Grüne und FDP konnten sich im AKW-Streit nicht einigen, deshalb hat Bundeskanzler Olaf Scholz seine Richtlinienkompetenz in Anspruch genommen und den Weiterbetrieb alle drei verbliebenen Atomkraftwerke bis zu April 2023 angeordnet. Ein Minikompromiss, der keinem wirklich weiterhilft. Jetzt sollen die letzten drei der verbliebenen restlichen Atomkraftwerke noch bis Mitte April laufen, aber der Kauf neuer Brennstäbe für eine längere Laufzeit bleibt vorerst ausgeschlossen. Das verlagert das aktuelle Problem in der Energiekrise um wenige Monate. Spätestens vor dem nächste Winter wird die Diskussion allerdings erneut aufkommen. Mit dem jetzt angestrebten Kompromiss ignorieren die Politiker aber den Willen des Souveräns, denn nach neusten Umfragen spricht sich mittlerweile eine deutliche Mehrheit der Deutschen für eine deutlich längere Laufzeit für die letzten Atomkraftwerke aus (Zeit: 14.10.22).
56 Prozent für längere Laufzeit als von Scholz festgelegt
Nach den Ergebnissen eine repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov, können sich mittlerweile 56 Prozent der Befragten einen Betrieb über das Jahr 2024 hinaus vorstellen beziehungsweise sprechen sich grundsätzlich dafür aus. Der von Kanzler Scholz jetzt vorgeschlagene Kompromiss, die letzten Kraftwerke bis Mitte April 2023 weiterlaufen zu lassen, wird bei dieser Umfrage lediglich von 14 Prozent der Befragten unterstützt. 19 Prozent sprechen sich sogar für einen zeitlich unbegrenzten Weiterbetrieb aus. Weitere 37 Prozent wollen den Betrieb der letzten AKWs auch über das Jahr 2024 hinaus.
Nur noch jeder Dritte für eine Befristung der Laufzeit
Nur jeder Dritte der Befragten hat sich noch für eine Befristung der Laufzeit ausgesprochen. Dabei befürworteten 12 Prozent eine Frist zum Ende des Jahre 2024, was im Wesentlichen der FDP-Forderung entspricht. Nur noch 10 Prozent der Befragten wollten, dass die deutschen Atomkraftwerke, wie bisher vorgesehen, bis zum Jahresende 2022 vom Netz gehen.
Die Umfrage hat die Deutschen Presseagentur beim Meinungsforschungsinstitut YoGov in Auftrag gegeben. Die Umfrageergebnisse basieren auf insgesamt 2027 Befragten.
Lesen Sie auch:
- Scholz spricht Machtwort im AKW-Streit
- Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke könnte Strompreis drastisch senken
- Laufzeitverlängerung: Streit eskaliert
- TÜV widerspricht Habeck bei Laufzeitverlängerung
- Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke laut Betreiber kein Problem