Nach dem Wechsel an der Unternehmensspitze reagiert Brose mit einem umfassenden Personalabbau. Rund 20 Prozent der Verwaltungsstellen fallen weg. Der Autozulieferer aus Coburg rutscht zudem tiefer in die Verlustzone. Auch 2024 bleiben die finanziellen Ziele außer Reichweite. Das Familienunternehmen meldet einen Umsatz von 7,7 Milliarden Euro – sieben Prozent unter Plan und drei Prozent unter dem Vorjahreswert. Laut aktuellen Prognosen liegt der Verlust für 2024 bei rund 53 Millionen Euro (handelsblatt: 17.12.24).
Drastische Einschnitte zur Kostensenkung
Um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, streicht Brose insgesamt 700 Arbeitsplätze in Deutschland. „Diese Anpassungen sind schmerzhaft, aber notwendig, um die verbleibenden Arbeitsplätze zu sichern“, erklärte der neue CEO Stefan Krug. Besonders stark betroffen sind die fränkischen Standorte Coburg, Bamberg/Hallstadt und Würzburg. In Coburg fallen etwa 200 Stellen weg, ebenso viele in Bamberg/Hallstadt. In Würzburg entfallen rund 120 Jobs. Der Stellenabbau soll bis Ende 2025 abgeschlossen sein.
Die Entscheidung begründet Brose mit der schwächelnden Nachfrage in der Automobilindustrie. Fehlende Produktionsauslastung und steigende Kosten belasten die Bilanz erheblich. Diese Faktoren verschärfen die finanzielle Lage des Unternehmens und führen zu notwendigen Einschnitten.
Interne Krisen verschärfen die Situation
Nicht nur wirtschaftliche, sondern auch strukturelle Probleme beeinträchtigen Brose. Im Oktober übernahm Firmenpatriarch Michael Stoschek erneut die Kontrolle über die operative Unternehmensführung. Die bisherigen Vorstände stufte er zu geschäftsführenden Direktoren herab. Der erst im Januar ernannte CEO Philipp Schramm trat daraufhin zurück. Sein Nachfolger, Produktionschef Stefan Krug, übernimmt nun die Verantwortung. Innerhalb von 15 Monaten leitet damit bereits der dritte CEO das Unternehmen.
Diese internen Verwerfungen erschüttern die Stabilität weiter. Dennoch plant Brose langfristige Maßnahmen, um das Betriebsergebnis zu verbessern. Bis 2027 soll eine Gewinnmarge von mindestens drei Prozent erreicht werden. Dazu zählen nicht nur Personalabbau, sondern auch strukturelle Anpassungen in der Verwaltung.
Hohe Verwaltungskosten als Belastung
Die indirekten Personalkosten bei Brose liegen deutlich über denen der Fertigung. In den letzten zehn Jahren haben sich die Verwaltungskosten massiv erhöht. Als Familienunternehmen steht Brose weniger Kapital zur Verfügung als konkurrierenden Konzernen. Daher muss das Unternehmen aus eigener Kraft wirtschaften. Die Effizienzsteigerung in der Verwaltung dient als wichtiger Schritt, um die finanzielle Lage zu stabilisieren.
Parallel zur Kostensenkung plant Brose eine Verschlankung der Managementstruktur. Hierbei sollen Führungsebenen abgebaut und Aufgaben gebündelt werden. Gleichzeitig möchte das Unternehmen junge Talente fördern und motivieren. Krug betonte: „Besonders wichtig ist uns dabei, junge Talente zu motivieren und zu fördern.“
Auch andere Autozulieferer reduzieren Personal
Brose steht mit den Einschnitten nicht allein da. Auch andere große Zulieferer wie Bosch, ZF und Schaeffler planen Stellenstreichungen. Bosch will weltweit 12.000 Arbeitsplätze abbauen, bei ZF sind bis zu 14.000 Stellen betroffen. Besonders in der Verwaltung und der Entwicklung drohen Jobverluste. Die gesamte Branche kämpft mit hohen Kosten, einer sinkenden Nachfrage und strukturellem Wandel.
Brose hofft, mit den aktuellen Maßnahmen die Zukunft des Unternehmens zu sichern. Der Fokus liegt auf effizienteren Abläufen, reduzierten Kosten und einer klareren Struktur. Der Umbau soll sozialverträglich erfolgen, um die Auswirkungen für die betroffenen Mitarbeiter abzumildern.
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