Internationale Energieagentur warnt – Europa droht im Winter eine Gaskrise

Die Internationale Energieagentur warnt davor, dass Europa im Winter möglicherweise vor einer Gasversorgungskrise steht. Dies könnte passieren, wenn Gaslieferungen aus Russland ausbleiben und es in der Region einen kalten Winter gibt (FT: 18.07.23).


Internationale Energieagentur warnt vor möglichen Marktspannungen trotz fast gefüllter Gasspeicher in Europa

Europas Gasspeicher könnten bis Oktober fast vollständig gefüllt sein, was zu niedrigeren Preisen geführt hat. Die Internationale Energieagentur (IEA) warnt jedoch, dass dies keine Garantie gegen zukünftige Marktspannungen bietet.

„Unsere Simulationen zeigen, dass ein kalter Winter in Verbindung mit einem vollständigen Stopp der russischen Gaspipelines an die Europäische Union leicht zu einer erneuten Preisschwankung führen könnte“, warnt die Internationale Energieagentur in ihrem jährlichen Bericht zum Gasmarkt.

Internationale Energieagentur warnt vor möglichen Marktspannungen trotz fast gefüllter Gasspeicher in Europa
Bild: Ken Hodge from Darwin, Australia, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons

Die Warnung verdeutlicht potenzielle Störungen durch einen erneuten Energiekonflikt mit Moskau. Trotz des seit Dezember anhaltenden Preisrückgangs, der die Hoffnung auf das Ende der Gasversorgungskrise genährt hat, bleibt die Situation unsicher. Russland liefert immer noch rund 10 Prozent der EU-Gasimporte, hinzu kommt noch Flüssigerdgas.

Europas Gasspeicher gefüllt, aber mögliche Versorgungsunterbrechungen drohen

Am Montag sank der europäische Benchmark-Gaspreis TTF im Handel auf 24,63 Euro pro Megawattstunde. Dies ist der niedrigste Stand seit Anfang Juni. Damit liegen die Preise in etwa 90 Prozent niedriger als der Preis Ende August letzten Jahres. Während der Energiekrise lag er zeitweise über 340 Euro/MWh.

Die Gasspeicher in der EU sind derzeit zu über 80 Prozent gefüllt. Damit liegt der Füllstand fast 20 Prozentpunkte über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Dies wird vom Branchenverband Gas Infrastructure Europe bestätigt. Analysten erwarten, dass die Speicher bereits Monate vor dem offiziellen Ziel der EU gefüllt sein könnten. Dieses Ziel liegt bei 90 Prozent bis zum November.

In einem Szenario der IEA, könnten die Gasspeicher der EU im nächsten April nur noch zu 20 Prozent gefüllt sein. Dies könnte dann eintreten, wenn ein kalter Winter, ein vollständiger Stopp der russischen Pipelines und eine geringe Verfügbarkeit von verflüssigtem Erdgas zusammenkommen. Solch ein Szenario könnte zu Versorgungsunterbrechungen führen, warnt die Internationale Energieagentur.


IEA warnt vor Gasversorgung im Winter: Gasspeicher teilweise gefüllt, aber strukturelle Reduzierungen der Nachfrage erforderlich

Die IEA prognostiziert allerdings auch, dass die Gasspeicher in Europa am Ende der Heizperiode trotz des Ausbleibens von russischem Pipeline-Gas zu über 50 Prozent gefüllt sein könnten. Dies gilt, wenn Europa erneut einen milden Winter erlebt und die LNG-Lieferungen auf dem Niveau des Vorjahres bleiben.

„Fortgesetzte strukturelle Reduzierungen der Gasnachfrage“, wie eine bessere Energieeffizienz, schnelle Entwicklung erneuerbarer Energien und der Einsatz von Wärmepumpen „werden erforderlich sein, um einen sicheren Gasausgleich für den Winter 2023/24 zu gewährleisten“, heißt es in dem Bericht.

Die multinationale Organisation hat ihre mittel- bis langfristige Prognose für die Nachfrage nach Erdgas nach unten korrigiert. Diese Korrektur wurde in dem Bericht mitgeteilt.

Erdgaspreise steigen stark an und Nachfrage geht zurück – IEA warnt vor Verlust der Wettbewerbsfähigkeit

„Der starke Anstieg der Erdgaspreise hat seine Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu anderen Energiequellen verringert, während sein Ruf als ‚zuverlässiger‘ Brennstoff durch drastische Lieferkürzungen von russischem Pipeline-Gas infrage gestellt wurde“, so die IEA.

Die globale Nachfrage nach Gas ist laut dem Bericht im Zeitraum zwischen 2020 und 2024 von 350 bcm auf 200 bcm zurückgegangen. Europa allein macht mehr als die Hälfte der Reduzierung aus.

„Dies spiegelt strengere Energieeffizienzstandards, die beschleunigte Einführung erneuerbarer Energien, eine schnellere Elektrifizierung der Wärme sowie eine reduzierte Rolle von Erdgas in der Industrie wider“, so die Internationale Energieagentur.

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