Ukrainekrise – der Energiemarkt wird neu aufgeteilt

Russland ist heute einer der weltweit größten Exporteure von Energieträgern. Deutschland bezieht gut 60 Prozent seines Erdgases, 50 Prozent der Steinkohle und 35 Prozent des Rohöls aus Russland. Mit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine wollen deutsche Politiker jetzt aber so schnell wie möglich unabhängig von den russischen Energieträgern werden. Aber das ist alles andere als einfach, denn die Energieriesen Russland und Saudi-Arabien gelten als Energiesupermächte. Die Ukrainekrise bringt jetzt die USA wieder ins Spiel bei den Energieträgern. Damit kommt es zu einer neuen Aufteilung am globalen Energiemarkt.


Deutschland strebt Unabhängigkeit von russischen Energieträgern an

Die neue Ampelregierung will Deutschland mit Wind- und Solarkraft autark machen, doch diese decken gerade einmal 16 Prozent des gesamten Energiebedarfs. Das wird sich so schnell auch nicht nennenswert ändern. Der größte Teil unserer Energieversorgung kommt nach wie vor aus fossilen russischen Energieträgern, allem voran Erdgas, gefolgt von Kohle und Rohöl. Über 50 Prozent aller deutschen Haushalte heizen mit Erdgas. Diese Heizsysteme schnell auf ökostrombasierte Wärmepumpensysteme umzustellen, wird wahrscheinlich schon am Mangel an Handwerkern scheitern. Aber ganz sicher auch an der Verfügbarkeit von Ökostrom.

Ukrainekrise - der Energiemarkt wird neu aufgeteilt. USA rückt am Weltmarkt für Flüssiggas wieder zum global Player auf.
Ukrainekrise – der Energiemarkt wird neu aufgeteilt. USA rückt am Weltmarkt für Flüssiggas wieder zum global Player auf. Bild: Σ64, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons

Flüssiggas soll russisches Erdgas ersetzen

Will man unabhängig von russischen Gaslieferungen werden, ist die Versorgung der Gasheizungen und auch des Industriebedarfs an Erdgas eigentlich nur noch mit importiertem Flüssiggas möglich. Deshalb kommen jetzt bei der Energieversorgung auch die Vereinigten Staaten ins Spiel. Mit der Fracking-Technologie hat die USA im weltweiten Gasmarkt wieder Fuß gefasst. Amerikanische Flüssiggaslieferungen decken bereits ein Fünftel des globalen Bedarfs. Die Hauptabnehmer sitzen allerdings in Asien.

Amerika als neuer Gaslieferant am Energiemarkt

Mit der Gasknappheit in Europa übertrafen amerikanische LNG Lieferungen in den letzten Wochen bereits die russischen Liefermengen über Pipelines. Die Gasindustrie in den USA boomt. Am Golf von Mexiko haben amerikanische Förderunternehmen viele neue Anlagen zur Verflüssigung von Erdgas gebaut. Von dort transportieren Schiffe das flüssige Gas um die halbe Welt. Hauptabnehmer war bisher Asien. Insbesondere das energiearme Japan kauft im Jahr für 30 Milliarden Dollar LNG am Weltmarkt auf. Das sind 21 Prozent des weltweit gehandelten Volumens.


Gaspreise werden weiter steigen

Will die EU oder nur Deutschland aus der russischen Abhängigkeit aussteigen, wird dies aber auf einen Preiskrieg um Gas hinauslaufen, denn Gas welches Europa kauft, fehlt dann in Asien. Letztendlich können die Förderländer die Fördermengen so schnell nicht erhöhen. Das Gas bekommt dann derjenige, der bereit ist am meisten dafür zu bezahlen. Die Europäer zahlen für den Import von amerikanischem Flüssiggas bereits 28 Dollar für eine Million BTU (27 Kubikmeter) und damit 17 Prozent mehr als asiatische Abnehmer bereit sind dafür zu bezahlen. Damit wurde der Preiskrieg um Flüssiggas bereits eröffnet. Für den Verbrauch bedeutet das allerdings auch, dass die Preise in naher Zukunft noch weiter steigen werden.


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