Kurz nach Eröffnung mit Scholz – Wasserstoff-Hoffnung Quest One baut 120 Stellen ab

Noch im September 2024 galt das Gigahub von Quest One als Symbol des Aufbruchs. Zur feierlichen Eröffnung des Werks in Hamburg ließen es sich Bundeskanzler Olaf Scholz und Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (beide SPD) nicht nehmen, persönlich dabei zu sein. Doch nicht einmal vier Monate später ist von der damaligen Euphorie wenig übrig. Das Tochterunternehmen von MAN Energy Solutions und Volkswagen kündigt massive Einsparungen an – mit harten Konsequenzen für die Belegschaft (abendblatt: 12.02.25).


120 Stellen betroffen – Gründe für den Einschnitt

Konkret sollen rund 120 der insgesamt 584 Arbeitsplätze an den Standorten Hamburg und Augsburg gestrichen werden. Das entspricht gut einem Fünftel der Belegschaft.

Nur 4 Monate nach  der Eröffnung mit Kanzler Olaf Scholz baut Wasserstoffspezialist Quest One ein Fünftel der Belegschaft ab
Nur 4 Monate nach der Eröffnung mit Kanzler Olaf Scholz baut Wasserstoffspezialist Quest One ein Fünftel der Belegschaft ab

Quest One stellt an diesen Standorten Elektrolyseure für die Produktion von grünem Wasserstoff her. Wie viele Stellen in Hamburg betroffen sind, ist derzeit noch unklar. Die Unternehmensleitung betont, dass der Stellenabbau möglichst ohne betriebsbedingte Kündigungen erfolgen soll. Ganz ausgeschlossen werden sie jedoch nicht.

Restrukturierung als Reaktion auf enttäuschende Marktentwicklung

Als Gründe für diesen überraschenden Schritt nennt Quest One die insgesamt angespannte gesamtwirtschaftliche Lage und die schleppende Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft. „Das Unternehmen reagiert damit auf eine insgesamt angespannte gesamtwirtschaftliche Situation und einen gegenüber den Erwartungen zurückgebliebenen Hochlauf der deutschen und internationalen Wasserstoffwirtschaft“, heißt es in einer offiziellen Mitteilung.

Hintergrund ist die Diskrepanz zwischen den ambitionierten politischen Zielen und der tatsächlichen Entwicklung auf dem Markt. Quest One, das als Vorreiter bei der automatisierten Serienproduktion von Elektrolyse-Stacks gilt, hatte auf eine schnellere Skalierung des Wasserstoffmarktes gesetzt. Doch die Realität bleibt hinter den optimistischen Prognosen zurück.

Kostensenkungen im zweistelligen Millionenbereich

Das Unternehmen will mit der Restrukturierung und Prozessoptimierungen seine Wettbewerbsfähigkeit sichern und Einsparungen im niedrigen bis mittleren zweistelligen Millionenbereich erzielen. Gespräche mit dem Betriebsrat laufen bereits, um den Stellenabbau möglichst sozialverträglich zu gestalten.

„Wir müssen jetzt schwierige, aber notwendige Entscheidungen treffen, um auf die Herausforderungen des Marktes flexibel reagieren zu können“, erklärte CEO Michael Meister. Ziel bleibe es, das Unternehmen langfristig zu stärken. Trotz der aktuellen Situation bekennt sich Quest One weiterhin zu seiner Mission, bis 2050 durch den Einsatz seiner Technologien ein Prozent der globalen CO₂-Emissionen zu vermeiden.


Große Erwartungen an den Wasserstoffsektor enttäuscht

Die Krise bei Quest One steht exemplarisch für die Herausforderungen der gesamten Branche. Der grüne Wasserstoff galt lange Zeit als Heilsbringer der Energiewende, doch die überbordenden Erwartungen haben sich bisher nicht erfüllt. Die Infrastruktur und Nachfrage entwickeln sich langsamer als erhofft, während die Konkurrenz und Kostendruck in der Branche steigen.

Für viele Mitarbeiter von Quest One wird die Euphorie der Eröffnung daher zu einem bitteren Kapitel. Das Gigahub, einst gefeiert als bedeutender Schritt in die Zukunft der Wasserstoffproduktion, steht nun sinnbildlich für die Herausforderungen, denen sich die Wasserstoffindustrie in Deutschland stellen muss.

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