Meyer Burger wählt USA für Solarproduktion: Subventionen und Strompreise entscheiden

Meyer Burger, Produzent von Solarpanels, plant eine Expansion mit einer neuen Fabrik in den USA. Meyer Burger stoppt gleichzeitig mit dieser Entscheidung den bereits entschiedenen Ausbau seiner Produktionsanlagen an seinem deutschen Standort. Ausschlaggebend für die Investitionen in den USA waren die höheren staatlichen Subventionen und der deutlich billigere Strom, den das Unternehmen in den USA aus dem nahegelegenen Atomkraftwerk bezieht (Welt: 26.07.23).


USA statt Deutschland: Solar-Gigant Meyer Burger zieht es bei seiner Ausweitung der Produktion über den Atlantik

Wirtschaftsminister Robert Habeck hatte Meyer Burger im Juni noch Unterstützung für die Produktion in Deutschland versprochen. Aber für Meyer Burger, den führenden europäischen Produzenten von Solarpanels, ist das nicht genug. Anstatt in Deutschland zu expandieren, plant die schweizerische Firma, jetzt in den USA zu investieren. Sie beabsichtigt, in Goodyear, Arizona, eine neue Fabrik zu errichten und ab Ende 2024 Solarzellen „Made in USA“ anzubieten.

USA statt Deutschland: Solar-Gigant Meyer Burger zieht es bei seiner Ausweitung der Produktion über den Atlantik.
USA statt Deutschland: Solar-Gigant Meyer Burger zieht es bei seiner Ausweitung der Produktion, trotz Habecks Versprechen für mehr Unterstützung, über den Atlantik. Unternehmen legt geplante Investition in Deutschland auf Eis.

Meyer Burgers Entscheidung, in den USA zu investieren, ist ein Rückschlag für die Hoffnungen der deutschen Regierung und der Landesregierung von Sachsen-Anhalt im Bereich erneuerbare Energien. Ursprünglich hatte Meyer Burger geplant, ihre Niederlassung in Thalheim, Sachsen-Anhalt, auszubauen. Dieses Vorhaben ist nun vorerst auf Eis gelegt.

Die USA bieten aktuell mehr Anreize für Investitionen. Der US-Markt für Solarpanels boomt und lokalen Produzenten werden starke Unterstützungen zugesichert. Die USA haben eine geschickte Strategie entwickelt, um sicherzustellen, dass asiatische Anbieter nicht von diesen Subventionen profitieren. Damit umgeht das Land Fehler, die Deutschland in den 2000er Jahren mit Förderungen gemacht hat, welche hauptsächlich chinesischen Produzenten zugutekamen.

Meyer Burger Chef ruft nach EU-Subventionen: Kann Europa im Solarwettbewerb mit den USA mithalten?

Die Fabrik in Thalheim könnte trotzdem in den nächsten Jahren ausgebaut werden, wenn es dafür EU-Subventionen gibt. Gunter Erfurt, der Chef von Meyer Burger, hat in einem Gastbeitrag in der WELT im Januar die Wiedergeburt der deutschen Solarindustrie proklamiert und um EU-Subventionen geworben: „Hochleistungsfähige Solarzellen und Solarmodule lassen sich in Deutschland wettbewerbsfähig herstellen, das zeigen wir bei Meyer Burger mit unseren Werken in Thalheim (Stadt Bitterfeld-Wolfen) und in Freiberg (Sachsen) jeden Tag.“ Er schrieb außerdem: „Ähnlich wie bei den neuen Chip-Fabriken und bei der Investitionsförderung in den USA braucht auch die EU-Solarindustrie Förderung.“

Bereits zuvor hatte er auf die US-Unterstützung hingewiesen: „Deutschland und Europa befinden sich in einem intensiven Wettbewerb mit den USA. Das kürzlich dort eingeführte grüne Industrialisierungsprogramm „Inflation Reduction Act“ (IRA) ist hunderte Milliarden Euro wert. Die Gouverneure der US-Bundesstaaten umwerben europäische Solarunternehmen aggressiv und locken mit attraktiven Standortbedingungen.“


Günstigere Tarife für Strom und Wasser als Auswahlkriterium

Jetzt hebt Meyer Burger die ermäßigten Strom- und Wassertarife als Faktoren für die Produktion in Arizona hervor. In Deutschland gibt es noch keine festgelegten Rabatte auf den Strompreis für die Industrie, wie Habeck sie vorgeschlagen hat. Zudem ziehen die US-Bundesstaaten Unternehmen mit Mitteln aus dem IRA an. Eine vergleichbare Förderung für PV-Hersteller in Deutschland gibt es bisher nicht.

Das US-Finanzministerium hat kluge, neue Kriterien für die Unterstützung des nationalen Solarwachstums festgelegt. Die Richtlinien gewähren einen Bonus von zehn Prozent auf Steuergutschriften für Investitionen in „domestic content“, also in den USA hergestellte Investitionsgüter. Damit stellt die US-Regierung sicher, dass die Fördermittel für den Ausbau erneuerbarer Energien im Land bleiben.

„Meyer Burger ist fest davon überzeugt, dass inländisch produzierte Solarzellen unseren Kunden zusätzlichen Nutzen bieten, sowohl in Bezug auf die Nutzung von erstklassigen Hochleistungs-Solarprodukten ‚Made in USA‘ als auch für die Qualifikation für zusätzliche Steuergutschriften“, erklärt das Unternehmen seine Entscheidung. Eine solche Regelung gibt es in Deutschland nicht, sie wäre aber aufgrund von EU-Richtlinien alleine schwer umzusetzen. Ein entsprechender Plan müsste von Brüssel kommen.

In seinem Gastbeitrag hob Meyer-Burger-Chef Erfurt die Technologieführung der deutschen Solarforschung hervor. „Die aktuell besten chinesischen Solarzellen basieren immer noch auf deutschen Innovationen“, kommentierte er. Auch die US-Produktion basiert auf deutscher Technologie. Es mangelt jedoch an Anreizen, um die Produktion in Europa anzusiedeln. „Die Dringlichkeit des Problems ist – trotz der Bekundungen von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Wettbewerbskommissarin Margaret Vestager – offenbar noch nicht erkannt worden.“

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