Deutschlands Wirtschaft steckt in einer Investitionskrise. Trotz der neuen Schwarz-Rot-Koalition fehlt das Vertrauen in verlässliche Rahmenbedingungen. Unternehmen zögern, weil politische Ankündigungen bisher keine wirtschaftliche Sicherheit schaffen (handelsblatt: 07.05.25).
Schwarz-Rot verfehlt Aufbruchsstimmung
Die Nettoinvestitionsquote liegt bei nur 0,3 Prozent – ein historisch niedriger Wert. 2019 betrug sie noch solide drei Prozent. Diese Zahl zeigt, wie stark eine Volkswirtschaft ihr produktives Potenzial ausbaut. Arndt Kirchhoff, Chef des Unternehmerverbands NRW, fasst die Lage treffend zusammen: „Verbraucher und Unternehmer befinden sich im Streik.“ Konsum und Investitionen beschränken sich auf das Nötigste.

Union und SPD haben milliardenschwere Ausgaben für Verteidigung und Infrastruktur angekündigt. Trotzdem bleibt der Mittelstand skeptisch. Laut LBBW-Studie würden drei Viertel der befragten Unternehmen investieren, wenn Konjunktur und Nachfrage anziehen. Doch klare Impulse fehlen weiterhin. LBBW-Vorstand Joachim Erdle unterstreicht: „Sie wollen investieren, aber die Rahmenbedingungen passen nicht.“
Vertrauen fehlt – Mittelstand verliert den Anschluss
Bürokratie (94 Prozent), hohe Energiepreise (91 Prozent) und übermäßige Regulierung (89 Prozent) blockieren Investitionspläne. Nur 22 Prozent der Unternehmen wollen ihre Ausgaben steigern. Sechzig Prozent halten das aktuelle Niveau, während fünfzehn Prozent 2025 weniger investieren.
Die Ursachen liegen tiefer. Andreas da Graça vom LBBW-Research sieht im scheiternden Exportmodell eine zentrale Schwäche. Viele Mittelständler investieren lieber im Ausland, wo geringere Kosten und weniger Bürokratie locken.
„Damit schaffen die Unternehmen den Wohlstand im Inland ab, das ist Sprengstoff für die Diskussionen im Inland“, warnt da Graça. Schwarz-Rot muss diesem Trend schnell begegnen, bevor weitere Unternehmen den Standort Deutschland schwächen.
Hoffnung ruht auf Binnennachfrage
Daniel Terberger, geschäftsführender Gesellschafter des Modedienstleisters Katag, fordert eine klare Stärkung der Binnennachfrage. Sein Unternehmen beliefert über 300 Modehäuser, doch die anhaltende Konsumzurückhaltung bremst den Handel spürbar.
Terberger setzt große Hoffnungen in Digitalminister Karsten Wildberger. „Wer in einem so schwierigen Markt vier Jahre das Unternehmen geführt hat, der weiß, was in Deutschland los ist.“ Wildberger versteht die Bedeutung einer starken Binnenkonjunktur. Die neue Regierung unter Schwarz-Rot muss diesen Vorteil nutzen, um endlich wirksame wirtschaftliche Impulse zu setzen.
Der Koalitionsvertrag enthält erste Maßnahmen: Bis 2027 gilt für Ausrüstungsinvestitionen eine degressive Abschreibung von 30 Prozent. Ab 2028 soll die Körperschaftsteuer schrittweise sinken. Ob diese Ansätze das verlorene Vertrauen zurückbringen, bleibt ungewiss.
Ohne Vertrauen keine Investitionen
Trotz der angespannten Lage sichert sich Deutschland noch einige Stärken. Gut ausgebildete Fachkräfte, stabile Institutionen und eine verlässliche Rechtsstaatlichkeit halten den Standort international wettbewerbsfähig. LBBW-Forscher Andreas da Graça bleibt daher verhalten optimistisch: „Die Situation ist nicht so schlecht, wie sie geredet wird.“
Doch eines steht fest: Ohne echtes Vertrauen in die Politik von Schwarz-Rot bleiben Investitionen aus. Nur mit stabilen Rahmenbedingungen, weniger Bürokratie und gezielten Anreizen lässt sich der Investitionsstau auflösen und der Wohlstand im Land sichern.r ist: Ohne Vertrauen in die Regierung und verlässliche Investitionsanreize lassen sich weder Innovationen noch Produktivitätswachstum realisieren. Die neue Koalition muss liefern – und das möglichst schnell. Andernfalls droht ein weiterer Rückzug des Mittelstands und ein langfristiger Wohlstandsverlust.
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