Das Umweltbundesamt (UBA) entfacht mit einem Gutachten eine hitzige Debatte über die Zukunft der Holzenergie. Laut einer Analyse des Instituts für Klimaschutz, Energie und Mobilität (IKEM) im Auftrag des UBA gilt Strom und Wärme aus Holz nicht als vollständig klimaneutral. Diese Einschätzung trifft die Branche hart, da Holzenergie seit Jahrzehnten als tragende Säule der Wärmewende, des Klimaschutzes und einer sicheren Energieversorgung gilt. Der Fachverband Holzenergie (FVH) reagiert empört und sieht eine bewährte Form der Bioenergie durch überzogene Regulierungen bedroht (topagrar: 23.10.25).
Kritik an der Holzenergie
Das juristische Kurzgutachten befasst sich mit der „Klimawirkung der energetischen Holznutzung“. Seine Kernaussage: Holzenergie könne nicht pauschal als erneuerbare Energie im Sinne der Pariser Klimaziele gelten. Das UBA verweist darauf, dass Biomasse zwar Teil des deutschen Energiemixes sei, Holz aber oft fälschlich als durchweg nachhaltiger Rohstoff gelte. Die Behörde betont, dass für eine Einstufung als förderfähige Energiequelle strenge Nachhaltigkeits- und Treibhausgaskriterien nötig seien. Nur eine verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung garantiere eine echte CO₂-Reduktion.

Zudem fehle eine verbindliche Definition für „erneuerbare Biomasse“. Diese Lücke ermögliche eine Förderung von Projekten, deren tatsächliche Umweltbilanz fraglich sei. Auch die fehlende Verpflichtung zur Kaskadennutzung, also der stofflichen Nutzung vor der Verbrennung, stehe im Widerspruch zu langfristigem Klimaschutz.
Uneinheitliche Regeln gefährden die Wärmewende
Das Gutachten prangert unklare Vorschriften in Bilanzierung, Emissionshandel und Verbraucherschutz an. Laut UBA führten diese zu falschen Signalen, die Unternehmen und Bürger in die Irre leiten. Viele hielten die Verbrennung von Holz irrtümlich für klimaneutral – ein Irrtum, der die Heizungswende erschweren könne.
Nur durch eine klare rechtliche Abgrenzung ließe sich verhindern, dass Holzenergie fälschlich als umweltfreundlich gilt, während gleichzeitig fossile Brennstoffe regulatorisch bevorzugt bleiben. Eine Reform der Förderinstrumente und eine strengere Kontrolle gelten laut Behörde als notwendig, um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen.
Fachverband Holzenergie: Empörung über UBA-Position
Beim Fachverband Holzenergie herrscht Unverständnis über die Einschätzung des Umweltbundesamtes. FVH-Vorsitzende Marlene Mortler hält das Gutachten für ein „ideologisch motiviertes Werk“ und betont, dass das UBA „den Job der fossilen Energiewirtschaft erledigt“. Ihrer Ansicht nach untergräbt das Gutachten den Fortschritt der Wärmewende und gefährdet die Energiesicherheit in weiten Teilen Deutschlands.
Mortler erinnert daran, dass Holzenergie in allen relevanten Gesetzen als erneuerbare Energie anerkannt bleibt und in erheblichem Maß zur CO₂-Reduktion beiträgt. Holz ersetze fossile Brennstoffe wie Öl und Gas, wodurch Millionen Tonnen Treibhausgase vermieden werden.
Widersprüche in den Zahlen
Selbst das UBA räumt ein, dass Strom und Wärme aus Holz im vergangenen Jahr rund 32 Millionen Tonnen CO₂ eingespart haben. Diese Einsparung zeigt, dass Bioenergie einen spürbaren Beitrag zum Klimaschutz leistet. Dennoch zweifelt die Behörde an der Nachhaltigkeit dieser Form der Energiegewinnung – ein Widerspruch, der das Vertrauen vieler Fachleute erschüttert.
Mortler warnt, dass die Politik mit solchen Entscheidungen den Waldumbau, die Heizungswende und die ländliche Energieversorgung gefährdet. Gerade dort sichere Holz die Wärmeversorgung vieler Haushalte und Betriebe.
Bürokratie, Heizungsgesetz und die Gefahr für den Klimaschutz
Der Fachverband kritisiert zudem die Forderung des UBA nach neuen Regulierungen. Zusätzliche Vorgaben zur Holznutzung oder Wärmeerzeugung könnten die Branche ausbremsen. Mortler betont: „Was wir definitiv nicht brauchen, sind weitere Regelungen, die den Gesetzesdschungel noch dichter machen.“
Besonders brisant: Ein mögliches Verbot von Holzheizungen im Rahmen des Heizungsgesetzes ließe künftig fast ausschließlich Wärmepumpen zu. Diese Elektroheizsysteme sind jedoch nicht überall praktikabel – etwa in Altbauten oder abgelegenen Regionen. Für viele Hausbesitzer wären die Kosten kaum tragbar, und die Energiesicherheit könnte leiden.
Für die Holzbranche wäre das eine Katastrophe. Sie sieht die Wärmewende in Gefahr und fordert stattdessen praxisnahe Lösungen, die Bioenergie und CO₂-Reduktion gleichberechtigt fördern. Mortler fasst zusammen: Die Vorschläge des UBA seien „Gift für Wald, Wirtschaft und Klimaschutz gleichermaßen“.
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