Die Zahl der Firmeninsolvenzen im Südwesten kletterte im Jahr 2024 deutlich über den bundesweiten Durchschnitt. Während deutschlandweit ein Zuwachs von 22,4 Prozent auf 21.812 Anträge gemeldet wurde, fiel der Anstieg in Baden-Württemberg noch gravierender aus. Besonders betroffen war das Baugewerbe mit 439 Insolvenzverfahren. Der Handel folgt dicht dahinter mit 356 Anträgen. Insgesamt zählten die Behörden im Südwesten 1.669 eröffnete Verfahren. Wegen fehlender Masse mussten 776 Anträge abgewiesen werden. Die Gläubigerforderungen belaufen sich auf mehr als vier Milliarden Euro – ein Warnsignal für die wirtschaftliche Stabilität der Region (suedwest24: 25.03.25).
Privatinsolvenzen nehmen deutlich zu
Auch viele Privathaushalte im Südwesten kämpfen mit finanziellen Problemen. Im Jahr 2024 beantragten 10.886 Personen ein Insolvenzverfahren – ein Anstieg von 15,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Forderungen übersteigen eine Milliarde Euro.

Besonders Haushalte mit niedrigem Einkommen oder befristeten Arbeitsverhältnissen geraten zunehmend in Bedrängnis. Steigende Lebenshaltungskosten, unsichere Beschäftigungsverhältnisse und fehlende finanzielle Reserven verschärfen die Lage. In vielen Fällen fehlt jegliche Aussicht auf Stabilisierung.
Bauwirtschaft besonders betroffen
Die Krise trifft das Baugewerbe mit voller Wucht. Hohe Materialpreise, Personalmangel und stagnierende Investitionen belasten viele Betriebe. Auch die gestiegenen Zinsen erschweren die Finanzierung laufender Projekte. Trotz teils voller Auftragsbücher sinkt die Liquidität rapide. Ein Firmenchef bringt es auf den Punkt: „Viele können die nächsten Monate nicht mehr überbrücken.“ Neben der Bauwirtschaft leidet auch der Handel unter den Folgen der Konsumzurückhaltung. Hohe Betriebskosten, Lieferprobleme und das geänderte Kaufverhalten führen zur Insolvenz zahlreicher Einzelhändler.
Mittelständische Unternehmen unter Druck
Im Südwesten zählen viele kleinere und mittlere Unternehmen zum wirtschaftlichen Rückgrat. Doch genau sie leiden besonders stark unter der aktuellen Unsicherheit. Ohne ausreichende Rücklagen oder stabile Finanzierungsmöglichkeiten geraten viele in Zahlungsschwierigkeiten. Steigende Energiepreise und unterbrochene Lieferketten verschärfen die Situation zusätzlich. Ein Unternehmer aus der Region berichtet, dass trotz voller Auftragsbücher oft das Kapital für Materialeinkauf oder Personal fehlt.
Haushalte verlieren finanziellen Halt
Nicht nur Firmen kämpfen ums Überleben – auch private Haushalte verlieren den finanziellen Halt. Mieten, Energie und Lebensmittelpreise steigen weiter. Viele mussten bereits in der Corona-Zeit auf ihre Ersparnisse zurückgreifen und verfügen heute über keine Rücklagen mehr. Die Folge: Eine wachsende Zahl gerät in Überschuldung. In dieser angespannten Lage reichen oft schon kleinere Belastungen aus, um ein Insolvenzverfahren notwendig zu machen.
Der Südwesten steht damit vor einer doppelten Herausforderung: Die Wirtschaft verliert an Stabilität, während gleichzeitig die soziale Belastung wächst. Ohne gezielte Maßnahmen zur Unterstützung droht die Lage weiter zu eskalieren.
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