Der britische Ölriese BP hat als letzter der großen börsennotierten Ölkonzerne die Zahlen vorgelegt. Der Konzern hat in der Zeit der Energiekrise das beste Quartalsergebnis seit 14 Jahren erwirtschaftet. Dabei hat das Unternehmen seinen Gewinn von gut 8,5 Milliarden Dollar gegenüber dem Vergleichszeitraum vor einem Jahr verdreifacht (Handelsblatt: 03.08.22). Das liegt weit über den Erwartungen von Analysten, die „nur“ von 6,8 Milliarden Dollar ausgingen. Nach Bekanntwerden der Zahlen stieg der Kurs der Aktie um mehr als vier Prozent. Doch nicht nur BP vermeldete Rekordzahlen, sondern auch andere Ölkonzerne melden Rekordgewinne.
Ölkonzerne machen mehr als dreimal so viel Gewinn wie im Vorjahr
BP folgt mit seinen Zahlen als letzter der großen Ölkonzerne. Zuvor hatten bereits Shell, Exxon Mobil, Total und Chevron, ebenfalls stark gestiegene Quartalsgewinne vermeldet. Die sogenannten „Supermajors“ machten dabei 400 Milliarden Dollar Umsatz und erzielten dabei mit 60 Milliarden Dollar mehr als den dreifachen Gewinn als im Jahr zuvor. Im Vergleichszeitraum lag dieser im Jahr 2021 bei 16,2 Milliarden. Dabei hat der US-Konzern Exxon Mobil seinen Gewinn fast vervierfacht. Trotz hoher Gewinne halten sich die großen Ölkonzerne bei Investitionen zurück.
Gewinne werden nicht in Zukunftstechnologie investiert
„Die Welt steckt in einem Energie-Trilemma aus Sicherheitsrisiken, hohen Preisen und dem Wunsch nach einer Transformation hin zu kohlenstoffarmen Energieträgern“, sagte BP Chef Bernhard Looney. Allerdings erhöht auch BP wie die anderen der „Big Oil“ Gruppe erst einmal die Dividende für die Aktionäre. Den Gewinn wolle man auch nutzen, um eigene Aktien, im Wert von 3,5 Milliarden Dollar, zurückzukaufen. Das Geld fließt also nicht in den so oft versprochenen grünen Umbau der Unternehmen.
Amerikaner investieren in Technologien, die in Europa abgelehnt werden
Shell und die amerikanischen Unternehmen Exxon Mobil und Chevron erhöhen ihre Investitionen zwar deutlich. Allerdings investieren die Amerikaner hauptsächlich in aus Erdgas gewonnenen blauen Wasserstoff und in die „carbon capture and storage“-Technologie (CCS) zur Abspaltung und Speicherung von CO₂. Beides gilt in Europa nicht als nachhaltig und wird deshalb auch nicht gefördert.
Wurde der Tankrabatt doch von den Ölmultis abgegriffen?
Obwohl die Konzerne immer wieder beteuerten, dass es bei den Energiepreisen keine Mitnahmeeffekte gäbe, beweisen die Zahlen genau das Gegenteil. Auch Wirtschaftsminister Habeck bestritt immer wieder, dass die Ölkonzerne den Tankrabatt nicht weitergeben würden. Die aktuellen Rekordgewinne der Energiekonzerne wird er vermutlich nicht kommentieren, denn diese zeigen, dass er mit dem Tankrabatt die Ölkonzerne eben doch zulasten der Verbraucher subventioniert hat.
Lesen Sie auch:
- Tankrabatt versickert: Habeck machtlos gegen Ölkonzerne
- Bundeskartellamt kritisiert Konstruktionsfehler beim Tankrabatt
- Hohe Preissteigerungsrate aufgrund hoher Energiepreise
- Frankreich schafft Rundfunkbeitrag ab, um Bürger wegen gestiegener Energiekosten zu entlasten
- Esken will Fahrverbot, um Ölkonzerne zu bestrafen