Tierschutzbund: Wegen Energiekosten – 25 % aller Tierheime gefährdet

Der Deutsche Tierschutzbund schlägt Alarm: Möglicherweise muss jedes vierte Tierheim in Deutschland schließen, denn Tierheime können die hohen Energiekosten nicht bezahlen. In Stuttgart machte sich der Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Bündnis 90/Grüne) ein Bild von der prekären Lage. Auch in Baden-Württemberg sind sehr viele Einrichtungen betroffen (swr, 19.11.2022).


Bündel von Problemen bei den Tierheimen

Beim gefährdeten Viertel der deutschen Tierheime kommen nach Aussagen des Verbandspräsidenten Thomas Schröder sehr viele Probleme zusammen. Dem pflichtete in Stuttgart Julia Stubenbord als baden-württembergische Landestierschutzbeauftragte bei. Sie konstatierte, dass prinzipiell alle Tierheime unter Druck stünden. Zwei finanzielle Probleme seien erst in letzter Zeit durch den erhöhten Mindestlohn und die gestiegenen Energiekosten entstanden. Doch auch gestiegene Tierarztkosten belasten nicht nur Tierhalter, sondern auch Tierheime.

Hohe Energiekosten sind momentan ein enormes Problem. Auch Tierheime sind davon betroffen und in ihrer Existenz gefährdet.
Tierschutzbund: Wegen Energiekosten – 25 % aller Tierheime gefährdet

Tierärztinnen und -ärzte freuen sich über eine neue Gebührenordnung, die teilweise eine Verdopplung ihrer Honorare vorsieht, doch die Halter und Heime müssen dafür aufkommen. Die Halter*innen wiederum trennen sich bisweilen von ihren langjährigen Gefährten, wenn sie die Behandlungskosten nicht mehr tragen können. Die Tiere landen dann im größtenteils in Tierheimen. Das verschärft deren Probleme.


Forderung nach besserer öffentlicher Finanzierung

Tierheime leben zu unterschiedlichen Anteilen von öffentlichen Geldern und Spenden. Die Spendenbereitschaft ist zwar ungebrochen, kann aber die teilweise exorbitant gestiegenen Kosten nicht vollständig kompensieren. Von diesen sei man kalt erwischt worden, so Tierschutzpräsident Schröder. Er fordert daher vom Bund, den Ländern und den Kommunen, die Finanzierung der Tierheime zu verbessern. Für eine Abwehr der drängendsten Finanzierungssorgen nannte er die Summe von 380 Millionen Euro, die zunächst einmalig ausreichen würden. Dies sagte er während des Besuchs eines Stuttgarter Tierheims gemeinsam mit Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir. Dieser mahnte derweil bei potenziellen Käufern von Haustieren Besonnenheit an. Sie sollten so eine Kaufentscheidung gründlich überdenken. Ein Haustier benötige Zeit, Platz und Geld. Tiere als Weihnachtsgeschenke lehnte der Politiker ab.

Schröder verwies auf die aktuelle Bedeutung der Energiekosten: Die meisten Tierheime seien alt und daher energetisch längst nicht auf dem jüngsten Stand. Da sich die Energiekosten mancherorts verfünffacht hätten, wären Investitionen in die energetische Sanierung sehr sinnvoll. Dafür solle ein Großteil der erwähnten 380 Millionen Euro ausgegeben werden, um die Heime zukunftssicher zu machen. Deren Wärmebedarf sei relativ groß, denn bestimmte Insassen, darunter verletzte Eichhörnchen und Igel, dürfen keinesfalls auskühlen. Manche Tiere haben von Natur aus einen hohen Wärmebedarf, weil sie aus tropischen Regionen stammen. Besonders viel Energie benötigen die Terrarien für Schlangen, Warane, Spinnen und Kleinkrokodile. Diese kostspieligen Reptilien verursachen auch bei privaten Haltern ernorme Kosten, weshalb Schröder in den kommenden Wochen und Monaten mit einer Abgabeflut rechnet.

Spende von Özdemir

Der Bundesminister versprach, sich um die Probleme der deutschen Tierheime zu kümmern. Diese seien zu lange ignoriert worden. Dem Stuttgarter Tierheim übergab er vor Ort 7.500 Euro als Soforthilfe. Dieses Geld stammt aus einem Hilfsfonds über fünf Millionen Euro für diejenigen Haustiere, die ukrainische Flüchtlinge meistens bei ihrer Ankunft in Deutschland in Tierheimen abgeben, weil sie diese in Aufnahmeeinrichtungen nicht unterbringen können oder wollen. Özdemir teilte außerdem mit, dass der Bund momentan die Gründung einer Stiftung für die Förderung von Tierheimen prüfe.

Der Tierschutzpräsident Thomas Schröder forderte, den Onlinehandel mit Tieren grundsätzlich zu verbieten. Diese Forderung trägt das Ministerium von Özdemir wohl nicht vollständig mit. Es habe aber mit einschlägigen Verkaufsplattformen Kontakt aufgenommen, um die Kontrollen und Reglements zu verbessern, so der Minister. Die Händler sollten per Selbstverpflichtung auf die Einhaltung von Standards achten. Dies erschien Schröder als nicht ausreichend, weil es nach allen Erfahrungswerten kaum bis gar nicht funktioniere.


Drängendstes Problem: Energiepauschale für Tierheime

Für den kommenden Winter dürfte die Einführung einer Energiepauschale für Tierheime am schnellsten helfen. Darauf wies die Landestierschutzbeauftrage von Baden-Württemberg Julia Stubenbord hin. Sie warnte außerdem vor einer Flut neuer Abgaben von unerwünschten Haustieren in den Tierheimen. Viele Menschen hätten während der Coronakrise spontan Haustiere erworben, von denen sie sich nun schon wieder trennen würden. Dieser Trend nehme aktuell noch zu. Bis vor einigen Monaten hätte es aber noch Privatpersonen gegeben, die diese Tiere aufgenommen hätten, doch diese würden sich das nun wegen der gestiegenen Energiekosten doppelt und dreifach überlegen.

Die Energiekosten seien aber auch für die Tierheime das größte Problem. Diese würden daher dringend Unterstützung in Form einer Energiepauschale benötigen. Natürlich gebe es noch mehr Probleme mit den Insassen von Tierheimen: Ihnen fehle dort das gewohnte soziale Umfeld, das beispielsweise aus einer Mensch-Hund-Bindung besteht. Darauf würden sie aggressiv reagieren, was sie noch schwerer vermittelbar mache. Wenn schon Tierheime all diese Probleme bewältigen müssten, dürfe man sie bei den Energiekosten nicht allein lassen, so die Expertin. Ansonsten drohe einer signifikanten Zahl dieser notwendigen Anlaufstellen tatsächlich das Aus.

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