Über 340.000 unverkaufte E-Autos – BYD drosselt Produktion und kämpft mit Absatzkrise

Der größter chinesischer Autohersteller, BYD, produziert deutlich mehr Elektroautos, als abgesetzt werden können. Ende Mai standen über 340.000 Fahrzeuge unverkauft auf Halde – mehr als im gesamten Vorjahr. Der Konzern reagiert mit Produktionskürzungen und sucht sein Heil im Export. Im Heimatmarkt droht der einstige Branchenprimus den Anschluss zu verlieren (handelsblatt: 06.07.25).


Produktion übersteigt Absatz deutlich

Obwohl Chinas Markt für Elektrofahrzeuge boomt, bleiben bei BYD die Verkaufszahlen weit hinter den Erwartungen zurück. Während die Branche im ersten Quartal um mehr als 45 Prozent zulegte, kam der Konzern auf magere 5,5 Prozent Wachstum. Die Folge: überfüllte Lager und rückläufige Fertigungszahlen. Im Mai sank die Produktion um 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr – ein Wendepunkt, nachdem zuvor Monat für Monat weitergebaut wurde. Bereits im Februar wurde die Fertigung vorübergehend zurückgefahren. Derzeit liegt der durchschnittliche Lagerbestand bei den Händlern bei mehr als drei Monaten. In der Provinz Shandong schloss ein großer Händler über 20 Verkaufsstellen.

BYD bleibt auf über 340.000 E-Autos sitzen, drosselt die Produktion und kämpft weltweit mit Absatzproblemen
BYD bleibt auf über 340.000 E-Autos sitzen, drosselt die Produktion und kämpft weltweit mit Absatzproblemen

Statt das Problem offensiv zu adressieren, schweigt der Konzern. Doch hinter den Kulissen wurden Nachtschichten gestrichen, geplante Werksausbauten auf Eis gelegt und die Produktion mancher Standorte um bis zu ein Drittel reduziert, wie Reuters berichtet. Das Marktumfeld in China verschärft sich – neue Anbieter wie Xiaomi gewinnen rasant Marktanteile, während bei BYD Verkaufszahlen stagnieren oder sogar sinken.

Preisoffensive und Exporte als Reaktion

Im Versuch, die Lage zu entschärfen, setzt BYD auf aggressive Preisstrategien. Das Einstiegsmodell „Möwe“ kostet nur rund 6800 Euro. Die Konkurrenz reagiert zunehmend gereizt. Chery-Chef Yin Tongyue spricht von einer Methode, die „wie Gift trinken, um den Durst zu stillen“ sei. Auch der Gründer von Great Wall Motors zieht Parallelen zum Immobilienriesen Evergrande – ein hochverschuldetes Unternehmen, dessen Scheitern Chinas Wirtschaft noch immer belastet.

Gleichzeitig verstärkt BYD seine Aktivitäten im Ausland. Vizechefin Stella Li kündigte Investitionen in Höhe von 20 Milliarden Dollar in Europa an – unter anderem in ein Werk in Ungarn, Logistikzentren und Vertriebsinfrastruktur. Sechs eigene Frachtschiffe transportieren Fahrzeuge direkt nach Großbritannien, Spanien, Italien und Belgien. Über 70.000 Autos wurden so bereits verschifft. Der Konzern kontrolliert damit große Teile der globalen Lieferkette – von der Batterie bis zum Auslieferungshafen.

Kritik aus der Politik und schwaches Europageschäft

Die chinesische Staatsführung beobachtet das Vorgehen mit zunehmender Sorge. In der Parteizeitung „Volkszeitung“ war im Juni von einer „verschleierten Form der Preissenkung“ und einem „Teufelskreis in der Autoindustrie“ die Rede. Auch das Industrieministerium intervenierte – wegen schlechter Zahlungsmoral und unfairer Bedingungen für Zulieferer.

In Europa zeigen sich erste Erfolge, doch das Bild bleibt uneinheitlich. IBYD verkauft n Großbritannien inzwischen fast so viele Autos wie Tesla. In Deutschland hingegen läuft das Geschäft nur über Mietwagenflotten und Eigenzulassungen. Privatkunden zeigen kaum Interesse. Im Mai zählte der Datendienstleister Dataforce lediglich 128 BYD-Zulassungen durch Endkunden.


BYD droht an den eigenen Zielen zu scheitern

Zwar sollen bis Jahresende 120 Verkaufsstandorte in Deutschland entstehen, doch bisher existieren nur 27. Ein früherer Manager äußert sich ernüchtert: „Das wird in diesem Jahr auf keinen Fall etwas.“ Die Preisstrategie passe nicht zum Markt. Während BYD sich als Premiumanbieter positionieren will, sehen viele Kunden das Angebot eher im Volumensegment. Die hohen Lagerbestände und die Drosselung der Produktion zeigen: Ohne Kurswechsel droht dem Konzern ein harter Aufschlag auf dem globalen Markt.

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