Jobcenter verbrennen über 60 Prozent der Gelder in eigener Verwaltung

Eine aktuelle Analyse der Bertelsmann Stiftung deckt auf, dass Jobcenter in Deutschland einen Großteil ihres Budgets für die eigene Verwaltung statt für die eigentliche Arbeitsförderung einsetzen. Von den rund 10,7 Milliarden Euro, die den Jobcentern im Jahr 2024 zur Verfügung standen, flossen über 60 Prozent in bürokratische Abläufe und Personal – nur etwa 3,8 Milliarden Euro kamen tatsächlich arbeitslosen Menschen zugute (welt: 17.03.25).


Förderung statt Formularflut? Fehlanzeige in den Jobcentern

Besonders alarmierend: In einigen Jobcentern wurden bis zu 70 Prozent der Mittel allein für die Verwaltung aufgewendet. Die Folge ist eine strukturelle Unterfinanzierung der Eingliederungsmaßnahmen – laut Studie fehlen in diesem Bereich rund eine Milliarde Euro. Die zentrale Aufgabe der Jobcenter, Menschen in Arbeit zu bringen, wird damit zunehmend vernachlässigt.

Jobcenter stecken über 60 % ihres Budgets in Verwaltung statt Vermittlung – Milliarden für Arbeitslose bleiben ungenutzt
Jobcenter stecken über 60 % ihres Budgets in Verwaltung statt Vermittlung – Milliarden für Arbeitslose bleiben ungenutzt

Zudem zeigt die Untersuchung, dass die Zahl erfolgreicher Integrationen in den Arbeitsmarkt seit Einführung des Bürgergeldes um etwa sechs Prozent zurückgegangen ist. Statt individuelle Unterstützung zu leisten, sind Jobcenter offenbar immer stärker mit internen Prozessen beschäftigt – zum Nachteil der Betroffenen.

Transparenz und Steuerung: Fehlende Kontrolle über Mittelverwendung

Die Analyse kritisiert auch den fehlenden Überblick darüber, wie effektiv Jobcenter ihre finanziellen Mittel einsetzen. Es gebe kaum verlässliche Daten zur Wirkung einzelner Maßnahmen oder zum Zusammenhang zwischen Budgethöhe und Vermittlungserfolg. Damit fehlt eine belastbare Grundlage, um die Arbeit der Jobcenter objektiv zu bewerten oder gezielt zu verbessern.

Darüber hinaus bleibt die Entscheidung, wie viel Geld für Verwaltung und wie viel für Förderung eingesetzt wird, den einzelnen Jobcentern selbst überlassen. Diese fehlende einheitliche Steuerung führt zu teils massiven Unterschieden zwischen den Regionen und lässt dringend notwendige Effizienzgewinne ungenutzt.


Bertelsmann Stiftung fordert grundlegende Reform der Jobcenter

Die Bertelsmann Stiftung plädiert für eine tiefgreifende Reform des Systems. Weniger Bürokratie, klar definierte Förderziele und eine bessere Kontrolle über den Mitteleinsatz sollen sicherstellen, dass Jobcenter wieder verstärkt auf ihre eigentliche Aufgabe fokussiert werden – die nachhaltige Integration in den Arbeitsmarkt.

Nur mit mehr Transparenz, verbindlichen Standards und einer wirkungsorientierten Steuerung könne das System wieder Vertrauen gewinnen. Ansonsten droht die zentrale Institution der Arbeitsmarktintegration endgültig zum Symbol für Ineffizienz und Ressourcenverschwendung zu verkommen.

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