Insolvenz trotz Innovation: Wasserstoffspeicher von HPS scheitert am Markt

Die Berliner Firma HPS Home Power Solutions plante einst die Revolution im Energiesektor. Eigenständig erzeugter Strom, gespeichert in Form von Wasserstoff, sollte Haushalte ganzjährig versorgen. Doch statt eines neuen Marktes entstand ein Desaster: Die Firma meldete Insolvenz an, der Geschäftsbetrieb ruht. 251 Beschäftigte standen laut letztem Geschäftsbericht noch auf der Lohnliste. Das Amtsgericht Charlottenburg eröffnete im April das Verfahren, ein Fortbestehen der Firma erscheint ausgeschlossen (taz: 10.04.25).


Fehlende Nachfrage trotz technischer Raffinesse

HPS wollte mit dem System „Picea“ eine Lücke schließen, die sich im Nachhinein als Illusion erwies. Die Kombination aus Batterie- und Wasserstoffspeicher sollte Wohn- und Gewerbeimmobilien unabhängig von Stromnetzen machen. Doch der Preis von rund 60.000 Euro für die Basisausstattung lag jenseits dessen, was viele Interessenten bereit waren zu investieren. Gleichzeitig fehlte die nötige Bekanntheit. Der Markt war zu klein – oder schlicht nicht vorhanden.

Die Berliner Firma HPS Home Power Solutions ist insolvent. Trotz innovativer Wasserstoffspeichertechnik scheiterte das Unternehmen am Markt
Die Berliner Firma HPS Home Power Solutions ist insolvent. Trotz innovativer Wasserstoffspeichertechnik scheiterte das Unternehmen am Markt

Bereits 2023 stürzte das Unternehmen wirtschaftlich ab. Ein Verlust von 45,7 Millionen Euro führte zu negativem Eigenkapital. Mehrere Wechsel in der Geschäftsführung folgten, ohne dass sich die Richtung ändern ließ. Im Februar unternahm die Unternehmensleitung einen letzten Versuch: ein Eigenverwaltungsverfahren unter gerichtlicher Aufsicht. Doch auch dieser Plan scheiterte. Inzwischen deutet der Insolvenzverwalter auf „Masseunzulänglichkeit“ hin – selbst die Insolvenzmasse reicht offenbar nicht, um alle Forderungen zu bedienen.

Technologisches Konzept mit idealistischen Versprechen

Der technische Ansatz galt als visionär: Überschüssiger Solarstrom sollte im Sommer per Elektrolyse in Wasserstoff umgewandelt und vor Ort gespeichert werden. Im Winter hätte eine Brennstoffzelle daraus Strom und Wärme gewonnen. Auf diese Weise, so HPS, sei das eigene Heim „weitestgehend immun“ gegenüber Strompreissprüngen oder Netzstörungen. Die Gründer bewarben das Konzept als klimafreundliche Alternative mit hohem Einsparpotenzial.

„Mit Ihrem Investment finanzieren Sie ein einmaliges Produkt, das mit jeder einzelnen Installation so viel CO₂ einspart, wie 170 ausgewachsene Bäume jedes Jahr in Deutschland binden.“ Mit solchen Versprechen warben Zeyad Abul-Ella und Henrik Colell bei Privatanlegern um Kapital. Viele Investoren folgten dem Aufruf, doch das Produkt schaffte nie den Durchbruch. Die Skepsis gegenüber der neuartigen Technik blieb hoch, während die Investitionskosten vielen als zu riskant erschienen.

Zwischen Anspruch und Realität klaffte eine Lücke

HPS traf zur Unzeit auf ein zögerliches Publikum. Der Bedarf an saisonalen Speichern war geringer als prognostiziert. Gleichzeitig drückten hohe Materialkosten auf die Marge. Die langfristige Rentabilität des Systems blieb unbewiesen, die versprochene Amortisation innerhalb von 10 bis 15 Jahren schien für viele zu unsicher. Hinzu kam ein schwieriges wirtschaftliches Umfeld, in dem Haushalte zurückhaltender mit großen Investitionen umgingen.

Weder technologische Einzigartigkeit noch ökologische Argumente konnten den Vertrieb ausreichend ankurbeln. Die Idee, Dunkelflauten vollständig auszugleichen, klang gut, ließ sich aber nur unter Idealbedingungen realisieren. Kritisch fiel zudem ins Gewicht, dass Wartung, Flaschenlagerung und Systemintegration zusätzliche Kosten und Komplexität bedeuteten. So blieb das Projekt trotz technischer Brillanz ohne nennenswerte Marktdurchdringung.


Anleger tragen die Hauptlast des Scheiterns

Insbesondere private Investoren tragen nun das Risiko. Die Finanzierung des Unternehmens stützte sich maßgeblich auf deren Kapital. Der Glaube an ein „einmaliges Produkt“ führte viele zu hohen Einsätzen. Ob ein relevanter Teil des investierten Geldes je zurückfließt, ist angesichts der aktuellen Lage zweifelhaft. Gläubiger sollen ihre Forderungen zwar bis zum 27. Juni anmelden, doch realistische Chancen auf Rückflüsse bestehen kaum.

Die Insolvenz von HPS zeigt exemplarisch, wie ambitionierte Technik und wirtschaftliche Realität auseinanderdriften können. Selbst in Zeiten wachsender Nachfrage nach Energieunabhängigkeit lassen sich neue Märkte nicht allein durch Innovationsgeist schaffen. Ohne breite Akzeptanz und realistische Preisgestaltung verliert auch das fortschrittlichste Produkt seinen Boden.

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