Sinkender Gewinn – schwacher Wind belastet Halbjahresbilanz von RWE

Schwacher Wind, ein rückläufiges Handelsgeschäft und ungünstige Wetterbedingungen drückten im ersten Halbjahr auf das Ergebnis von RWE. Trotz höherer Stromproduktion peilt der Essener Energiekonzern weiterhin einen Jahresgewinn von bis zu 5,15 Milliarden Euro an. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sank deutlich – von 2,9 Milliarden Euro im Vorjahr auf 2,1 Milliarden Euro (handelsblatt: 14.08.25).


Schlechter Wind belastet Offshore-Erträge

„Wir haben die Hälfte unseres Jahresziels erreicht und bestätigen daher unsere Prognose für 2025“, erklärte RWE-Chef Markus Krebber bei der Präsentation der Zahlen. An der Börse löste das keine Begeisterung aus: Der Aktienkurs verlor zeitweise mehr als vier Prozent. Hauptursache der rückläufigen Erträge war der schwache Wind in Europa. Die Offshore-Stromproduktion schrumpfte von 5,8 auf 4,4 Gigawattstunden. RWE-Finanzchef Michael Müller verwies zudem auf gesunkene Börsenstrompreise und geopolitische Spannungen, die den Handel belasteten. Das Ebitda verringerte sich so um mehr als 700 Millionen Euro.

RWE leidet unter schwachem Wind und sinkenden Erträgen -. Investitionen sinken, Risiken in den USA steigen
RWE leidet unter schwachem Wind und sinkenden Erträgen -. Investitionen sinken, Risiken in den USA steigen

„Der Markt ist getrieben von geopolitischen Ereignissen, und in so einem Umfeld reduzieren unsere Händler ihre Positionen und warten erst einmal ab“, erläuterte Müller. Im Juli entsprachen die Resultate allerdings wieder den Erwartungen.

Schulden steigen – Investitionen sinken

Der operative Cashflow brach im ersten Halbjahr ein – von einem Plus von 457 Millionen Euro auf ein Minus von 1,2 Milliarden Euro. Gleichzeitig stiegen die Investitionen um 200 Millionen Euro. Die Nettoschulden erhöhten sich um mehr als 4,4 Milliarden Euro auf 15,5 Milliarden Euro. Ursprünglich hatte RWE geplant, im Rahmen des „Going Green“-Plans bis 2030 rund 55 Milliarden Euro in Wind, Solar, Batterien, Erdgas und Wasserstoff zu investieren.

Diese Summe sinkt nun um zehn Milliarden Euro. Parallel läuft ein Aktienrückkaufprogramm über insgesamt 1,5 Milliarden Euro, um unzufriedene Investoren zu besänftigen. „Aktuell sind wir bei der zweiten Tranche von insgesamt drei“, erläuterte Müller. Je Tranche kauft RWE Aktien im Wert von 500 Millionen Euro zurück.

Skepsis unter Investoren

Einige Großaktionäre halten die Investitionen trotz Kürzung für zu hoch. In Anlegerkreisen heißt es, RWE plane, in den kommenden Jahren das Doppelte seines Marktwerts zu investieren – ein riskanter Ansatz in unsicheren Zeiten. „Es ist uns bisher gelungen, das Zollrisiko für den derzeitigen Ausbau weitgehend zu vermeiden“, betonte Krebber zuletzt. Für jede neue Investitionsentscheidung müsse dies jedoch gewährleistet bleiben.

Zusätzliche Unsicherheiten belasten den US-Markt für erneuerbare Energien. Das Steuergesetz „Big Beautiful Bill“ von Präsident Donald Trump sieht vor, dass ab 2027 sämtliche Förderungen für neue Wind- oder Solarprojekte gestrichen werden. Experten rechnen dadurch mit einem massiven Nachfragerückgang.


Risiken im US-Markt

Für RWE wäre dies besonders problematisch. Vor zwei Jahren übernahm der Konzern für 6,8 Milliarden Euro das US-Solarunternehmen Con Edison und stieg damit zum zweitgrößten Betreiber von Solarparks in den USA auf. Über 40 Prozent des grünen Stroms stammen inzwischen aus Nordamerika. Ein Großteil der Investitionen floss ebenfalls dorthin. Nach dem von Trump verhängten Baustopp für neue Offshore-Parks zog RWE jedoch Konsequenzen. Zwar steige die Stromnachfrage in den USA so stark wie kaum anderswo, doch die politische Unsicherheit bremse neue Projekte. „Für künftige Investitionen in den USA stellen wir höhere Anforderungen“, unterstrich Krebber auf der Hauptversammlung.

Hoffnung auf dem deutschen Markt

Etwas optimistischer blickt der Konzern derzeit auf Deutschland. Vor wenigen Tagen verkündete Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU), dass die EU offenbar grünes Licht für einen Teil der geplanten neuen Gaskraftwerke gegeben hat. Sollten die geplanten Reformen für einen kosteneffizienten Ausbau der Erneuerbaren, ein stabiles Stromnetz und mehr Wettbewerbsfähigkeit der Industrie greifen, könne sich RWE zusätzliche Investitionen am Standort vorstellen, betonte Krebber.

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