Seit fast zwei Jahren kämpft das Rottwerk in Pocking mit hohen Stromkosten. Sie müssen den Betrieb vorübergehend einstellen, aber es gibt Hoffnung.
Stephan Bauer, der Geschäftsführer, steht im Kontrollzentrum des Rottwerks und zeigt auf einen schwarzen Regler am grünen Schaltpult. „Mit ihm kann man alles ganz schnell ausschalten“, sagt er laut BR24. Am 31. Dezember wird dieser Schalter umgelegt. Dann sind alle Öfen in der RW Silicium GmbH in Pocking im Landkreis Passau wieder aus. (BR24 29.12.2023)
Schon vor einem Jahr wurde der Betrieb für Monate eingestellt. Von März bis Dezember lief die Produktion nur in einem der vier Öfen. „Und trotzdem haben wir uns schwergetan, unser Silizium auf den Markt zu bringen. Wir sind gezwungen, noch mal runterzufahren“, erklärt Bauer. Für das erste Quartal 2024 plant das Unternehmen Kurzarbeit.
Das Problem: Der Produktionsprozess verlangt viel Energie und ist teuer. Die Öfen müssen auf über 2.000 Grad erhitzt werden, um aus Kohle Rohsilizium zu gewinnen. Eine Tonne Silizium benötigt etwa 15.000 Kilowattstunden Strom. Obwohl die Nachfrage nach Silizium hoch ist, da es in Solarzellen, Mikrochips und anderen Produkten verwendet wird, sind die Kosten ein Problem. „Im Wettbewerb sind wir zu teuer. Wir arbeiten defizitär.“, so Bauer.
Unsichere Zukunft für Beschäftigte und Großpläne beim Rottwerk in Pocking
Kündigungen gab es bisher nicht. Aber Auszubildende werden nicht übernommen, befristete Verträge nicht verlängert und Positionen von Rentnern nicht besetzt – „solange die Zukunft so ungewiss ist“, sagt Bauer. Eine schwierige Situation für die rund 120 Beschäftigten.
Wie es ab April 2024 weitergeht, ist noch nicht klar. Geschäftsführer Stephan Bauer ist optimistisch. „Es zeichnet sich ab, dass sich die Energiemärkte etwas entspannen, die Strompreise fallen und sich die Silizium-Preise stabilisieren“, sagt er. Er hofft, dass im kommenden Jahr wieder zwei Öfen hochgefahren werden können.
Es gibt auch größere Pläne. Der amerikanische Mutterkonzern AMG Critical Materials erwägt den Bau eines Großbatteriespeichers neben dem Werk, um das Stromnetz zu stabilisieren und die Stromkosten für die Silizium-Produktion zu senken. Eine Tochterfirma von AMG, die sich auf Energiespeicher spezialisiert hat, würde das Projekt durchführen. Berechnungen und Simulationen wurden bereits gemacht. Der Speicher könnte frühestens in drei Jahren einsatzbereit sein, sagt der Geschäftsführer. Bis dahin hofft er auf Überbrückungsmöglichkeiten und betont die Bedeutung der heimischen Produktion: „Heimische Produktion ist wichtig. Und ich denke, da werden wir schon unsere Nische finden.“