Reservebetrieb des AKW Isar 2 ist fraglich

Das bayerische AKW Isar 2 soll eines der beiden Atomkraftwerke für den bis April 2023 angedachten Reservebetrieb sein. Nun wurde heute in der Anlage des Kraftwerks ein Leck an einem Ventil gemeldet, das diese Pläne möglicherweise obsolet macht. Die Herausforderung für das Wirtschaftsministerium unter Führung von Robert Habeck (Bündnis 90/Grüne) besteht aktuell darin, ihre Pläne zu überprüfen (Tagesschau, 19.09.2022).


Bundesregierung: Sachlage wird neu bewertet

Die Bundesregierung stellt ab heute ihre Pläne für den Reservebetrieb von Isar 2 auf den Prüfstand. Dies meldete ein Sprecher unmittelbar nach der Bekanntgabe des Ventillecks durch den AKW-Betreiber Preussen Elektra. Demnach befassen sich derzeit sowohl das Bundesumwelt- als auch das Wirtschaftsministerium mit der neuen Sachlage und ihren Auswirkungen auf die Konzeption der Bereitschaftsreserve.

Bild: E.ON Kernkraft GmbH, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Preussen Elektra hatte die Leckage in der letzten Woche entdeckt und zunächst intern bewertet. Danach informierte der Betreiber pflichtgemäß die verantwortlichen Ressorts innerhalb der Bundesregierung. Zwar sei die Sicherheit aktuell noch nicht beeinträchtigt, sodass Isar 2 bis zum geplanten Betriebsende (31.12.2022) weiterlaufen könne, hieß es von den Verantwortlichen bei Preussen Elektra. Wenn das AKW jedoch tatsächlich ab dem 1. Januar 2023 in den Reservebetrieb gehen sollte, müsste das Ventil bereits im kommenden Oktober repariert werden. Dies würde einen einwöchigen Stillstand des Atommeilers erzwingen.

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Reservebetrieb ist problematisch

Das Leck ist für den Reservebetrieb von Isar 2 höchst problematisch. Dabei hatte Robert Habeck Anfang September die Lösung einer Atomkraftreserve vorgeschlagen und hierfür die beiden Kraftwerke Neckarwestheim in Baden-Württemberg und Isar 2 in Bayern gewählt, weil die Stromversorgung im Süden Deutschlands als Problemfall gilt. Engpässe in der Stromversorgung würden sich hier wohl am schnellsten auswirken, weshalb zwei Atomkraftwerke in diesen beiden Bundesländer eine gut geeignete Notreserve wären. Das Leck in Isar 2 macht nun einen Strich durch Habecks Rechnung.

Es ist technisch deshalb so problematisch, weil eine Reparatur wegen der geringen Restkapazität der Brennelemente schon in wenigen Wochen erfolgen müsste. Der Betreiber erklärte dem Bundesumweltministerium, dass wegen dieser geringen Kapazität schon ab November die die Anlage nicht mehr einfach ab- und wieder angefahren werden kann.


Ministerium widerspricht Preussen Elektra

Das Bundeswirtschaftsministerium teilte heute zur Situation mit, dass es einen gänzlich anderen Informationsstand habe. Damit widersprach es dem Betreiber Preussen Elektra: Dieser habe bisher immer ausgeführt, dass er die Anlage bis zum Jahresende 2022 mit fast voller Leistung laufen lassen könne. Nun präsentiere er wesentliche neue Fakten, die eklatant jenen widersprächen, die er zuletzt in einem Schreiben vom 25. August an das Wirtschaftsministerium mitgeteilt habe.

Diese neuen Fakten müsse man nun bei den Planungen berücksichtigen. Es stelle sich die Frage nach der Verfügbarkeit von Isar 2 für die Stromreserve ab dem 1. Januar 2023. An den neuen Planungen arbeiten Fachbeamte des Wirtschafts- und Umweltministeriums gemeinsam. Für das Bundesumweltministerium steht der Aspekt im Vordergrund, die hohen Sicherheitsstandards bei deutschen Atomkraftwerken durchweg zu gewährleisten. Es wird dabei auch die Expertise der Atomaufsicht einholen sowie die Meldungen des AKW-Betreibers genau überprüfen. Das Wirtschaftsministerium muss neu kalkulieren, mit welchen Reservekraftwerken es einen Blackout oder auch rollierende Stromabschaltungen abwenden könnte.


Preussen Elektra: Warnungen bereits Anfang September

Preussen Elektra verweist seinerseits darauf, dass man das Bundeswirtschaftsministerium bereits Anfang September davor gewarnt habe, Isar 2 ab dem 1. Januar in die Reserve zu überführen. Dies sei technisch praktisch nicht machbar (wir berichteten). Zu diesem Schreiben habe sich der Bundeswirtschaftsminister Habeck lediglich verwundert geäußert. Preussen Elektra stand und steht mit seinen Warnungen nicht allein. Auch die technischen Experten von E.ON sowie unabhängige Fachleute warnen vor einem Reservebetrieb von Atomkraftwerken, seit aus dem Hause Habeck dieser Vorschlag kam.

Ein E.ON-Sprecher hatte Anfang September mitgeteilt, dass man sich zur Problematik bereits seit Ende August mit der Bundesregierung austausche: Es sei technisch bedingt im Grunde nicht möglich, ein AKW als Reservekraftwerk aufzustellen. Der Chef von Preussen Elektra Guido Knott hatte sich schon zeitig an Habecks Staatssekretär Patrick Graichen gewandt. Aus der Regierung kam Widerstand gegen Habecks Pläne von der FDP, während die Grünen und auch die SPD sie unterstützten. In den ersten Statements der Betreiber war auch schon auf das nun ernsthaft bestehende Problem hingewiesen worden: Je schwächer die Brennstäbe eines AKW strahlen, desto problematischer gestaltet sich ein Wiederanfahren des Reaktorkerns. Dies bezog sich damals noch auf den fortgeschrittenen Streckbetrieb, inzwischen nun auf eine unumgängliche Reparatur. Robert Habeck wird ein weiteres Mal von der technischen Wirklichkeit überrollt.

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