Stellantis-Krise in Italien: Automobilproduktion fällt auf historischen Tiefstand

Die italienische Fahrzeugindustrie durchlebt eine beispiellose Krise. Im ersten Quartal 2025 sank die gesamte Automobilproduktion auf 109.900 Fahrzeuge – ein Niveau, das zuletzt 1956 erreicht wurde. Dieser dramatische Einbruch betrifft vor allem den Stellantis-Konzern, der in Italien den Großteil der Produktion verantwortet. Laut Angaben der Metallgewerkschaft FIM-CISL fiel die Produktion im Vergleich zum Vorjahr um 36 Prozent. Selbst in den 1960er-Jahren fertigte Fiat pro Quartal deutlich mehr Fahrzeuge. Betroffen sind sowohl Pkw als auch Nutzfahrzeuge (auto-motor-und-sport: 16.04.25).


Strukturprobleme und internationale Risiken

Die Gewerkschaft beschreibt die Lage als „perfekten Sturm“. Eine schwächelnde Nachfrage, tiefgreifende Umbrüche im Zuge der Elektromobilität und neue US-Zölle belasten das Geschäft. John Elkann, der nach der Abberufung von Carlos Tavares die Führung übernommen hat, hält zwar an Investitionen von zwei Milliarden Euro für den Standort Italien fest. Gleichzeitig warnt er jedoch, dass wachsende Handelsbarrieren diese Investitionen entwerten könnten.

Die Automobilproduktion in Italien erreicht 2025 den tiefsten Stand seit 1956 – ein dramatischer Einbruch, der vor allem Stellantis belastet
Die Automobilproduktion in Italien erreicht 2025 den tiefsten Stand seit 1956 – ein dramatischer Einbruch, der vor allem Stellantis belastet

In mehreren Werken des Konzerns führt der Auftragsmangel bereits zu Umstrukturierungen. Besonders hart trifft es das traditionsreiche Werk Mirafiori in Turin. Wegen rückläufiger Produktionszahlen verlagert die Konzernleitung nun die Fertigung der Maserati-Modelle GranTurismo und GranCabrio zurück nach Modena. Dort lassen sich kleinere Serien effizienter fertigen, denn die Anlage ist nicht auf Massenproduktion ausgelegt – anders als das Turiner Werk, wo der Fiat 500e vom Band läuft.

Massive Verunsicherung bei Beschäftigten

Die Gewerkschafter reagieren alarmiert. Zwar sei mit einer langsamen Erholung gerechnet worden, jedoch nicht mit einem derart drastischen Einbruch. „Wir haben keine schnelle Erholung erwartet, aber wir dachten nicht, dass es so schlimm werden würde“, erklären Vertreter von FIM-CISL. Sie sorgen sich nicht nur um die Belegschaft, sondern auch um mögliche Auswirkungen auf globale Lieferketten.

Die Rückverlagerung der Maserati-Produktion nach Modena wirkt wie ein symbolischer Rückschritt. Während andere Länder massiv in den Hochlauf der Elektromobilität investieren, droht Italien den Anschluss zu verlieren. Der Konzern setzt zwar auf neue Technologien, doch ohne stabile Nachfrage fehlt die wirtschaftliche Grundlage für den Ausbau.

Italienische Fahrzeugproduktion vor weiterem Einbruch?

Bei anhaltend schwierigen Rahmenbedingungen droht ein weiteres Jahr mit niedrigen Produktionszahlen. Besonders besorgniserregend erscheint der Umstand, dass sich bislang keine Trendwende abzeichnet. Der Rückgang um 36 Prozent lässt sich kaum durch Einmaleffekte erklären. Vielmehr offenbaren sich strukturelle Schwächen im italienischen Automobilsektor.

Die Lage in Italien ist kein Einzelfall, doch der Rückgang trifft das Land besonders hart. Der überwiegende Teil der Automobilproduktion hängt am Stellantis-Konzern. Ohne neue Impulse, etwa durch gezielte politische Maßnahmen oder internationale Kooperationen, bleibt die Industrie auf schmalem Kurs. Die Hoffnung auf eine schnelle Belebung der Nachfrage erscheint derzeit wenig realistisch.


Abwärtsspirale gefährdet Industriestandort

Die Produktionszahlen erinnern an ein Nachkriegsniveau. Fiat hatte in den 1960er-Jahren pro Quartal mehr Autos gebaut als heute das gesamte Land. Für die Gewerkschafter steht fest: Sollte sich die Lage nicht rasch stabilisieren, drohen nicht nur Standortschließungen, sondern auch ein Dominoeffekt auf andere Branchen.

Die Metallgewerkschaft appelliert an Politik und Konzernführung gleichermaßen. Ohne entschlossene Gegenmaßnahmen könnte die Autoindustrie in Italien dauerhaft an Bedeutung verlieren. Die Wettbewerbsfähigkeit steht auf dem Spiel – ebenso wie Tausende Arbeitsplätze.

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Zuletzt aktualisiert am Januar 14, 2025 um 21:39 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
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