Die Energie AG Oberösterreich (EAG) beendet die Photovoltaik-(PV)-Einspeiseverträge von etwa 20.000 Kunden. Diese Kunden erhielten bisher mindestens 15,73 Cent pro kWh. Anstelle der festen Vergütung wird nun ein neuer Tarif eingeführt, der sich an den Marktpreisen orientiert. Laut den Geschäftsführern der EAG Vertrieb GmbH, Klaus Dorninger und Alexander Marchner, hätten die Betroffenen im April mit dem neuen Tarif 3,12 Cent pro kWh erhalten (orf: 21.05.24).
Energie AG kündigt Einspeiseverträge: Neuer dynamischer Tarif sorgt für Aufregung bei PV-Kunden
Immer mehr Energieunternehmen bieten dynamische Tarife an. Auch die EAG folgt diesem Trend. Der neue Tarif „Team Sonne Loyal Float“ orientiert sich am monatlich von der E-Control veröffentlichten Referenzwert für PV-Strom. Vom ermittelten Marktwert wird ein Abschlag abgezogen, der jedoch bis Jahresende ausgesetzt bleibt. Der Tarif hat eine Untergrenze von zwei Cent pro kWh, sofern die Kunden auch Strom von der EAG beziehen.
Kunden mit bestehenden Einspeiseverträgen erhalten demnächst schriftliche Informationen über die Kündigung zum Ende Juni. Diese Kunden schlossen ihre Verträge während der Hochpreisphase Mitte 2023 ab. Die Kündigungen seien rechtlich abgesichert. Weitere 6.000 bis 7.000 Kunden mit neueren Verträgen, die derzeit 4,5 Cent pro kWh erhalten, sind vorerst nicht betroffen. Neuabschlüsse erfolgen ausschließlich nach dem „Float“-Tarif.
Auswirkungen auf den Strommarkt in Oberösterreich
Der Stromverbrauch in Oberösterreich erreicht derzeit eine Spitze von 1,8 GW. Die Erzeugungsspitze bei PV-Anlagen wird bis Jahresende auf zwei GW ansteigen. Dies bedeutet, dass mehr Strom produziert wird, als verbraucht werden kann. Der Überschuss muss am internationalen Markt verkauft werden, wo die Preise stark schwanken. Klaus Dorninger erläutert, dass dies eine große Herausforderung für die Versorger darstellt. Seit 2023 wurden monatlich etwa 3.000 neue PV-Anlagen im Netzgebiet der EAG installiert.
Robert Tichler vom Energieinstitut der Johannes Kepler Universität Linz betrachtet das Ende der „Goldgräberstimmung“ für PV-Anlagen nicht negativ. Der Boom der PV-Anlagen seit dem Ukraine-Konflikt und den hohen Förderungen führte zu ungerechtfertigt hohen Zusatzeinkommen. Tichler betont, dass sich die Anlagen immer noch rasch amortisieren – nun möglicherweise in 15 statt vier Jahren. Dies sei bei einer Lebensdauer von 25 Jahren vertretbar, jedoch keine Quelle für ein zweites Haushaltseinkommen mehr.
Kritik und Reaktionen auf die Tarifänderung
Die SPÖ Oberösterreich kritisiert die Entscheidung der EAG scharf. Diese bringe „massive Unsicherheit für viele Haushalte“ und gefährde den notwendigen Ausbau erneuerbarer Energien, so SPÖ-Energiesprecher Thomas Antlinger.
Der neue Tarif „Team Sonne Loyal Float“ ist der niedrigste bundesweit. Kunden sollen dennoch nicht von PV-Anlagen abgehalten werden. Klaus Dorninger erläuterte im „Ö1 Morgenjournal“, dass das Preismodell die sich ständig ändernden Marktbedingungen widerspiegelt. Ein variabler Tarif, der Preissenkungen bei Überproduktion weitergibt und bei höherem Bedarf auch Preissteigerungen mitnimmt.
Die Entscheidung der EAG zur Kündigung der PV-Verträge und Einführung eines neuen Tarifs stellt eine bedeutende Anpassung an die sich ändernden Marktverhältnisse dar. Dies wird von verschiedenen Seiten unterschiedlich bewertet. Kunden müssen sich auf neue Rahmenbedingungen einstellen, während die Diskussion über die Zukunft erneuerbarer Energien und deren wirtschaftliche Attraktivität weitergeführt wird.
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