Die BASF plant nördlich ihres Werksgeländes einen großflächigen Solarpark. Dieses Vorhaben stößt bei Landwirten in der Region auf massive Ablehnung. Insbesondere der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd sieht durch das Projekt die Existenzgrundlagen vieler Betriebe gefährdet. 120 Hektar wertvolle landwirtschaftliche Flächen sollen für die Solaranlage weichen (rheinpfalz: 03.04.25).
Nutzung von Flächen auf dem Prüfstand
Johannes Zehfuß, Vorsitzender des Kreisverbands, hält den Solarpark für überdimensioniert. Aus seiner Sicht passt das Projekt nicht zur Regionalplanung der Metropolregion Rhein-Neckar. Auch die landesweiten Vorgaben geraten aus dem Blick. Diese schreiben vor, dass pro Kommune höchstens zwei Prozent der Ackerfläche für Freiflächen-Photovoltaik genutzt werden dürfen. Der geplante Umfang sprengt diesen Rahmen deutlich.

Parallel zum Solarprojekt ist ein weiterer massiver Eingriff vorgesehen: In der Gewanne Petersau sollen nochmals 100 Hektar Ackerland für einen geplanten Hochwasserschutzpolder zum Opfer fallen. Diese Kombination aus Flächenverlust und Strukturbruch sorgt bei örtlichen Landwirten für großen Unmut. Die Belastung sei nicht mehr zumutbar, insbesondere für die Familienbetriebe mit langer Tradition.
Alternativen innerhalb des Werksgeländes
Die Kritik richtet sich nicht grundsätzlich gegen erneuerbare Energien. Vielmehr bemängeln die Landwirte die Standortwahl. BASF könnte bereits überbaute Flächen im Werk effizienter nutzen. Hallendächer, Parkplätze oder bereits versiegelte Areale bieten sich für Photovoltaiklösungen an, ohne zusätzliches Ackerland zu beanspruchen.
Auch Windkraftanlagen im Offshore-Bereich ließen sich als klimafreundliche Alternative einsetzen. Zehfuß betont: „Die Sicherung einer verbrauchernahen Ernährung ist nicht weniger bedeutsam als Klimaschutzprojekte.“ Zwischen Naturschutz und Versorgungssicherheit dürfe kein Gegeneinander entstehen. Der Eingriff in fruchtbare Agrarflächen dürfe nicht zur bevorzugten Lösung werden, nur weil sie einfacher durchsetzbar erscheint.
Millioneninvestition trifft auf regionalen Widerstand
Ungeachtet der Kritik aus der Landwirtschaft hat die BASF bereits große Teile der Fläche angekauft. Ein zweistelliger Millionenbetrag ist für das Projekt vorgesehen. Ziel ist es, künftig grünen Strom für rund 46.000 Haushalte bereitzustellen. Der Frankenthaler Stadtrat unterstützt das Vorhaben ausdrücklich und betont vor allem der Beitrag zur Energiewende.
Doch auf dem Land herrscht ein anderer Blick auf die Entwicklung. Die Vertreter der Landwirtschaft fühlen sich übergangen. Aus ihrer Sicht steht hier nicht nur die Nutzung von Fläche zur Debatte, sondern ein grundsätzlicher Interessenkonflikt zwischen Industrieprojekten und regionaler Lebensmittelerzeugung.
Sorge vor langfristigem Strukturwandel
Die geplanten Maßnahmen könnten langfristige Folgen für die Agrarstruktur in der Region mit sich bringen. Der Verlust von 220 Hektar produktivem Boden – durch Solarpark und Polder – droht die Betriebsgrößen massiv zu verkleinern. Zudem entsteht eine Ungleichverteilung der Lasten. Während Städte und Industrie von der Energie profitieren, trifft die Belastung vor allem die ländliche Bevölkerung.
Zehfuß fordert einen gerechteren Ausgleich der Interessen. Es reiche nicht, mit Nachhaltigkeit zu argumentieren, wenn gleichzeitig die Ernährungsgrundlage geschwächt werde. Technologische Möglichkeiten für Stromgewinnung bestehen, ohne weitere Flächen aus der landwirtschaftlichen Nutzung zu drängen. Hier müsse die BASF andere Wege prüfen und stärker in den Dialog mit der Region treten.
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