Im Altdorfer Wald sollen bis zu 30 Windräder entstehen – und dafür verschwinden erneut große Waldflächen. Bei einem Flächenverbrauch von 0,4 Hektar pro Anlage müssen mindestens 12 Hektar Wald gerodet werden, trotz massiver Kritik aus der Bevölkerung. Das Projekt betrifft sieben Gemeinden, die teils deutlichen Widerstand leisten. Dennoch treiben die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) gemeinsam mit iTerra Energy das Vorhaben weiter voran. Die Planung ist abgeschlossen, die erste öffentliche Präsentation steht im Mai bevor (schwaebische: 19.04.24).
Informationsveranstaltung trotz anhaltender Proteste
Am 21. Mai laden die Projektträger zu einer Informationsveranstaltung ins Kultur- und Kongresszentrum Weingarten. Interessierte können sich über den aktuellen Stand informieren. Vier Zeitfenster stehen zur Auswahl, eine Online-Anmeldung ist erforderlich. Bereits einen Tag zuvor werden Gemeinderäte der betroffenen Orte sowie die Dialoggruppe über die Inhalte informiert.

Eine neue Karte soll zeigen, wo die Windräder konkret errichtet werden. Frühere Entwürfe hatten nur grobe Anhaltspunkte geliefert. Nun wird es ernst – für viele Bürger auch bedrohlich. Besonders im Raum Vogt formiert sich Widerstand, sichtbar durch Plakate und mehrere Bürgerinitiativen. Die Kritik richtet sich gegen den massiven Eingriff in den Wald und die Sorge um lokale Trinkwasservorkommen.
Reduzierte Planung – doch der Waldverlust bleibt
Zunächst war von 39 Windrädern die Rede. Nach eigenen Angaben reduzierten die Projektträger die Zahl auf maximal 30 – aus Rücksicht auf den Arten- und Naturschutz. Doch auch diese Zahl bedeutet eine tiefgreifende Veränderung für das Waldgebiet. Insgesamt 16 Hektar müssen für Zuwegungen, Fundamentflächen und Kranstellplätze dauerhaft gerodet werden. Das entspricht rund 22 Fußballfeldern.
„Die Windpark Altdorfer Wald GmbH WAW stellt im zweiten Schritt bis zum 30. Juni 2025 einen Antrag nach dem Windenergieflächenbedarfsgesetz (WindBG)“, heißt es auf der offiziellen Projektseite. Dieses Gesetz soll Planungsverfahren beschleunigen, obwohl der Eingriff in die Natur erheblich ausfällt. Die Projektträger versichern, dass Umweltstandards eingehalten werden – doch das Vertrauen vieler Bürger bleibt erschüttert.
Zeitstrahl bis zur Inbetriebnahme
Das Genehmigungsverfahren läuft über das Landratsamt Ravensburg. Dort stehen die Umweltverträglichkeitsprüfung sowie das immissionsschutzrechtliche Verfahren an. Dabei prüft die Behörde die Auswirkungen auf Mensch, Landschaft und Natur. Erst wenn alle Auflagen erfüllt sind, kann der Bau beginnen.
Die Projektgesellschaft hält am bisherigen Zeitplan fest. 2025 soll der Genehmigungsantrag vorliegen, 2026 könnten die Genehmigungen folgen. Anschließend sind zwei Jahre für Bau, Logistik und Netzanschluss vorgesehen. Im Jahr 2029 sollen die Windräder in Betrieb gehen.
Bevölkerung fühlt sich übergangen
Obwohl das Projekt formal korrekt abläuft, fühlen sich viele Anwohner übergangen. Die Informationspolitik wird als einseitig empfunden, kritische Stimmen dringen kaum zu den Entscheidern durch. In mehreren Orten regt sich Widerstand, nicht nur wegen der geplanten Rodung, sondern auch wegen des generellen Ausbaus der Windkraft im Wald.
Die Sorgen betreffen den Verlust ökologisch wertvoller Waldflächen, die mögliche Beeinträchtigung des Trinkwasserschutzes sowie eine als einseitig empfundene Ausrichtung der Energiepolitik. Dass erneut über 16 Hektar Wald gerodet werden sollen, empfinden viele als einen zu hohen Preis – selbst unter dem Eindruck der Klimadebatte.
Der Altdorfer Wald steht damit exemplarisch für den wachsenden Konflikt zwischen Energiewende und Naturschutz. Während politische Vorgaben auf mehr Tempo drängen, wächst in vielen Gemeinden der Eindruck, dass Entscheidungen über die Köpfe der Menschen hinweg getroffen werden.
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