Müllberg in Tschechien – Illegale Entsorgung von Rotorblättern aus deutschen Windkraftanlagen

Unzählige Glasfaser-Abfälle aus Windturbinenflügeln, speziell Rotorblättern, wurden auf illegalem Wege von Deutschland in die tschechische Gemeinde Jiříkov transportiert. Dieser gravierende Vorfall hat weitreichende Ermittlungen angestoßen und die dringliche Forderung nach einer europäischen Lösung untermauert. Solche illegalen Praktiken verdeutlichen ein systematisches Problem mit grenzüberschreitender Dimension und einem ungelösten Recyclingdilemma. Die illegale Entsorgung der Rotorblätter wirft ein Schlaglicht auf den fehlenden Umgang mit solchen Abfällen (euractiv: 21.01.25).


Auftakt eines Recyclingproblems

Die ersten Mülltransporte erreichten Jiříkov, ein kleines Dorf im Nordosten Tschechiens, kurz vor Weihnachten. Weitere Lieferungen folgten im Januar. Barbora Šišková, Bürgermeisterin der Gemeinde, machte den Fall publik und berichtete von ähnlichen Vorfällen in anderen Regionen. Die fragliche Lieferung, deklariert als Kunststoffabfall, stammte von der Firma ROTH International aus dem bayerischen Weiden und war für das tschechische Unternehmen Piroplastik bestimmt, das vorgab, Kunststoffe zu recyceln.

Die illegale Entsorgung von Rotorblättern zeigt eine grenzüberschreitende Dimension des Problems mit Glasfaser-Abfällen

Eine Inspektion offenbarte jedoch, dass es sich um Glasfaser handelte – ein Material, dessen Recycling nahezu unmöglich ist. Dieser Fund lässt den Verdacht aufkommen, dass der Müll bewusst zur illegalen Entsorgung nach Tschechien kam. Die Behörden haben vor Ort fünf LKWs beschlagnahmt. Polizei und lokale Behörden ermitteln weiter.

Zusammenarbeit der Behörden

Die tschechische Umweltinspektion kooperiert eng mit deutschen Behörden, um eine Rückführung des Abfalls nach Deutschland zu gewährleisten. Veronika Krejčí, Sprecherin des tschechischen Umweltministeriums, bestätigte, dass die Ermittlungen ergaben, dass der Mülls eindeutig aus Deutschland nach Tschechien gekommen ist. Eine Stellungnahme seitens ROTH International blieb jedoch aus.

Der tschechische Umweltminister Petr Hladík besuchte Jiříkov persönlich und hob hervor, dass illegale grenzüberschreitende Mülltransporte eine Herausforderung darstellen, die nur durch koordinierte Maßnahmen auf europäischer Ebene bewältigt werden kann. Seine Behörde arbeitet an einem Konzept zur Eindämmung solcher Praktiken, um die unkontrollierte Entsorgung dieser Materialien künftig zu verhindern.

Europas ungelöstes Recyclingdilemma

Auch der EU-Abgeordnete Tomáš Kubín drängt auf eine Lösung. Er verweist auf die hohen Kosten und die technischen Herausforderungen beim Recycling von Windturbinenflügeln, insbesondere von Rotorblättern, die aus komplexen Verbundmaterialien bestehen. Kubín betonte, dass die EU dringend strengere Regelungen für die Entsorgung solcher Abfälle einführen muss. Einige europäische Länder haben bereits die Deponierung von Turbinenschaufeln verboten, was Betreiber zu fragwürdigen Alternativen drängt – oft außerhalb des rechtlichen Rahmens.

Im Europäischen Parlament hat Kubín das Thema eingebracht und Unterlagen der Jiříkover Bürgermeisterin an den Vorsitzenden des Umweltausschusses überreicht. Ziel ist die Schaffung einheitlicher Regelungen, um der illegalen Entsorgung von Abfällen entgegenzuwirken.


Umweltbedrohung durch Entsorgung von nicht recycelbaren Materialien

Jindřich Petrlík von der Umweltorganisation Arnika warnt vor den Gefahren, die von Glasfaserabfällen ausgehen. Diese enthalten bromierte Flammschutzmittel und Schwermetalle, die über die Zeit freigesetzt werden und erhebliche Schäden für die Umwelt verursachen können.

Das tschechische Umweltministerium arbeitet intensiv an einer Lösung, um eine ordnungsgemäße Entsorgung zu gewährleisten. Eine rasche Rückführung des Mülls nach Deutschland wird angestrebt, wobei die Zusammenarbeit mit deutschen Behörden entscheidend ist, um klare Verantwortlichkeiten zu schaffen und den Prozess zu beschleunigen.

Der Fall Jiříkov verdeutlicht die Dringlichkeit, europaweit gegen illegale Mülltransporte vorzugehen. Ohne klare Zuständigkeiten und verbindliche Regelungen bleiben solche Probleme ungelöst. Dabei steht das ungelöste Recyclingproblem von Rotorblättern im Fokus. Die Hauptlast tragen oft lokale Gemeinschaften, die den Risiken für Umwelt und Gesundheit unmittelbar ausgesetzt sind. Eine konsequente und koordinierte Zusammenarbeit auf EU-Ebene ist unerlässlich, um zukünftige Vorfälle dieser Art zu verhindern und die Entsorgung solcher problematischen Abfälle effektiv zu regeln.

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