Jetzt trifft es auch die IT-Branche: IT-Fachkräfte deutlich weniger gefragt

Der Fachkräftemangel an IT-Fachkräften hat sich 2024 spürbar abgeschwächt. Laut Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln sank die Zahl der offenen Positionen im Vergleich zu 2023 um 26 Prozent. Besonders betroffen sind Experten mit akademischem Abschluss. Jurek Tiedemann, Ökonom mit Schwerpunkt Fachkräftesicherung, beschreibt die Entwicklung als „rasant“. In einigen Branchen wie Rechts- und Steuerberatung steigt die Zahl der IT-Fachkräfte dennoch an, angetrieben durch verstärkte Digitalisierung (heise: 18.08.25).


Fachkräftemangel trifft IT-Branche besonders hart

Die Studie zeigt, dass die Zahl der offenen Stellen für qualifizierte Arbeitskräfte insgesamt um 4,3 Prozent fiel. In IT-Berufen lag der Einbruch mit 26,2 Prozent weit höher. Die durchschnittliche Zahl offener Positionen sank auf 46.431. Damit verschärft sich der Fachkräftemangel, weil viele Stellen unbesetzt bleiben.

IT-Fachkräfte nicht mehr so gefragt - Rückgang offener Stellen - anhaltende Digitalisierung und Künstliche Intelligenz prägen den Markt
IT-Fachkräfte nicht mehr so gefragt – Rückgang offener Stellen – anhaltende Digitalisierung und Künstliche Intelligenz prägen den Markt

Als Hauptursachen gelten schwache Konjunktur und fehlende Investitionen. Unternehmen verschieben Projekte und reduzieren Budgets. Dadurch fehlen Chancen für IT-Fachkräfte. Besonders betroffen ist die Branche, weil komplexe Vorhaben ohne klare wirtschaftliche Perspektive auf Eis gelegt werden.

Akademische IT-Fachkräfte verlieren besonders viele Chancen

Vor allem hochqualifizierte Spezialisten spüren die Krise. Für Master- und Diplomabsolventen sank die Zahl der offenen Stellen um 33,7 Prozent auf 26.753. Informatiker und Wirtschaftsinformatiker traf es mit Rückgängen von 46,2 beziehungsweise 38,2 Prozent besonders hart. Unternehmen bremsen bei anspruchsvollen Projekten, die viel Know-how erfordern.

Auch Fachkräfte mit abgeschlossener Ausbildung leiden. Für diese Gruppe schrumpfte das Angebot um 19,6 Prozent. Bei sogenannten IT-Spezialisten, die ein breites technisches Spektrum abdecken, fiel das Minus mit 8,6 Prozent geringer aus. Doch auch hier verstärkt sich der Fachkräftemangel.

Digitalisierung treibt einzelne Branchen an

Trotz des allgemeinen Einbruchs gibt es Sektoren mit Wachstum. Rechts- und Steuerberatung sowie Wirtschaftsprüfung verzeichneten einen Anstieg von 518,4 Prozent. Das entspricht 1770 zusätzlichen Stellen. Tiedemann erklärt diesen Effekt mit fortschreitender Digitalisierung und dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Auch Tiefbau, Energieversorgung und Versicherungen zeigten leichte Zuwächse.

Anders sieht es im IT-Dienstleistungssektor aus. Dort schrumpfte das Angebot um 31,6 Prozent, was 5821 Stellen entspricht. Aufgaben wandern ins Ausland oder werden intern erledigt. Auch die Automobilindustrie verlor mit 36,8 Prozent massiv. Diese Entwicklung verdeutlicht, wie eng die Digitalisierung mit wirtschaftlicher Stabilität verknüpft ist.


Künstliche Intelligenz verändert die Anforderungen

Ein direkter Zusammenhang zwischen Künstlicher Intelligenz und sinkenden Stellen sei nicht nachweisbar, betont Tiedemann. Studien deuten eher darauf hin, dass die Technologie zusätzlichen Bedarf erzeugt. KI unterstützt Prozesse und ersetzt den Menschen nicht vollständig. Allerdings verändern sich die Anforderungen: Der sichere Umgang mit Künstlicher Intelligenz gewinnt an Bedeutung, während Routinearbeiten wegfallen.

Andere Analysen zeigen jedoch mehr Risiken. Laut RationalFX meldeten Firmen im globalen Technologiesektor bis August 2025 mehr als 149.000 Entlassungen. 71 Prozent entfielen auf US-Unternehmen. Giganten wie Microsoft und Intel nutzen KI-Tools, Chatbots und Automatisierung, um ganze Abteilungen zu ersetzen.

Fachkräftemangel bleibt langfristig bestehen

Trotz sinkender Nachfrage bleiben Tausende Positionen unbesetzt. 2024 fehlten rechnerisch mehr als 13.500 IT-Fachkräfte. Besonders bei Informatikern lag die Lücke hoch: 6920 offene Stellen blieben vakant. Damit zeigt sich, dass Fachkräftemangel und Digitalisierung gleichzeitig wirken.

Prognosen bis 2028 gehen von weiterem Wachstum der Beschäftigung aus. Gleichzeitig steigt der Mangel an Spezialisten. Strategien zur Gegensteuerung sind unerlässlich. Nachwuchsausbildung, Förderung von Quereinsteigern und internationale Rekrutierung gelten als Schlüsselfaktoren. Nur so lässt sich der Markt für IT-Fachkräfte stabilisieren, während Digitalisierung und Künstliche Intelligenz die Anforderungen stetig verändern.

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