. Diese Methode berücksichtigt die direkten Emissionen. Das widerspricht jedoch der Erneuerbaren-Energien-Richtlinie (RED), die Holz bisher als CO₂-neutral einstuft.
Herkunft des Holzes spielt entscheidende Rolle
Ein weiteres Argument des UBA: Nicht jedes Holz hat dieselbe Klimabilanz. Während Holz aus der Garten- und Landschaftspflege als klimaneutral gilt, rechnet das UBA für Stammholz aus dem Wald jetzt eine deutlich höhere CO₂-Belastung an. Das UBA begründet dies mit der langen Wachstumszeit: Ein neu gepflanzter Baum benötigt Jahrzehnte, um die gleiche Menge CO₂ zu binden, die er beim Verbrennen freigesetzt.
Professor Röder widerspricht erneut. Brennholz stamme häufig aus der Durchforstung, bei der es zur Entfernung kleiner, schwächerer Bäume geht. Diese sogenannte Entnahme von Bedrängern verbessert das Wachstum der verbleibenden Bäume und erhöht langfristig die CO₂-Speicherleistung des Waldes.
Holzenergie vor dem Aus?
Das Vorgehen des UBA könnte weitreichende Konsequenzen für die Holzenergie haben. Besonders in Bayern, wo Holz der wichtigste erneuerbare Energieträger ist, wächst die Sorge. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger hat sich bereits klar für den Erhalt der Holzenergie ausgesprochen. „Das Heizen mit Holz muss erhalten bleiben und weiter ausgebaut werden“, forderte er im Herbst 2024.
Die Vorgaben des Bundes und der EU sprechen jedoch eine andere Sprache. Die LULUCF-Verordnung verpflichtet Deutschland, deutlich mehr CO₂ in Wäldern und Holzprodukten zu speichern. Das UBA setzt deshalb verstärkt auf die stoffliche Nutzung von Holz, vor allem im Bauwesen. Dort lässt sich Kohlenstoff langfristig speichern, etwa durch die Verwendung von Holz anstelle von Beton oder Stahl.
Umweltbundesamt verschärft Kurs gegen Holzheizungen
Mit der neuen Berechnung hat sich das Umweltbundesamt klar gegen das Heizen mit Holz positionier und revidiert die bisherige Einstufung als klimafreundlich. Während Umweltverbände diese Veränderung als notwendigen Schritt für den Klimaschutz feiern, sehen Experten und Waldbesitzer die Wärmewende in Gefahr. Die Zukunft der Holzenergie steht auf der Kippe – und mit ihr die Hoffnung auf eine erneuerbare Wärmewende.
Lesen Sie auch:
- Holzheizungen im Heizungsgesetz: Umweltamt warnt vor steigender Feinstaubbelastung
- Umweltverbände warnen vor Zulassung neuer Holzheizungen
- Ampel plant CO2-Abgabe auf Holz als Brennstoff
- Biomasse und Holzenergie – die Zukunft der Energieproduktion in Deutschland?



