Preissteigerung bei Strom und Gas – Netzagentur will Netzbetreibern höhere Rendite einräumen

Die Bundesnetzagentur bereitet die Bevölkerung auf steigende Strompreise und Gaspreise vor. Präsident Klaus Müller kündigte an, die Eigenkapitalverzinsung deutlich zu erhöhen. Für Netzbetreiber bedeutet dies eine bessere Rendite, für Verbraucher jedoch höhere Netzentgelte. Laut Müller besteht ein „hohes Interesse an einem attraktiven Investitionsumfeld“, um den Ausbau der Netze zu sichern und damit die Energiewende voranzubringen (handelsblatt: 16.09.25).


Streitpunkt Rendite und Kritik an bisherigen Rahmenbedingungen

Seit Jahren klagen Netzbetreiber über zu geringe Renditen im internationalen Vergleich. Investoren lassen sich schwerer gewinnen, da Deutschland bei den Zinsen für eingesetztes Eigenkapital deutlich zurückliegt. Auch Bundeswirtschaftsministerin Katharina Reiche warnte, dass ohne bessere Bedingungen die Energiewende nicht gelingen könne. „Ohne Netzausbau keine Energiewende. Dafür braucht es bessere Bedingungen“, betonte sie.

Netzagentur plant höhere Rendite für Netzbetreiber. Folge: steigende Netzentgelte erhöhen Strompreise und Gaspreise noch weiter
Netzagentur plant höhere Rendite für Netzbetreiber. Folge: steigende Netzentgelte erhöhen Strompreise und Gaspreise noch weiter

Klaus Müller bekräftigte, dass es keinen Widerspruch zwischen der Bundesregierung und seiner Behörde gebe. „Da passt kein Blatt dazwischen“, stellte er klar. Beide Seiten ziehen in der Frage der Rendite an einem Strang.

Reformprozess mit weitreichender Autonomie

Die Bundesnetzagentur legt fest, welche Netzentgelte zulässig sind und wie hoch die erlaubte Rendite der Netzbetreiber ausfallen darf. Grundlage für den aktuellen Umbau bildet das Konzept „Netze. Effizient. Sicher. Transformiert.“ (NEST). Dieses umfasst mehrere Verfahren, die Themen wie Effizienz, Kapitalverzinsung und Investitionsbedingungen betreffen.

Der Beirat der Netzagentur, bestehend aus Abgeordneten und Ländervertretern, tagt dazu in einer Sondersitzung. Er berät die Behörde politisch, doch die Entscheidungen trifft allein die Netzagentur.

Wachsende Kritik an der Machtfülle

In der Politik stößt die starke Rolle der Behörde zunehmend auf Widerstand. Unionsfraktionsvize Sepp Müller erklärte, die Grundlinien der Energiepolitik dürften nicht allein von einer Behörde festgelegt werden.

Der Präsident konterte, dass die Urteile des Europäischen Gerichtshofs klare Vorgaben machen. Die Bundesnetzagentur müsse ihre Pflichten unabhängig erfüllen, auch wenn dies Auswirkungen auf Strompreise und Gaspreise hat.


Zugeständnisse an Betreiber

In drei Punkten kam die Behörde der Branche entgegen. Erstens bleibt die Regulierungsperiode bei fünf Jahren, was mehr Planungssicherheit verschafft. Zweitens bleibt es bei pauschalen Annahmen zur Gewerbesteuer. Drittens werden steigende Betriebskosten künftig stärker bei der Berechnung der Netzentgelte berücksichtigt.

Die Erlösobergrenze, die maximale Einnahmen vorgibt, schützt Verbraucher und soll faire Bedingungen für Investoren schaffen. Sie dient zugleich als zentrales Steuerungsinstrument für die Finanzierung der Energiewende.

Netzbetreiber bleiben skeptisch

Trotz der Zugeständnisse zweifeln viele Unternehmen am Erfolg der Reform. Ein Sprecher von EnBW erklärte, der angebliche positive Gesamteffekt sei „nicht nachvollziehbar“. Besonders die geplante Berechnung von Fremdkapitalkosten stößt auf Kritik. Statt real gezahlter Zinsen soll ein Durchschnittswert der vergangenen sieben Jahre gelten – auch Nullzinsjahre wären enthalten.

Für Netzbetreiber droht dadurch ein Verlust an Rendite, da ihre tatsächlichen Finanzierungskosten nicht vollständig anerkannt würden. Vertreter der Branche betonen: „Wir wollen an Fremdkapitalkosten nichts verdienen, aber auch nichts verlieren.“

Folgen für Verbraucher

Die Verbraucher müssen sich auf steigende Strompreise und Gaspreise einstellen. Höhere Eigenkapitalzinsen und Investitionen führen zu höheren Netzentgelten. Müller versprach jedoch, den Effekt abzufedern. Durch weniger Bürokratie und striktere Effizienzvorgaben sollen extreme Belastungen verhindert werden. Ganz ohne Mehrkosten lässt sich die Energiewende jedoch nicht finanzieren.

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