Die italienische Autoindustrie, angeführt von Stellantis, steht vor einer tiefen Krise. Mit einem Produktionsrückgang von über 30 Prozent und drohenden Werksschließungen kämpfen Unternehmen wie Fiat um ihr Überleben. Gewerkschaften haben bereits zu einem Generalstreik aufgerufen, um auf den drohenden Verlust von 25.000 Arbeitsplätzen aufmerksam zu machen (wiwo: 09.10.24).
Werksschließungen drohen
Fiat ist besonders stark betroffen, da die Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen im Land dramatisch eingebrochen ist. Im berühmten Werk in Turin gingen die Produktionszahlen um 68 Prozent zurück. Auch andere Werke wie Cassino und Modena verzeichnen ähnlich drastische Rückgänge. Stellantis, zu dem Fiat gehört, konnte den Marktanteil in Italien im September gerade noch bei 24 Prozent halten.
Seit der Fusion von Fiat mit Peugeot Citroen 2021 sank die Zahl der Mitarbeiter in den italienischen Werken auf knapp über 40.000. Trotz bereits massivem Stellenabbau und Kurzarbeit reicht dies nicht aus, um die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen. Die Gewerkschaften fordern deshalb dringend staatliche Hilfsprogramme, um den drohenden Kollaps zu verhindern.
Innovationsprobleme bei Fiat
Die italienische Autoindustrie leidet nicht nur unter den wirtschaftlichen Rückgängen, sondern auch unter einem Mangel an Innovationen. Fiat hat es in den letzten Jahren versäumt, ausreichend in alternative Antriebe und Elektromodelle zu investieren. Während die Konkurrenz aus anderen Ländern ihre Produktion auf Elektromobilität umstellt, produziert der italienische Hersteller immer noch überwiegend Kleinwagen, die kostengünstiger in Ländern wie Marokko gefertigt werden können.
Zulieferer, die stark von Fiat und dem Verbrennungsmotor abhängig sind, geraten zunehmend in Schwierigkeiten. Viele dieser Unternehmen sind zu klein, um in neue Technologien und Digitalisierung zu investieren. Die Abhängigkeit von Fiat macht die gesamte Zulieferkette anfällig, da die Verkaufszahlen in Europa weiter sinken.
Die Zukunft der italienischen Autoindustrie
Die Zukunft von Fiat und der italienischen Autoindustrie hängt maßgeblich von der Fähigkeit ab, neue Partnerschaften und Investitionen zu sichern. Während die Regierung in Rom versucht, chinesische Hersteller wie Dongfeng ins Land zu holen, um die Produktion zu stabilisieren, bleibt die Lage unsicher. Fiat steht vor der Herausforderung, seine Modellreihen zu modernisieren und gleichzeitig die strukturellen Probleme der Branche zu bewältigen.
Ohne grundlegende Reformen und mehr Innovationskraft steht Fiat vor einer ungewissen Zukunft. Die geplanten Hilfsfonds und Verhandlungen mit der EU könnten kurzfristig Entlastung bringen, doch langfristig muss der Automobilhersteller in Forschung und Entwicklung investieren, um international wettbewerbsfähig zu bleiben.
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