„Nehmen Sie nicht den Aufzug“ – Regierungspläne zu Stromabschaltungen

Regierungsbotschaften über Notfallpläne, wenn der Strom knapp wird. Wer ist betroffen und wie kann man die Betroffenen schützen? Nicht nur Frankreich plant Stromabschaltungen als letztes Mittel gegen Energieknappheit in diesem Winter. Von Großbritannien bis Finnland und Estland haben mehrere Länder davor gewarnt, dass die Netze möglicherweise für kurze Zeit unterbrochen werden müssen. Die Deutsche Bundesbank hat Vorkehrungen getroffen, um mehr Notfallbargeld bereitzuhalten, falls Geldautomaten durch Stromausfälle lahmgelegt werden sollten. Von der Schweiz bis nach Italien setzen sich Telekommunikationsbetreiber dafür ein, von Stromausfällen verschont zu bleiben. Aber nur wenige Länder sind so weit gegangen wie Frankreich, wenn es um die möglichen Folgen geplanter Stromausfälle geht. Die meisten Regierungen richten lediglich Appelle an Unternehmen und Haushalte und rufen dazu auf, den Energieverbrauch zu senken, anstatt entsprechende Notfallpläne auszuarbeiten.(FT: 11.12.22)


Frankreich hat als einziges Land Notfallpläne für Stromabschaltungen publiziert

Frankreich hat als einziges Land in Europa Notfallpläne für Stromausfälle vorgestellt – einschließlich einer deutlichen Erinnerung daran, dass im Falle eines Stromausfalls Aufzüge gesperrt wären. Aber weit davon entfernt, die Öffentlichkeit zu beruhigen, hat die Botschaft der Regierung – die auch davor warnt, dass einige Notrufnummern ausfallen könnten – Bedenken darüber geschürt, wer betroffen sein könnte und welche Einrichtungen davor geschützt werden sollen.

Frankreich hat als einziges Land Notfallpläne für Stromabschaltungen publiziert. Einkaufszentren bereiten sich auf Stromabschaltungen vor
„Nehmen Sie nicht den Aufzug“ – Regierungspläne zu Stromabschaltungen. Bild: Shutterstock

„Im Moment wirft es nur viele Fragen auf und verursacht mehr Panik als das Gegenteil“, sagte die Schulleiterin einer Grundschule in der südlichen Region Var, nachdem sie gehört hatte, dass Klassenzimmer in Gebieten, die von kurzen Stromabschaltungen betroffen wären, geschlossen werden müssten. „Wir dachten nicht, dass wir die Zielgruppe sein würden“, sagte sie.


Deutschland geht davon aus, dass es durch die Flüssiggaslieferungen keine Stromabschaltungen geben wird

Die Warnungen der deutschen Bundesregierung im Sommer, dass es möglicherweise zu Gasrationierung kommen könnte, sind weitgehend verpufft. Der Vorsitzende des spanischen Netzbetreibers, Beatriz Corredor, sieht aufgrund der Wind- und Solarenergie und sechs Gasverarbeitungsanlagen kein Problem bei der Stromversorgung in Spanien. Mit der Anlieferung von Flüssiggas hätte sich das Problem für Spanien gelöst.

Frankreich durch Ausfall der Atomkraftwerke besonders gefährdet

Aber Frankreich mit seiner starken Abhängigkeit von Kernenergie ist aufgrund einer Rekordzahl von Ausfällen und Wartungsunterbrechungen in seinen Kernkraftwerken in diesem Jahr anfälliger. Dieses Problem hat sich auf Länder wie Großbritannien ausgeweitet, die normalerweise auf französische Stromversorgungen angewiesen sind.

„Das Problem in Frankreich hat nichts mit Geopolitik zu tun, sondern mit Problemen mit den Atomkraftwerken, wodurch die Stromversorgung des Landes mehr von den wetterabhängigen erneuerbaren Energien abhängig ist“, sagte Emeric de Vigan, Vizepräsident für Energie beim Datenunternehmen Kpler. Frankreichs Vorbereitungen für ein Worst-Case-Energieszenario erfolgt auch deshalb, weil viel mehr Haushalte als in anderen Ländern im Winter ihre Wohnungen mit Elektroheizungen wärmen.


Menschen in Frankreich beunruhigt

Die Botschaft über mögliche Treibstoffkürzungen hat jedoch nicht gut funktioniert und Präsident Macron und seine Minister waren gezwungen, die Menschen zu beruhigen. Macron sagte: „Hört damit auf. Die Debatte über Stromausfälle ist absurd geworden. Wir sind eine große Nation mit einem großen Energiemodell und wir werden diesen Winter trotz des Krieges überstehen.“

Die Premierministerin von Frankreich, Elisabeth Borne, hat eine Führungskraft von Enedis, einem Stromversorger, kritisiert. Der Führungskraft hatte gesagt, dass Menschen, die Beantmungsgeräte brauchen, von Stromausfällen betroffen sein würden. Die Premierministerin beruhigte, dass die Regierung Vorkehrungen für den Notfall getroffen hätte. Jetzt versuchen Beamte, der Öffentlichkeit zu erklären, dass Stromabschaltungen, die Energie sparen, nicht länger als zwei Stunden dauern und über das ganze Land verteilt sein werden.

Haushalte sollen mehr Strom sparen

Frankreich will die Menschen drei Tage vorher in TV-Nachrichten warnen, sofern trotz vorheriger Aufforderung, den Stromverbrauch zu reduzieren, ein Engpass nicht vermeidbar ist. Sie können auch online überprüfen, ob sie von Stromausfällen betroffen sein werden, wenn Stromabschaltungen drohen. In Großbritannien gibt es ähnliche Maßnahmen, bei denen Haushalte im Januar und Februar von 16 bis 19 Uhr vor Stromausfällen gewarnt werden, wenn die Temperaturen sinken. Der französische Stromnetzbetreiber RTE sagte, dass Stromausfälle vermieden werden können, vor allem, wenn mehr Kernkraftwerke ans Netz gehen.

Teile der Notfallplanung haben gezeigt, dass sehr kurze Stromausfälle für einige Branchen möglich sein könnten. Klépierre, ein Einkaufszentren-Betreiber in Frankreich, sagte, es habe Probestromausfälle durchgeführt. Dabei könnten Generatoren Feuermelder und eine Notbeleuchtung in Betrieb halten. Damit können die Einkaufszentren geöffnet bleiben. Lediglich die Aufzüge bleiben gesperrt.


Einkaufszentren bereiten sich auf Stromabschaltungen vor

„Wenn Frankreich gelegentlich seinen Strom abschalten muss, wie kann es dann behaupten, der Herrscher Europas zu sein?“, fragte Bruno Cautrès, ein Politikwissenschaftler an der Universität Sciences Po. Stadtverbände haben gewarnt, dass ländliche Gebiete trotz offizieller Zusicherungen möglicherweise stärker von Stromausfällen betroffen sein könnten, da wichtige Einrichtungen wie Krankenhäuser in Städten wie Paris konzentriert sind.

Vorwürfe, dass Politiker und städtische Eliten die Sorgen der Menschen auf dem Land nicht kennen würden, haben dazu beigetragen, die Proteste gegen die Regierung im Jahr 2018 anzufeuern, als Frankreichs Präsident Macron gezwungen war, eine Steuer auf Kraftstoffe zurückzunehmen, die Autofahrer getroffen hätte. Einige Analysten und Unternehmen vermuten, dass die Warnungen möglicherweise Panikmache sind, um mehr Energieeinsparungen zu fördern und dass die Regierung wahrscheinlich jeden Hebel nutzen würde, den sie hat. Dies würde auch die Unterstützung großer Industriekonzerne einschließen, damit diese größere Anstrengungen unternehmen, bevor die Regierung auf weit verbreitete Stromausfälle zurückgreifen muss.

„Das kann nicht passieren“, sagte der Manager eines kleinen Franprix-Lebensmittelladens in Paris. „Wenn unser Kühlschrank zwei Stunden ausfällt, wird alles im Müll landen. Sie tun das nur, um die Leute zu erschrecken.“

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