Sonderschichten bei Volkswagen: Verbrenner statt E-Auto-Offensive

Volkswagen setzt im Sommer ein deutliches Zeichen: Trotz des geplanten Verbrenner-Aus ab 2035 laufen in Wolfsburg Sonderschichten für Benziner-Modelle an. Während die Politik weiterhin auf Elektromobilität drängt, stärkt der Konzern mit Golf, T-Roc und Tiguan seine klassischen Antriebe. Diese Modelle will VW vor ihrer finalen Elektrifizierung nochmals als Verbrenner auflegen (nordkuriere: 27.04.25).


Sonderschichten für die Erfolgsmodelle Golf, Tiguan und T-Roc

In den kommenden Monaten plant Volkswagen insgesamt 16 Sonderschichten im Montagebereich. Auch Karosseriebau und Lackiererei bereiten sich auf zusätzliche Arbeitszeiten vor. Laut Vorstandschef braucht die Verkehrswende „immer wieder Prüfpunkte, die sich an den Realitäten orientieren, wie schnell sich die E-Mobilität verbreitet“. Deshalb setzt das Unternehmen verstärkt auf bewährte Modelle, um auf aktuelle Marktentwicklungen zu reagieren.

Volkswagen setzt im Sommer auf Sonderschichten für Verbrenner-Modelle wie Golf und Tiguan. Konzern flexibel reagiert auf Marktentwicklung
Volkswagen setzt im Sommer auf Sonderschichten für Verbrenner-Modelle wie Golf und Tiguan. Konzern flexibel reagiert auf Marktentwicklung

Dieser pragmatische Kurs zeigt, dass Volkswagen nicht blind auf politische Vorgaben vertraut. Stattdessen wird die tatsächliche Nachfrage berücksichtigt, was für andere Hersteller zum Vorbild werden könnte.

CO₂-Ziele brauchen flexible Übergänge

Besonders positiv bewertet der Konzern einen vorgeschlagenen Ausgleichsmechanismus für die CO₂-Flottenziele der Jahre 2025 bis 2027. Dabei gehe „kein Gramm an CO2-Einsparung zum Schutz des Klimas verloren“, wird hervorgehoben. Gleichzeitig schaffen solche Mechanismen dringend benötigte Spielräume, um wirtschaftliche Einbrüche zu verhindern.

„Es ist ein richtiger Realitätscheck“, unterstreicht der Vorstandschef. Diese Haltung soll auch bei den kommenden Meilensteinen 2030 und 2035 gelten. Nur mit flexiblen Lösungen bleibt die Automobilindustrie innovationsfähig und wettbewerbsstark.

Volkswagen zeigt damit klar, dass Tempo und Richtung des Wandels stärker an den Markt angepasst werden müssen, um nachhaltigen Erfolg zu sichern.

Sonderschichten als strategisches Signal an die Politik

Mit den geplanten Sonderschichten sendet Volkswagen ein deutliches Signal an Politik und Öffentlichkeit. Der alleinige Fokus auf neue Elektro-Modelle reicht nicht aus, solange die Rahmenbedingungen unzureichend sind. „Der Hochlauf der E-Mobilität gelingt nicht allein mit den richtigen Autos“, heißt es klipp und klar. Ohne funktionierende Ladeinfrastruktur, bezahlbare Energiepreise und verbindliche Förderprogramme bleibt der Massenmarkt in weiter Ferne.

Obwohl der Koalitionsvertrag neue Fördermaßnahmen verspricht, bleiben konkrete Details bislang aus. Diese Unklarheit bremst die Dynamik der Verkehrswende erheblich.


Unsicherheit dämpft die Kaufbereitschaft

Die Automobilbranche registriert „Unsicherheit und Kaufzurückhaltung bei E-Auto-Kunden“. Fehlende Klarheit über Förderprogramme und die schleppende Umsetzung von Infrastrukturprojekten hemmen die Nachfrage.

Volkswagen nutzt die Sonderschichten auch als Absicherung gegen diese Risiken. Der Fokus auf bewährte Modelle stabilisiert das Geschäft in einer Phase, in der die Erfolgsaussichten neuer Technologien noch nicht garantiert erscheinen.

Ob das Verbrenner-Aus 2035 tatsächlich umgesetzt wird, bleibt unter diesen Bedingungen zunehmend zweifelhaft.

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