Die Volvo-Tochter Novo Energy reagiert auf anhaltende Schwierigkeiten in der Batteriefertigung mit einem drastischen Stellenabbau. Rund 150 Angestellte verlieren ihren Arbeitsplatz. Damit halbiert sich die Belegschaft des Unternehmens. Grund für diesen Schritt sind fehlende Partnerschaften und ungünstige wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Die Geschäftsführung verweist auf intensive, aber erfolglose Bemühungen, einen neuen Technologiepartner zu finden. „Trotz unserer Bemühungen, das Geschäft zu stabilisieren, und trotz der umfangreichen Suche nach einem neuen Technologiepartner erlauben es die derzeitigen wirtschaftlichen Herausforderungen und Marktbedingungen nicht, unsere Geschäfte im derzeitigen Umfang fortzuführen“, erklärt Novo-Energy-Chef Adrian Clarke (wiwo: 05.05.25).
Strategiewechsel mit begrenztem Betrieb
Trotz des Stellenabbaus bleibt die Grundausrichtung von Novo Energy bestehen. Der Aufbau eines eigenen Batteriewerks in Göteborg bleibt Ziel der Planungen. Allerdings reduziert das Unternehmen seine Aktivitäten deutlich. Die Geschäfte laufen nur noch in eingeschränktem Umfang weiter. Parallel schreitet die erste Bauphase des Werks voran, was auf eine langfristige Perspektive trotz aktueller Schwierigkeiten schließen lässt.

Das Unternehmen hält am Ausbau der Fertigungskapazitäten fest, obwohl zentrale Voraussetzungen fehlen. Der technologische Rückhalt durch einen erfahrenen Partner fehlt weiterhin. Die Suche nach einer passenden Allianz bleibt erfolglos. Gleichzeitig steigen die wirtschaftlichen Risiken in einem angespannten Marktumfeld, was die Umsetzung ambitionierter Projekte zusätzlich erschwert.
Symbolische Übernahme statt starker Allianz
Novo Energy entstand 2021 als Gemeinschaftsprojekt von Volvo Cars und dem schwedischen Batterieentwickler Northvolt. Die Kooperation galt als strategisch bedeutend für den Aufbau einer europäischen Zellproduktion. Doch der einst hoch gehandelte Partner brach unter wirtschaftlichem Druck ein. Im März meldete Northvolt Insolvenz an. Bereits im Februar hatte sich Volvo sämtliche Anteile an Novo Energy gesichert – und das zu einem symbolischen Preis. Die einstige Partnerschaft endete im wirtschaftlichen Fiasko.
Mit dem Rückzug von Northvolt verschärfte sich die Lage für Novo Energy. Der Ausstieg bedeutete nicht nur einen strategischen Rückschlag, sondern führte auch zu technologischen Verzögerungen. Ohne industriellen Partner lassen sich hochkomplexe Batteriefertigungen nur schwer realisieren. Die Führung von Novo Energy setzt daher weiterhin auf eine neue Kooperation, auch wenn sich die Suche als langwierig erweist.
Marktkrise trifft Elektromobilität im Kern
Die Entwicklung bei Novo Energy ist Teil eines größeren Trends in der europäischen Elektromobilitätsbranche. Zahlreiche Start-ups und Joint Ventures kämpfen mit steigenden Kosten, Lieferkettenproblemen und einer unsicheren Nachfrage. Projekte, die noch vor wenigen Jahren mit Euphorie gestartet sind, stehen nun unter Druck. Auch etablierte Hersteller geraten zunehmend in Schwierigkeiten.
Die Reduktion der Arbeitsplätze bei Novo Energy steht exemplarisch für die Herausforderungen beim Aufbau unabhängiger Batteriekapazitäten in Europa. Ohne verlässliche Partner und gesicherte Investitionen geraten selbst gut positionierte Unternehmen ins Wanken. Zwar halten viele Akteure an ihren langfristigen Zielen fest, doch kurzfristig überwiegt der Anpassungsdruck.
Hoffnung trotz Spardruck
Trotz massiver Kürzungen sieht sich Novo Energy weiter auf Kurs. Die Bauarbeiten in Göteborg laufen planmäßig. Die Unternehmensführung hält am Ziel einer wettbewerbsfähigen Zellproduktion fest. Allerdings braucht es dazu sowohl neue Allianzen als auch wirtschaftliche Stabilität. In einer Branche, die unter massivem Veränderungsdruck steht, entscheidet letztlich die Fähigkeit zur Anpassung über das Überleben.
Novo Energy steht vor der Aufgabe, ambitionierte Pläne mit den Realitäten eines volatilen Marktes zu vereinen. Der aktuelle Einschnitt zeigt, wie groß die Herausforderungen beim Aufbau einer europäischen Batterieproduktion sind – und wie schnell Projekte an wirtschaftlichen Hürden scheitern können.
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