Revolution in Tschechiens Energiepolitik: Vier neue Atomreaktoren geplant

Die Tschechische Republik setzt neue Maßstäbe in ihrer Energiepolitik. Ursprünglich war nur ein zusätzlicher Reaktor für das Atomkraftwerk Dukovany vorgesehen. Jetzt zielt die Regierung auf den Bau von vier neuen Reaktoren ab. Ein Wendepunkt: Das US-Unternehmen Westinghouse ist dabei nicht mehr im Spiel (euractiv: 02.02.24).


Tschechien plant Großausbau der Atomkraft

Am 1. Februar gab die tschechische Regierung eine entscheidende Änderung bekannt. Sie bat um verbindliche Angebote für bis zu vier neue Reaktorblöcke. Dabei sollen in Dukovany zwei und zwei weitere in Temelín entstehen. Diese Strategie könnte erhebliche Kostenersparnisse bringen. Ministerpräsident Petr Fiala (ODS/EKR) erklärte, dass durch den gemeinsamen Erwerb mehrerer Reaktoren ein Rabatt von bis zu 25 % pro Einheit möglich sei.

Tschechiens Wende in der Energiepolitik. Beauftragung von vier neuen Atomreaktoren statt nur einem, wie bisher geplant
Tschechiens Wende in der Energiepolitik. Beauftragung von vier neuen Atomreaktoren statt nur einem, wie bisher geplant
Bild: I, Nostrifikator, CC BY-SA 2.5, via Wikimedia Commons

Tschechiens Atomkraft-Ausschreibung: Westinghouse raus, Rennen um Milliardenauftrag offen

Die Neuausrichtung des Ausschreibungsprozesses schließt den US.Konzern Westinghouse aus. Das Angebot des US-Unternehmens erfüllte nicht die geforderten Kriterien. Es fehlten Angaben zur Verantwortlichkeit für die Arbeitsqualität. Jozef Síkela, der tschechische Handels- und Industrieminister, betonte, Westinghouses Angebot sei nicht bindend und daher nicht bewertbar.

Nun konzentriert sich das Rennen auf EDF aus Frankreich und KHNP aus Südkorea. Diese haben bis zum 15. April Zeit, ihre Angebote zu präsentieren. Das staatliche Energieunternehmen ČEZ wird die Vorschläge dann prüfen und bis Ende Mai eine Empfehlung abgeben.


Tschechien plant historische Investition: Vier neue Atomreaktoren bis 2050

Der Zuschlag für die neuen Reaktorblöcke soll bis Mitte 2024 erfolgen. Der erste Block ist für 2036 geplant, die weiteren sollen dann bis 2050 folgen. Die Kosten könnten die ursprünglich veranschlagten 6,5 Milliarden Euro pro Block übersteigen. Die Preissteigerung begründet sich durch die veraltete Kalkulation aus dem Jahr 2020.

Sollte der Plan realisiert werden, stünde Tschechien mit seiner Energiepolitik vor der größten Investition seiner Geschichte. Der Ausbau der Atomkraft markiert einen bedeutenden Schritt in der nationalen Energieversorgung und unterstreicht das Bestreben, unabhängiger und zukunftsfähiger zu agieren.

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