Strompreis fast verzehnfacht – kommt jetzt auch noch eine Stromkrise

Um die Gasvorräte zu schonen, sollen Kohlekraftwerke aus der Reserve beziehungsweise sogar bereits stillgelegte Kohlekraftwerke wieder zurück ans Netz. Wirtschaftsminister Habecks Plan dazu lässt sich allerdings nicht so schnell umsetzen, wie dieser es sich wünscht. Die Kraftwerksbetreiber haben ihr Personal größtenteils schon entlassen und ihre Kohlevorräte vor der Abschaltung weitgehend aufgebraucht. Infolgedessen produzierten die Gaskraftwerke im Mai und im Juli mehr Strom als ein Jahr zuvor. Dabei explodieren die Strompreise an der Strombörse geradezu. Kommt jetzt nach der Gaskrise auch noch eine Stromkrise?


Gaskraftwerke produzieren trotz Gasknappheit Rekordstrommengen

Der Vorstandschef einer unter Aurubis firmierenden Kupferhütte kommentiert die aktuelle Lage so: „Wie will man dem Bürger denn erklären, er soll sparen oder frieren, wenn zugleich Milliarden Kubikmeter des wertvollen Rohstoffs völlig unnötig verfeuert werden. Die Fortsetzung der vermeidbaren Verstromung von Erdgas auf hohem Niveau ist verantwortungslos, wenn nicht sogar strafbar“.

Strompreis fast verzehnfacht - kommt jetzt auch noch eine Stromkrise. Gaskraftwerke produzieren trotz Gasknappheit Rekordstrommengen
Strompreis fast verzehnfacht – kommt jetzt auch noch eine Stromkrise. Gaskraftwerke produzieren trotz Gasknappheit Rekordstrommengen

Kohlekraftwerke kommen nicht schnell genug ans Netz zurück

Der durch mehrere Umstände verzögerte Hochlauf der Kohlekraftwerke aus der Reserve trägt nach Meinung mehrerer Energieexperten bereits zur nächsten Krise bei. Während die Bürger des Landes ihren Blick auf die nächste Gasabrechnung richten und sich mit Heizlüftern bereits darauf vorbereiten im Winter nicht zu frieren, droht am Strommarkt das nächste Fiasko. Javier Blas, Experte der Agentur Bloomberg, bemerkt dazu: „Die Lage am Strommarkt kann einem eine höllische Angst einjagen“. An der Strombörse wird Strom zur Lieferung für das vierte Quartal schon für 600 Euro pro Megawattstunde gehandelt (Handelsblatt: 26.07.22). Das sind 580 Prozent mehr als im Vorjahr. Selbst Strom, der erst im Jahr 2023 geliefert wird, kostet schon 450 Euro pro Megawattstunde, eine Verzehnfachung des früheren Niveaus. „Der Preisanstieg ist wirklich atemberaubend“, sagt Lion Hirth, Energieexperte der Hertie School: „Das gab es in der Geschichte des Strommarkts noch nie.“ Die Stromkrise bahnt sich bereits an.


Ausfall französischer Atomkraftwerke treibt Preise in ganz Europa

Bei den Preiserhöhungen spielt auch der Ausfall vieler französischer Atomkraftwerke eine Rolle. Wie lange das Preisniveau auf dieser Höhe bleiben, können die Experten nicht einschätzen. Die Preise werden allerdings auch noch über die geplante Abschaltung deutscher Atomkraftwerke und den verzögerten Start der Kohlekraftwerke getrieben. Bei den hohen Gaspreisen rechnen Experten damit, dass der Strompreis für den Verbraucher von derzeit rund 35 Cent in kurzer Zeit auf ein Euro und mehr pro Kilowattstunde steigen könnte.

Energieexperte Alexander Weiss, Senior Partner der Unternehmensberatung McKinsey kommentiert die Lage am Strommarkt so: „Es ist möglich, dass wir in Deutschland vor einer Gasknappheit noch eine Stromknappheit bekommen könnten“.

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