Investitionsgipfel 2025 – große Versprechen, doch die Realität spricht eine andere Sprache

Beim Investitionsgipfel 2025 stellte die Bundesregierung eine gewaltige Summe in Aussicht: 631 Milliarden Euro, zugesagt von DAX-Konzernen im Rahmen des Bündnisses „Made for Germany“. Die Veranstaltung inszenierte einen Aufbruch, doch schon wenige Wochen später folgen gegenteilige Signale. Große Unternehmen kündigen Massenentlassungen an, Werke sollen schließen, Produktionslinien wandern ins Ausland ab. Das öffentliche Bild des Investitionsgipfels kollidiert mit der wirtschaftlichen Wirklichkeit (faz: 18.07.25).


Zwischen PR-Show und wirtschaftlichem Ernst: Der Investitionsgipfel als Illusion

Der Investitionsgipfel hätte ein konkretes Zeichen für Planungssicherheit und Vertrauen setzen können. Stattdessen blieb vieles im Nebel. Welche Projekte entstehen tatsächlich neu? Welche Gelder fließen zusätzlich? Nachfragen blieben ausgeschlossen. Einige Leuchtturmvorhaben trugen längst bekannte Etiketten. Überprüfbare Zusagen fehlen.

Investitionsgipfel 2025: Friedrich Merz präsentiert Milliardenpläne – doch Stellenabbau und Werksschließungen dominieren die Realität
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Zeitgleich mehren sich Krisenmeldungen: Daimler Truck will 5.000 Stellen streichen, Bosch baut über 1.100 Jobs in Reutlingen ab und kündigt zusätzlich einen globalen Abbau an. Siemens trennt sich von 2.750 Mitarbeitern in Deutschland. Jungheinrich schließt das Werk in Lüneburg, Dow zieht sich aus Böhlen und Schkopau zurück – 550 weitere Jobs fallen weg. Selbst Dürr reduziert um 500 Stellen im Verwaltungsbereich. All das steht in scharfem Kontrast zu den Gipfelversprechen.

Mittelstand bleibt außen vor

Die kleinen Betriebe, Rückgrat der deutschen Wirtschaft, blieben beim Investitionsgipfel außen vor. Keine Handwerkskammer, kein Selbstständigenverband, keine Mittelstandsvertretung war eingeladen. Dabei kämpfen gerade diese Unternehmen mit den größten Belastungen: Fachkräftemangel, Nachfolgelücken, hohe Steuer- und Abgabenlast sowie lähmende Bürokratie.

Während Großkonzerne steuerlich optimieren und global agieren, stehen kleine Betriebe unter konstantem Veränderungsdruck – ohne politische Rückendeckung. Ihre Stimme hätte dem Gipfel Glaubwürdigkeit verliehen.

Investitionsgipfel allein reicht nicht

Politische Verantwortung wurde auf die Unternehmen verlagert. Beispielhaft dafür steht SPD-Politiker Sebastian Roloff, der die Firmen aufforderte, neue Abschreibungsmöglichkeiten zu nutzen. Für viele kleinere Betriebe ist das schlicht unrealistisch. Ihnen fehlen Ressourcen, Fachwissen und Kapazitäten für solche Spielräume.

Der Präsident des ifo-Instituts, Clemens Fuest, traf den Nerv der Lage: Der Investitionsgipfel diente in erster Linie als Werbung für den Standort. Doch internationale Investoren achten nicht auf Bilder – sie schauen auf Steuersätze, Verfahrenstempo und rechtliche Stabilität. All das hinkt in Deutschland hinterher.


Vertrauenskrise statt Investitionsklima

Was blieb, war eine Bühne – mit Applaus, ohne Substanz. Die Kluft zwischen öffentlicher Darstellung und wirtschaftlicher Wirklichkeit wächst. Unternehmen streichen Arbeitsplätze, schließen Werke oder verlassen das Land. Gleichzeitig feiert sich die Politik für Milliardenversprechen, deren Umsetzung keiner kontrolliert.

Echte Investitionen brauchen verlässliche Bedingungen. Der Investitionsgipfel hätte eine Wende markieren können – stattdessen steht er sinnbildlich für das strukturelle Versagen: große Worte, wenig Wirkung.

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