Trotz einer massiven Energiekrise hält die Ampelregierung immer noch an der Abschaltung der letzten verbliebenen Atomkraftwerke zum Jahresende fest. Dabei bestand die Strategie darin, diese durch Gaskraftwerke zu ersetzen. Allerdings fehlt jetzt das dazu benötigte Gas aufgrund der Boykottmaßnahmen gegenüber der Pipeline Nord Stream2. Jetzt hat Polen angeboten, die deutschen Atomkraftwerke zu pachten und weiterzubetreiben (RND: 22.07.22).
Polen macht außergewöhnlichen Vorschlag
Mit dem Vorschlag, die deutschen Atomkraftwerke zu pachten, mischt sich Polen in die endlose Debatte um deren Laufzeitverlängerung ein. Polen fürchtet um die Energieversorgung in ganz Europa, wenn auch noch die letzten deutschen Atomkraftwerke vom Netz genommen werden. Die Idee, diese letzten Atomkraftwerke zu pachten und unter polnischer Regie weiterzuführen, kam zunächst von der kleinen Linkspartei Lewica Razem. Danach nahm auch der Europa-Ausschuss des polnischen Parlaments in Warschau die Diskussion darüber auf. Allerdings dürfte den Beteiligten von vorneherein klar gewesen sei, dass der außergewöhnliche Vorschlag keine Chance auf eine Umsetzung haben dürfte.
Die Razem-Abgeordnete Paulina forderte nach einem Besuch in Berlin. „Wenn die Deutschen ihre Kernenergie nicht selbst nutzen wollen, sollten sie sie verpachten“. Und der Parteichef Adrian Zandberg schrieb auf Twitter, dass die deutschen Atomkraftwerke zum Wohle der Sicherheit Europas und des Klimas weiterlaufen sollten.
Polen sorgen sich mehr um deutsche Energieversorgung als eigene Politiker
Mit Isar 2, Emsland und Neckarwestheim 2, sollen die drei noch verbliebenen Kernkraftwerke abgeschaltet werden. Polen hat selbst keine Atomkraftwerke. Allerdings ist mittlerweile eines in der Nähe von Danzig geplant und soll bis zum Jahr 2033 fertiggestellt sein. Der Experte Aleksander Sniegocki sagte zur polnischen Forderung:. „Sie soll die Aufmerksamkeit auf ein Problem lenken, denn natürlich gibt es nicht die kleinste Chance, dass Polen ein Kernkraftwerk pachten oder irgendwie nutzen könnte.“ Für die Polen sei es sehr schwierig, die deutsche Politik zu verstehen. Obwohl deutsche Politiker betonen, dass jedes Megawatt Gold wert sei, halten sie unbeirrt am Atomausstieg fest, obwohl sich die Rahmenbedingungen seit der Entscheidung drastisch verändert haben.
Mit der angestoßenen Debatte zeigt sich der ganze Unmut der Polen über den deutschen Alleingang bei der Gasversorgung aus Russland und dem Boykott von Nord Stream2. Mittlerweile machen such die Polen Sorgen um die eigene Energieversorgung beziehungsweise der Versorgung ganz Europas.
Deutsche Politiker unfähig ihren Fehler einzugestehen
Der Deutschland-kritische Abgeordnete Janusz Kowalski (Solidarna Polska) kommentiert den Vorschlag so. „Das Problem der deutschen politischen Debatte ist ganz einfach: Sie sind unfähig, ihren Fehler einzugestehen und einen Rückzieher zu machen.“
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