Klimaneutral – wer prüft das eigentlich?

„Klimaneutral“ ist der neue Begriff mit dem viele Unternehmen mittlerweile werben. Ganz Supermärkte werben mit Klimaneutralität und auch einzelne Produkte, wie klimaneutrale Sneakers bei Aldi, oder klimaneutrales Shampoo bei Rossmann, werden angeboten. DHL wirbt mit einem klimaneutralen Versand und VW bietet sogar klimaneutrale Autos an. Der Begriff klimaneutral ist mittlerweile überall zu finden. Doch wer legt eigentlich fest ob ein Produkt oder ein ganzes Unternehmen wirklich klimaneutral ist. Die Antwort ist einfach. Niemand, denn es gib dafür keine festgelegte Regeln.


Wettbewerbszentrale verklagt Unternehmen die den Begriff „klimaneutral“ missbrauchen

Die Wettbewerbszentrale hat erstmals gegen vier Unternehmen Klage eingereicht. Darin werfen die Verbraucherschützer den betroffenen Unternehmen vor, den Begriff klimaneutral irreführende und intransparent zu verwenden.

Klimaneutral - wer prüft das eigentlich? Firmen werben mit klimaneutralen Produkten ohne selbst Emissionen einzusparen. Sogar klimaneutrales Tanken soll möglich sein.
Klimaneutral – wer prüft das eigentlich? Firmen werben mit klimaneutralen Produkten ohne selbst Emissionen einzusparen. Sogar klimaneutrales Tanken soll möglich sein.

Von klimaneutralen Sneakers bis zum klimaneutralen Heizöl

Zu den betroffenen Unternehmen gehört auch Aldi Süd. Aldi Süd bezeichnet sich als erster klimaneutraler Lebensmitteleinzelhändler. Auf der Homepage wirbt das Unternehmen mit der Aussage: „Wir handeln klimaneutral“. Die drei weiteren Unternehmen werben beispielsweise mit einem klimaneutralen Plastikmüllbeutel oder sogar klimaneutralem Heizöl.

Die Verbraucherschützer bauen darauf, dass die Gerichte bei den Klagen klären, welche Bedingungen für die beworbene Klimaneutralität gelten müssen um entsprechend gerechtfertigt damit werben zu dürfen.


Unternehmen kaufen sich durch CO2-Zertifikate frei ohne selbst Emissionen zu reduzieren

Die vier Unternehmen erreichen ihre Klimaneutralität nämlich nicht indem sie CO2-frei produzieren oder Emissionen an anderer Stelle einsparen, sondern ausschließlich weil sie sich durch den Kauf entsprechender CO2-Zertifikate freikaufen. So lässt sich selbst Heizöl als klimaneutral verkaufen.

Durch diese Praxis sehen Klimaschützer die Gefahr, dass Unternehmen gar keine Motivation mehr haben Ihre Produktionsprozesse auf weniger Emissionen umzustellen. Man kauft einfach die entsprechenden Zertifikate und schon ist man klimaneutral.

Werbeaussagen werden nicht überprüft

Das Kyoto-Protokoll besagt, dass Emissionen, die sich nicht einsparen lassen, kompensiert werden können. Dies entstand durch die Erkenntnis, dass nicht alle Emissionen vermeidbar sind. Allerdings sollten nur Emissionen ausgleichen werden, die wirklich unvermeidbar sind. Es gibt aber keine Institution die das auch überprüft. Das führt dazu, dass man zum Beispiel bei Shell klimaneutral tanken und mit der Lufthansa sogar klimaneutral fliegen kann.


Ein Argument der Wettbewerbszentrale ist es auch dass Werbung mit Klimaneutralität irreführend ist, wenn bei den Produktionsprozessen keine Emissionen eingespart werden, die Werbung aber genau dies suggeriere.

Mittlerweile haben Gerichte in Kiel und Konstanz entschieden dass Unternehmen, transparent machen müssen, wie sie die Klimaneutralität erreicht haben, wenn sie damit werben.

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