Die Meldung kam überraschend: Katar will jetzt doch LNG nach Deutschland liefern. Bundeswirtschaftsminister Habeck hat das auch bestätigt, hielt sich aber weitgehend mit Äußerungen dazu zurück. Er habe mit seiner Reise nach Katar im Frühjahr lediglich den politischen Rahmen dazu gesetzt. Was Habeck nicht sagt: Es gibt gar kein Abkommen zwischen Deutschland und Katar, denn der Liefervertrag, um den es geht, wurde zwischen Katar und dem amerikanischen Unternehmen Conoco Phillips abgeschlossen. Conoco Philips will dann Deutschland mit Flüssiggas beliefern (Focus: 30.11.22).
Es gibt keinen Vertrag zwischen Deutschland und Katar
Der amerikanische Energiekonzern Conoco Phillips hat mit Katar einen Liefervertrag für Flüssiggas über eine Laufzeit von 15 Jahren angeschlossen. Conoco Phillips will dann ab 2026 bis 2041 LNG aus Katar weiter nach Deutschland verkaufen. Es geht dabei allerdings um eine durchaus überschaubare Mengen von 30 Terawattstunden pro Jahr. Zum Vergleich: Aus Russland kamen 1600 Terawattstunden Gas im Jahr nach Europa. Damit deckt das Gas aus Katar noch nicht einmal 2 Prozent des Bedarfs.
Außerdem hat sich Conoco Philipps auch Kapazitäten am gerade entstehenden Flüssiggasterminal in Brunsbüttel gesichert. Damit kann das Unternehmen in Deutschland anlanden und weiterverkaufen.
Amerikanischer Energiekonzern Conoco Phillips verkauft LNG aus Katar an Deutschland weiter
Die deutsche Gaswirtschaft nennt das Abkommen zwischen Katar und Conoco Phillips ein positives Signal für die landbasierten LNG-Terminals. Die in Deutschland neu gebauten Terminals hätten mit dem langjährigen Liefervertrag über 15 Jahre eine gute Perspektive, schreibt der Vorstand des Branchenverbands Zukunft Gas, Timm Kehler, in einer entsprechenden Mitteilung. „Wir fordern schon lange, nicht nur auf die kurzfristige Versorgung über die schwimmenden Terminals zu blicken“, so Kehler. Die landbasierten Terminals seien insbesondere für den späteren Umstieg auf grünen Wasserstoff von elementarer Bedeutung.
Habeck findet Laufzeit über 15 Jahre super, wollte aber selbst nur kürzere Laufzeiten akzeptieren
„15 Jahre ist super“, kommentiert Wirtschaftsminister Habeck dann den Deal der Amerikaner mit Katar noch. Deutschland wolle ja bis zum Jahr 2045 vollständig klimaneutral sein und würde seinen Gasverbrauch bis dahin schrittweise bis auf null reduzieren. Was er nicht sagt: Habeck ist in Katar gerade aufgrund der Lieferzeiten gescheitert, er wollte nur Verträge mit kürzeren Laufzeiten abschließen, worauf die Katarer nicht eingehen wollten.
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