Die Energiewende stößt in Deutschland auf zunehmenden Widerstand. Hohe Kosten, steigende Strompreise und der massive Ausbau der Netzinfrastruktur belasten die Akzeptanz in der Bevölkerung. Trotz der Dringlichkeit des Wandels zweifeln immer mehr Menschen an der Umsetzbarkeit und den daraus resultierenden Kosten (telepolis: 15.09.24).
RWE stoppt Ausbau: Warum Deutschlands einstige Energie-Reserve jetzt stillsteht
Bereits seit den 1930er-Jahren wurde die deutsche Energieversorgung auf große Kohlekraftwerke umgestellt. Pumpspeicherkraftwerke dienten damals als Reserve für den Fall von Kraftwerksausfällen. RWE, einer der führenden Energiekonzerne, beteiligte sich daher mit 50 Prozent am Bau des Schluchseewerks. Doch in den letzten Jahren wurde der Ausbau solcher Speicher gestoppt. Naturschutzauflagen und mangelnde Wirtschaftlichkeit führten zu diesem Schritt.
Das Ende des Steinkohlebergbaus und seine Folgen
Mit dem Auslaufen des Steinkohlebergbaus im Saarland 2012 und dem Ende der Subventionen 2018 verschwand auch die traditionelle Energiequelle weitgehend aus Deutschland. Während der Bergbau in früheren Jahren noch hohe Erträge brachte, stiegen die Kosten mit der Zeit stetig an. Zusätzlich sorgten Bergschäden, insbesondere durch Erdbeben im Saarland, für Bedenken. Die Situation im Ruhrgebiet ist heute zwar ruhiger, dennoch sind Langzeitschäden immer noch eine Herausforderung. Die Gruben müssen kontinuierlich entwässert werden, und die Überwachung des Einsatzes von Abfall- und Reststoffen bleibt notwendig. Der Rückzug aus der Kohle zeigt, wie aufwendig der Umgang mit fossilen Energieträgern ist.
Doch wer wünscht sich die Rückkehr zu diesen alten Technologien? In Deutschland sind es vor allem jene, die keine tiefere Kenntnis der Energiebranche haben. Sie fordern eine Rückkehr zu einer Zeit, in der Strom aus der Steckdose als selbstverständlich galt. Gleichzeitig ignorieren sie die hohen Kosten und den Umweltschaden, den die fossilen Energien verursachten. Für Unternehmen, die mit Strom ihr Geld verdienen, ist eine Rückkehr zu fossilen Großkraftwerken keine Option.
Herausforderungen bei der Umsetzung der Energiewende
Die Energiewende bringt viele Veränderungen mit sich. Der Umstieg auf erneuerbare Energien erfordert nicht nur den Bau von Windkraftanlagen und Solaranlagen, sondern auch die Modernisierung der Netze. Diese Maßnahmen stoßen jedoch auf mangelnde Akzeptanz in der Bevölkerung. Viele verstehen nicht, warum die Umstellung so teuer sein muss, wenn Sonne und Wind kostenlos sind. Hinzu kommen Forderungen nach unterirdischen Stromtrassen, die deutlich teurer sind als Freileitungen.
Die Netzstabilität ist ein weiteres großes Thema. Bei Stromknappheit greifen Netzbetreiber auf den sogenannten Lastabwurf zurück, um das Netz zu stabilisieren. Das bedeutet, dass bestimmte Verbraucher vorübergehend vom Netz getrennt werden. Wärmepumpen und Ladestationen für Elektroautos könnten in solchen Fällen vorübergehend abgeschaltet werden, allerdings nur, wenn diese Kunden entsprechende Rabatte erhalten. Ohne vertragliche Vereinbarungen darf jedoch kein Kunde vom Netz getrennt werden.
Staatliche Unterstützung als Ausweg?
EnBW-Chef Georg Stamatelopoulos betont in mehreren Interviews, wie schwierig die Lage der Elektrizitätswirtschaft inzwischen geworden ist. Der Widerstand gegen den notwendigen Ausbau der Stromnetze, die fehlende Akzeptanz für die Digitalisierung und die Forderungen nach geringeren Kosten stellen die Branche vor große Herausforderungen. Gleichzeitig sieht er die Notwendigkeit, dass der Staat in dieser Phase unterstützt. Die Investitionen in die Infrastruktur, die für die Energiewende nötig sind, übersteigen die Möglichkeiten der Kunden und der Industrie.
Die geschätzten Kosten von 1,2 Billionen Euro, die bis 2035 notwendig sein werden, um die Energiewende zu vollziehen, lassen sich nicht allein durch den Markt bewältigen. Staatliche Eingriffe sind daher unvermeidbar. Obwohl die Politik in Deutschland auf marktwirtschaftliche Lösungen setzt, wird die Energiewende ohne staatliche Unterstützung nicht gelingen.
Langfristig könnten die Preise zwar sinken, da erneuerbare Energien keine Brennstoffkosten haben, doch kurzfristig belasten die hohen Investitionskosten alle Beteiligten.
Lesen Sie auch:
- Hundertprozentige Versorgung aus erneuerbaren Energien nicht möglich
- Explodierende Kosten, wenig Erfolg – die wahre Bilanz der deutschen Energiewende
- Eon-Chef fordert gerechte Energiewende: Der Geringverdiener trägt die Last
- Studie schlägt Alarm: Energiewende ohne Kurswechsel vor dem Scheitern