Die schwimmende Solaranlage auf dem Cottbuser Ostsee sollte bald rund 8.000 Haushalte mit umweltfreundlichem Strom versorgen. Doch noch bevor sie ans Netz geht, verursacht ein schwerer Sturm erste Schäden. Nun stellt sich die Frage, wie das Projekt vorangetrieben werden kann (rbb24: 12.02.25).
Drohnenaufnahmen zeigen das Ausmaß der Schäden
Mehrere Solarmodule haben sich gelöst, treiben auf der Wasseroberfläche oder sind auf den Grund des Sees gesunken. Drohnenaufnahmen dokumentieren das Ausmaß der Zerstörung. Die Anlage, die der Energiekonzern Leag im Oktober des vergangenen Jahres am Cottbuser Ostsee fertiggestellt hat, zeigt bereits deutliche Schwachstellen. Sturm und hohe Wellen haben der Konstruktion zugesetzt und große Teile beschädigt.
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Bild: Floating PV Anlage auf dem Cottbuser Ostsee, LEAG, 17.10.2024, **Foto: Andreas Franke** © LEAG
Sebastian Fritze, Präsident des Landesamts für Bergbau, Geologie und Rohstoffe, sieht dringenden Handlungsbedarf. Sein Appell lautet: Schnelles Eingreifen ist erforderlich. Stürme und Wellen treten regelmäßig auf, was zusätzlichen Schutz notwendig macht. Die Behörde fordert deshalb eine rasche Reaktion der Stadt Cottbus, die das Projekt genehmigt hat und nun unter Druck steht.
Verantwortung bleibt umstritten
Im Wirtschaftsausschuss der Stadt Cottbus wurde das Thema ausführlich besprochen. Vertreter der Leag schilderten die aktuelle Lage und mögliche Reparaturmaßnahmen. Die Stadt sieht sich jedoch nicht in der Verantwortung. Statiker hätten das Bauwerk bereits geprüft und abgenommen. In einer schriftlichen Stellungnahme heißt es, dass die weitere technische Verantwortung beim Unternehmen und den beteiligten Planern liege.
Dominique Guillou, CEO von Leag Renewables, verweist auf die Besonderheiten des Projekts: „Wir haben die größte Solaranlage Deutschlands auf einem See gebaut. Da gibt es Naturgewalten, deren Auswirkungen man nie komplett einschätzen kann.“ Gerade bei einem Pilotprojekt dieser Größe könnten unvorhergesehene Herausforderungen auftreten.
Reparaturen laufen unter Hochdruck
Etwa sechs Prozent der Solaranlage auf dem Cottbuser Ostsee sind betroffen. Die Leag arbeitet an schnellen Lösungen, um die Schäden zu beheben. Guillou erklärt den Plan: Zuerst wurde die Unterkonstruktion verstärkt, um künftigen Belastungen besser standzuhalten. Der nächste Schritt ist die Bergung der defekten Module, bevor abschließend ein Wellenbrecher installiert wird, der die Anlage vor weiteren Schäden schützen soll.
Ob diese Maßnahmen ausreichen, bleibt unklar. Skeptisch zeigt sich Harald Groba, Bürgermeister der Ostsee-Anrainer-Gemeinde Teichland. Er zweifelt daran, dass die schwimmende Konstruktion langfristig den Belastungen durch Stürme und Frost standhalten kann. „Ich denke, inzwischen hat das Unternehmen gemerkt, dass es so nicht funktioniert“, erklärt er. Groba plädiert für den Rückbau der Anlage, um den See stärker für den Tourismus zu nutzen.
Zukunft der Anlage steht dennoch fest
Trotz der Rückschläge hält die Leag an der Solaranlage fest. Das Unternehmen ist weiterhin überzeugt, dass das Projekt erfolgreich sein wird. Die Anlage am Cottbuser Ostsee soll bald rund 8.000 Haushalte in der Region mit Strom versorgen.
Die schwimmende Solaranlage bleibt ein Pionierprojekt mit Vorbildcharakter. Die jüngsten Probleme verdeutlichen jedoch, dass innovative Ansätze auch Risiken bergen. Ob die geplanten Maßnahmen die Anlage ausreichend schützen, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.
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