Klingbeil fordert Standortpatriotismus – ein Appell aus der politischen Sackgasse

SPD-Chef Lars Klingbeil forderte auf dem Gewerkschaftskongress der IG BCE in Hannover mehr Standortpatriotismus. Unternehmen sollen laut ihm Verantwortung zeigen, Arbeitsplätze sichern und im Land investieren. Doch dieser Ruf trifft auf eine Realität, in der hohe Energiekosten, lähmende Bürokratie, überhöhte Steuern und eine schwache Wettbewerbsfähigkeit jede Form von Industriepolitik ins Leere laufen lassen. Patriotische Symbolik ersetzt keine wirtschaftliche Vernunft (deutschlandfunk 22.10.25).


Energiekosten und Steuern erdrücken die Betriebe

Deutsche Unternehmen kämpfen täglich mit explodierenden Energiekosten und steigenden Abgaben. Kein Betrieb kann langfristig bestehen, wenn Strompreise doppelt so hoch liegen wie in den USA. Auch die Steuerlast zieht Kapital aus dem Land. Dieses Umfeld zerstört Wachstum, weil die Industriepolitik mehr Geld verteilt, als sie strukturelle Probleme löst.

Klingbeils Aufruf an deutsche Unternehmen nach mehr Standortpatriotismus zeigt die Konzeptlosigkeit der Regierungspolitik
Klingbeils Aufruf an deutsche Unternehmen nach mehr Standortpatriotismus zeigt die Konzeptlosigkeit der Regierungspolitik

Günstige Energie ist die Grundlage jeder modernen Produktion. Wer sie künstlich verteuert, schwächt seine eigene Wirtschaftskraft. Die hohen Kosten für Gas und Strom machen Wettbewerbsfähigkeit zur reinen Theorie. Selbst patriotisch gesinnte Unternehmer können so kaum standhalten. Der viel beschworene Standortpatriotismus verliert unter solchen Bedingungen jede Bedeutung.

Bürokratie und Stillstand statt Reformen

Nichts hemmt die Wirtschaft stärker als die überbordende Bürokratie. Genehmigungen ziehen sich über Monate, manche Projekte bleiben ganz liegen. Ausländische Standorte locken dagegen mit klaren Regeln und schnellen Entscheidungen. So verliert Deutschland seine Dynamik.

Politische Verantwortliche setzen lieber auf Mahnungen als auf Lösungen. Statt die Rahmenbedingungen zu verbessern, fordern sie Loyalität. Doch Patriotismus ersetzt keine funktionierende Verwaltung. Wer Standortpatriotismus verlangt, sollte erst die Hürden beseitigen, die Unternehmen täglich behindern. Auch ein Hauch von Standorttreue, dem Synonym des Begriffs, reicht nicht, um Investitionen anzuziehen.

Wettbewerbsfähigkeit braucht Realität, keine Parolen

Deutsche Firmen agieren im globalen Wettbewerb, nicht im politischen Wunschdenken. Ohne stabile Wettbewerbsfähigkeit droht der Verlust ganzer Industriezweige. Die Konkurrenz aus Asien und Nordamerika produziert effizienter, billiger und mit weniger Auflagen.

Die Regierung redet von Förderung, doch ihre Industriepolitik bleibt planlos. Weniger Regulierung und niedrigere Steuern wären echte Hilfe. Stattdessen kommen immer neue Vorgaben, die Unternehmer zwingen, über Abwanderung nachzudenken. Standortpatriotismus hilft hier nicht, sondern verschleiert die Ursachen. Loyalität ersetzt keine ökonomische Vernunft.


Industriepolitik ohne Wirkung

Deutschland lebt von seiner industriellen Substanz, doch sie bröckelt. Ganze Regionen verlieren Produktionskraft. Während Politiker über Standortpatriotismus reden, schließen Werke und Fachkräfte wandern ab.

Eine zukunftsfähige Industriepolitik müsste Innovation fördern, Bürokratie abbauen und Steuern senken. Stattdessen stagniert das Land. Nur klare Reformen sichern die Basis des Erfolgs. Patriotische Appelle ändern nichts, solange die ökonomischen Realitäten ignoriert bleiben. Der wahre Ausdruck von Standortpatriotismus liegt nicht in Worten, sondern in Taten – vor allem in solchen, die wirtschaftliche Vernunft zulassen.

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