Das als hochgefährliches eingestufte Klimagas Schwefelhexafluorid (SF6), ist für das Klima nicht nur 22.800 mal schädlicher als CO₂, sondern es braucht auch über dreitausend Jahre, bis es sich in der Atmosphäre zersetzt. Für die Verwendung von Schwefelhexafluorid besteht in Europa eine freiwillige Selbstverpflichtung der Industrie. SF6 darf ausschließlich in geschlossene Systeme Verwendung finden und muss am Ende wiederverwertet oder neutralisiert werden. Alle industriellen Anwender sind verpflichtet, sämtliche SF6-Mengen zu erfassen und zu melden. Doch genau dies gelingt offensichtlich nicht (Tagesschau. 17.08.22).
SF6 wird hauptsächlich in der Windkraft eingesetzt
Das extrem schädliche Klimagas SF6 ist bereits aus den meisten Anwendungen verschwunden. Doch ausgerechnet in den als klimafreundlich bezeichneten Windkraftanlagen erlebt es gerade wieder eine Renaissance. Denn das Gas hat eine besondere physikalische Eigenschaft. Es ist ein perfekter elektrischer Isolator. Deshalb wird es in den Schaltanlagen von Windkraftwerken eingesetzt. Denn dort gibt es nur wenig Platz und mit der Gasisolierung kann man besonders platzsparend bauen.
Schwefelhexafluorid Konzentration viel höher als angenommen
Wissenschaftler verschiedener Behörden und Universitäten, haben jetzt festgestellt, dass sich in Europa ungefähr 50 Prozent mehr Schwefelhexafluorid in der Luft befindet als bisher angenommen. Denn nach den Daten aus der Industrie sollte eigentlich wenig SF6 in die Luft freigesetzt worden sein. Die tatsächliche Konzentration in Europa liegt aber über 50 Prozent höher. Damit trägt SF6 mehr zum Klimawandel bei als der gesamte innerdeutsche Flugverkehr.
Recycling von SF6 funktioniert offensichtlich nicht
Ganz offensichtlich kommen die betroffenen Betriebe ihrer Meldepflicht bezüglich der Verwendung und dem Recycling von SF6 nicht nach. Das liegt auch daran, dass die Hersteller betroffener Anlagen gar nicht für die Entsorgung der Anlagen verantwortlich sind. Dafür sind ausschließlich die Besitzer solcher Anlagen zuständig. Entsprechende Kontrollen gibt es nicht. Deshalb kann man davon ausgehen, dass beim Rückbau solcher Anlagen das Treibhausgas oftmals einfach in die Atmosphäre entweicht. Dabei gilt Deutschland als der größte Emittent des schädlichen Isoliergases.
Windkraftanlagen doch nicht so umweltfreundlich wie behauptet
Die Hersteller von Windkraftanlagen, Nordex und Vestas, haben gegenüber dem ARD-Wirtschaftsmagazin Plusminus bestätigt, dass es derzeit keine Alternative für SF6 gäbe. Sie bestätigten ebenfalls, dass während des Betriebs der Windkraftanlagen geringe Mengen SF6 in die Luft entweichen. Eine ordnungsgemäße Entsorgung am Ende der Lebensdauer von Windrädern sei aber gesichert. Allerdings sind die Hersteller an der Entsorgung gar nicht beteiligt. Diese obliegt einzig und alleine dem Eigner der betroffenen Anlage. Eine entsprechende Kontrolle findet nicht statt. Ganz offensichtlich sind Windkraftanlage doch nicht so umweltfreundlich, wie die Hersteller immer wieder behaupten.
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