Methanol aus Müllverbrennung – warum ein Vorzeigeprojekt in Thüringen gescheitert ist

In Zella-Mehlis sollte Methanol aus grünem Wasserstoff und CO₂ entstehen. Die Anlage an der Müllverbrennungsanlage war technisch durchdacht, politisch gewollt – und dennoch ökonomisch nicht tragfähig. Obwohl die CO₂-Abscheidung bereits genehmigt war, musste der Zweckverband für Abfallwirtschaft Südwestthüringen (ZASt) das Vorhaben begraben. Die Finanzierungslücke war zu groß (golem: 05.07.25).


Förderung für Methanol-Anlage reichte nicht aus

Methanol zählt zu den wichtigsten chemischen Grundstoffen weltweit. Der Rohstoff lässt sich als Treibstoff, Energiespeicher oder Basis für Kunststoffe einsetzen. In Thüringen sollte eine klimafreundliche Produktion starten – direkt an der Müllverbrennungsanlage, die CO₂ ohnehin freisetzt. Grüner Wasserstoff aus Elektrolyse sollte den zweiten Baustein liefern.

Methanol-Projekt in Thüringen gestoppt: Die fehlende Wirtschaftlichkeit machte eine Umsetzung trotz hoher Förderung unmöglich
Methanol-Projekt in Thüringen gestoppt: Die fehlende Wirtschaftlichkeit machte eine Umsetzung trotz hoher Förderung unmöglich

2020 stellte das Umweltministerium Thüringen knapp acht Millionen Euro Fördermittel in Aussicht. Doch diese Summe reichte nicht. „Wir hatten gehofft, dass wir für das Pilotprojekt mehr Fördermittel bekommen“, so der damalige ZASt-Vorsitzende Thomas Müller. Bis 2023 hätte die Anlage laufen müssen, doch der Start verzögerte sich. Die Gelder mussten zurückgegeben werden.

CO₂-Abscheidung bleibt Theorie

Nach außen schien das Projekt lange intakt. Informationen verschwanden jedoch kürzlich von der Website des ZASt. Werkleiter Marius Stöckmann bestätigte: „Das Projekt wird aktuell nicht weiterverfolgt.“ Die Rückgabe des Förderbescheids erfolgte bereits im Vorjahr.

Die Gründe liegen auf der Hand. Eine erste Studie kalkulierte mit 23 Millionen Euro Baukosten. Bei detaillierter Prüfung stieg der Betrag auf über 80 Millionen Euro. Diese Differenz war nicht zu schließen. Der Verband hätte das finanzielle Risiko nicht tragen können.

Schlüsseltechnik war deutlich teurer

Ein Hauptkostentreiber: der Elektrolyseur zur Wasserstoffgewinnung. Auch die Aminwäsche, die CO₂ aus den Abgasen filtern sollte, verteuerte sich erheblich. Beide Technologien sind unerlässlich, um Methanol nachhaltig zu erzeugen. Doch ihre Umsetzung ließ sich unter den aktuellen Bedingungen nicht stemmen.

Ob das Projekt irgendwann wieder aufgenommen wird, ist unklar. Eine gültige Teilgenehmigung existiert. Doch ohne neue Finanzierung bleibt sie wertlos. Laut Stöckmann müsste eine künftige Förderung einen Großteil der Gesamtkosten decken. Das erscheint derzeit kaum realisierbar.


Methanol bleibt Zukunftstechnologie mit Hürden

Fachleute halten die Methanol-Produktion aus CO₂ und grünem Wasserstoff für eine Schlüsseltechnologie. Sie verspricht klimafreundliche Alternativen zu fossilen Rohstoffen. Doch der hohe Energieverbrauch solcher Anlagen macht den wirtschaftlichen Betrieb schwierig.

Das Projekt in Zella-Mehlis zeigt: Technische Machbarkeit reicht nicht. Politischer Wille und ökonomische Realität müssen zueinanderfinden. Solange die Förderung nicht zu den Investitionsanforderungen passt, bleibt Methanol aus Abfallverbrennung ein Ziel für die Zukunft – aber keine Lösung der Gegenwart.

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