Großbritannien will Klimaneutralität durch den Bau von sechs Atomkraftwerken erreichen

Die Klimakrise beschäftigt uns seit Jahren und ist durch die weltweite Corona-Pandemie ein wenig in Vergessenheit geraten. Doch gerade jetzt wird durch den Russland-Ukraine Konflikt klar, wie abhängig die Welt immer noch vom Gas und Öl ist. Diese Abhängigkeit besteht nach wie vor, obwohl eine Trendwende hin zu erneuerbaren Energien vorangetrieben wird. Premierminister Boris Johnson will jetzt jedenfalls die Nuklearenergie in Großbritannien wieder vermehrt nutzen. Doch bevor neue Kraftwerke gebaut werden können, muss man erst Ersatz für die alten Atommeiler finden, welche abgeschaltet werden müssen.


Momentan tragen Atomkraftwerke in Großbritannien ungefähr 16 Prozent zur gesamten Stromversorgung bei. Johnsons Ziel ist es, diese Quote mittel- bis langfristig auf 25 Prozent hochzuschrauben. So teilte er dies zumindest bei einem Treffen mit zahlreichen Managern der Industrie mit. Der Strombedarf wird die nächsten Jahre immer mehr zunehmen, da die Nachfrage nach Elektroautos und Wärmepumpen stetig steigt. Die elf momentan laufenden Atommeiler sind schon in die Jahre gekommen. Deshalb müssen sie noch in diesem Jahrzehnt vom Netz gehen. Um eine Quote von 25 Prozent Nuklearstrom zu erreichen, ist deshalb der Bau neuer Reaktoren erforderlich.

Johnson will Klimaneutralität in Großbritannien durch den Bau von sechs Atomkraftwerken erreichen. Moderne SMR sollen alte Reaktoren ersetzen
Johnson will Klimaneutralität in Großbritannien durch den Bau von sechs Atomkraftwerken erreichen. Moderne SMR sollen alte Reaktoren ersetzen
Bild: Mark Robinson, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons

Ein langer und kostenintensiver Weg

In den Jahren 2026 und 2027 gehen die zwei Druckwasserreaktoren in Hinkley Point C ans Netz. Diese haben eine Leistung von 3,2 Gigawatt. Der Bau durch den Konzern EDF war etwas verzögert und mit Kosten von 21 Milliarden Pfund teurer als vorerst geplant. Momentan hat die Regierung wieder mit EDF ein weiteres großes Projekt in der Pipeline. An der Ostküste will Großbritannien den Druckwasserreaktor Sizewell C bauen. Außerdem soll der Reaktor Sizewell B um 20 Jahre länger in Betrieb bleiben, als ursprünglich geplant war.

Schwieriger laufen die Planungen bei einem weiteren Großprojekt. Auf der walisischen Insel Anglesey wollte Großbritannien ein weiteres Kernkraftwerk bauen. Die Planungen gestalteten sich allerdings als sehr schwierig und gerieten komplett ins Stocken. Der japanische Konzern Hitachi hat sich plötzlich aus dem Projekt zurückgezogen. Dieses Projekt will Johnson jedoch nicht fallen lassen und baldmöglichst fortsetzen.

Ein generelles Problem könnten laut dem Finanzministerium die Kosten für die Nuklearkraftwerke sein. Siese werden als viel zu teuer eingeschätzt. Die Regierung setzt Ihre Hoffnungen auf sogenannte Small Modular Reactors (SMR), dabei handelt es sich um Klein-Kernkraftwerke mit einer Leistung von nur 470 Megawatt. Aufgrund der kompakten Modulbauweise sind diese deutlich billiger als z. B. ein Großkraftwerk, Hersteller dieser SMR ist Rolls-Royce. Auch Finnland setzt auf diese neuen Reaktoren.


Sechs neue Atomreaktoren sind in Großbritannien in der Pipeline

An einem kürzlich stattgefundenem Treffen kamen neben Boris Johnson Vertreter von Rolls-Royce, Westinghouse und Bechtel, EDF sowie von Aviva und der Legal & General Group an einem Tisch zusammen. Es gibt noch keine offizielle Pressemeldung über die Ausbauziele von Johnson, jedoch wird in Kürze die neue Energiepolitik-Strategie erwartet. Großbritanniens Premierminister zeigte sich in letzter Zeit sehr optimistisch bezüglich der Atomkraft, Medienberichten zufolge soll es in den Jahren 2030 bis 2050 gar zum Bau von sechs neuen Atomreaktoren kommen.

Schon zuvor bekannte sich Johnson zu einem starken Ausbau von erneuerbaren Energien, damit das gesetzte Ziel der Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 umgesetzt werden kann. Ein großer Baustein dabei ist die Windkraft, denn diese tragen derzeit schon stolze 25 Prozent bei der Stromproduktion bei. Hier ist das Ziel, dass bei den installierten Anlagen die Leistung von momentan zehn auf 40 Gigawatt vervierfacht werden soll. Aufgrund der bis Jahresende geltenden Einfuhrstopps von russischen Öl und Gas kann Großbritannien jedoch noch nicht ganz auf diese Rohstoffe verzichten, so werden aktuell auch neue Öl- und Gasförderprojekte in der Nordsee geplant.

Es bleibt abzuwarten, wie schnell Großbritannien die nächsten Jahre und Jahrzehnte bei der Erreichung der Klimaneutralität voranschreiten wird, die Vorzeichen stehen jedenfalls schon mal nicht so schlecht.

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