Die deutsche Solarindustrie erlebt einen signifikanten Rückschlag. Während die Nutzung von Sonnenenergie zunimmt, verzeichnet die deutsche Solarproduktion einen deutlichen Rückgang. Die neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass im Vergleich zum Vorjahresquartal die Produktion um 52,8 Prozent auf etwa 495.600 Stück gesunken ist. Bereits im vergangenen Jahr produzierte Deutschland mit 3,4 Millionen Solarmodulen rund 13 Prozent weniger als im Vorjahr (tagesschau: 29.07.24).
Einbruch bei Solarproduktion: Deutschlands Abhängigkeit von China wird immer größer
China bleibt Deutschlands wichtigster Lieferant von Solarmodulen. Doch auch die Einfuhren aus dem Reich der Mitte nahmen ab. Zwischen Januar und Mai dieses Jahres sanken die Importe um zwei Drittel auf etwa 605 Millionen Euro. 2023 belief sich der Wert importierter Photovoltaikanlagen auf knapp 3,6 Milliarden Euro, was einem Rückgang von 12,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Im Jahr 2023 stammten 86,4 Prozent der in Deutschland eingeführten Solarmodule aus China. Danach folgten die Niederlande mit 5,4 Prozent und Vietnam mit weniger als drei Prozent. Diese Zahlen verdeutlichen die Abhängigkeit Deutschlands von chinesischen Importen, trotz rückläufiger Einfuhrzahlen.
Krise in der Solarbranche: Hohe Kosten zwingen deutsche Hersteller zur Abwanderung
Deutsche Hersteller von Solarmodulen stehen vor erheblichen Herausforderungen. Einer der Hauptgründe für die rückläufige Produktion sind die höheren Produktionskosten im Vergleich zu Wettbewerbern aus Asien. Faktoren wie höhere Lohnkosten, strengere Umweltauflagen und hohe Energiekosten machen es schwierig, mit den günstigeren Preisen chinesischer Anbieter mitzuhalten.
Zudem haben asiatische Hersteller durch Skaleneffekte und intensive staatliche Förderung ihre Produktionskapazitäten stark ausgebaut, was zu einem globalen Preisverfall geführt hat. Deutsche Unternehmen können oft nicht mit diesen niedrigen Preisen konkurrieren, was zu einem Rückgang der inländischen Produktion und zu einer Verlagerung der Nachfrage auf importierte Module führt.
Ein weiterer Aspekt ist die Abwanderung von Solarfirmen ins Ausland, wie im Fall des Unternehmens Meyer Burger. Die Firma hat einen Großteil ihrer Produktion in die USA verlagert, um von den dortigen günstigeren Produktionsbedingungen und Förderprogrammen zu profitieren. Diese Abwanderung schwächt die deutsche Solarindustrie zusätzlich und reduziert die lokale Wertschöpfung im Bereich erneuerbarer Energien.
Wachstum der Solarenergie-Nutzung
Trotz der rückläufigen Produktions- und Importzahlen gewinnt die Solarenergie in Deutschland an Bedeutung. Im April 2024 waren 3,4 Millionen Solaranlagen mit einer Nennleistung von 81.500 Megawatt installiert. Dies entspricht fast 30 Prozent mehr Anlagen als im Vorjahr, während die installierte Leistung um 20,5 Prozent zunahm.
Im Jahr 2023 lieferten die Solaranlagen mit 53,6 Millionen Kilowattstunden etwa zwölf Prozent des in Deutschland eingespeisten Stroms. Besonders im Juni wurde mehr als ein Viertel des Sonnenstroms produziert. Unter den Stromproduzenten befinden sich auch 1,8 Millionen private Haushalte, die ihren erzeugten Solarstrom ins Netz einspeisen und dafür Vergütung erhalten. Im Jahr 2022 erzielten diese Haushalte durchschnittlich Einnahmen von 183 Euro im Monat, was etwa ein Drittel weniger ist als sieben Jahre zuvor.
Stromüberschuss und Kosten
Die zunehmende Einspeisung von Solarstrom führt jedoch auch zu Herausforderungen. Ein erheblicher Überschuss an Solarstrom kann das Stromnetz überlasten und zu negativen Strompreisen führen. Besonders in Zeiten hoher Sonneneinstrahlung und geringer Nachfrage muss der überschüssige Strom ins Ausland exportiert oder die Produktion gedrosselt werden. Dies verursacht zusätzliche Kosten für Netzbetreiber und letztlich für Verbraucher.
Die hohe Einspeisung von Solarstrom erfordert eine flexible Netzsteuerung und den Ausbau von Speichermöglichkeiten. Um den Stromüberschuss sinnvoll zu nutzen, sind Investitionen in Technologien wie Batteriespeicher und intelligente Netze notwendig. Diese Maßnahmen sollen helfen, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und die Kosten für den Umgang mit überschüssigem Strom zu senken.
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