Shell meldete für das dritte Quartal einen Milliardengewinn von 9,45 Milliarden Dollar. Aufgrund eines schwächeren Raffinerie- und Gashandels liegt der Quartalsgewinn unter dem Rekordwert des Vorquartals. Der Konzern kündigte an, die Dividende bis zum Jahresende deutlich zu erhöhen (reuters, 27.09.2022).
Shell will nach Milliardengewinn Dividende erhöhen und eigene Aktien zurückkaufen
Shell weitete auch sein Aktienrückkaufprogramm aus und kündigte an, in den nächsten drei Monaten Aktien im Wert von 4 Mrd. USD zu kaufen, nachdem im vorangegangenen Quartal bereits Aktien im Wert von 6 Mrd. USD zurückgekauft wurden.
Bild: Blademaster88, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Das Unternehmen erklärte, dass es beabsichtigt, seine Dividende im vierten Quartal um 15 % zu erhöhen, wenn der Vorstandsvorsitzende nach neun Jahren an der Spitze des Unternehmens zurücktritt. Van Beurdens Nachfolger wird Wael Sawan, der derzeitige Leiter von Shells Erdgas- und kohlenstoffarmer Abteilung.
Aktie nach Bekanntgabe an der Börse gestiegen
Die Dividende soll im März ausgezahlt werden. Die Shell-Aktien stiegen nach der Bekanntgabe in London um 2,5 %. Mit einem Milliardengewinn von 30,5 Mrd. USD in diesem Jahr ist Shell auf dem besten Weg, seinen Rekordjahresgewinn von 31 Mrd. USD im Jahr 2008 zu übertreffen. Die hohen Gewinne dürften die Forderungen in Großbritannien und der Europäischen Union nach weiteren Steuern auf Energieunternehmen verstärken.
Die Shell-Aktien haben im bisherigen Jahresverlauf um mehr als 40 % zugelegt, was auf die steigenden Öl- und Gaspreise nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar und die Verknappung des weltweiten Öl- und Gasangebots zurückzuführen ist.
Der Konkurrent TotalEnergies verzeichnete im dritten Quartal ebenfalls einen Rekordgewinn (reuters, 27.09.2022).
Der bereinigte Quartalsgewinn von 9,45 Mrd. USD, der die Prognosen leicht übertraf, wurde durch einen starken Rückgang von 38 % in der Sparte Gas und erneuerbare Energien, der größten Sparte von Shell, beeinträchtigt. Im zweiten Quartal hatte der Gewinn einen Rekordwert von 11,5 Milliarden Dollar erreicht.
Shell ist weltgrößter Händler von Flüssiggas
Der weltgrößte Händler von verflüssigtem Erdgas (LNG) produzierte im Berichtszeitraum mit 7,2 Millionen Tonnen 5 % weniger LNG als im Vorjahr, was vor allem auf die anhaltenden Streiks in seiner australischen Prelude-Anlage zurückzuführen ist. Das Gashandelsgeschäft litt in diesem Quartal unter „Versorgungsengpässen in Verbindung mit erheblichen Unterschieden zwischen Papier- und physischen Realisierungen in einem volatilen und gestörten Markt“.
Auch die Erträge der Sparte Raffinerie, Chemie und Ölhandel gingen im Quartal aufgrund schwächerer Raffineriemargen deutlich um 62 Prozent zurück. Shell erklärte, es werde an seinen Plänen festhalten, in diesem Jahr zwischen 23 und 27 Milliarden Dollar auszugeben.
Der Cashflow von Shell sank im Quartal drastisch auf 12,5 Milliarden Dollar gegenüber 18,6 Milliarden Dollar im Vorquartal, was auf einen hohen Abfluss von Betriebskapital in Höhe von 4,2 Milliarden Dollar infolge von Wertänderungen bei den europäischen Gasvorräten zurückzuführen ist.
Die Nettoverschuldung von Shell stieg um rund 2 Mrd. Dollar auf 46,4 Mrd. Dollar, was auf einen geringeren Cashflow aus der Geschäftstätigkeit und die Bezahlung einer kürzlich getätigten Übernahme zurückzuführen ist. Der Verschuldungsgrad, das sogenannte Gearing, stieg ebenfalls auf über 20 %.
Lesen Sie auch:
- EU-Kommission: Gaspreismaßnahmen müssen Nachfrageschub vermeiden
- Hohe Erdgaspreise treiben europäische Hersteller zur Verlagerung in die USA
- Strom- und Gaspreise explodieren – europäische Wirtschaft gefährdet
- Doppel-Wumms – Das Pferd von hinten aufgezäumt
- China stoppt Verkauf von LNG nach Europa
Price: € 9,50