In Großbritannien hat die Regierung erneut Rückschläge bei ihren Bemühungen hinnehmen müssen, Wasserstoff als Alternative für Heizungssysteme in privaten Haushalten zu etablieren. Ein geplantes Pilotprojekt in der nordenglischen Kleinstadt Redcar wurde aufgrund erheblicher Sicherheitsbedenken und hoher Kosten abgebrochen. Diese Entwicklung stellt einen Dämpfer, für die Ambitionen dar, Wasserstoff verstärkt in die Wärmeversorgung einzuführen. Dieser Energieträger weist eine hohe Explosivität auf und birgt größere Risiken im Vergleich zu fossilem Gas. In der Vergangenheit war bereits ein ähnliches Vorhaben, ein sogenanntes „Wasserstoff-Dorf“ in Ellesmere Port bei Liverpool, aufgrund von Protesten gescheitert. Trotz dieser Rückschläge plant die britische Regierung weiterhin, den Einsatz von Wasserstoff in den Gasboiler-Heizsystemen des Landes zu erproben, indem bis zu 20 Prozent Wasserstoff beigemischt werden soll (FAZ: 17.12.23).
Dekarbonisierung der Wärmeversorgung: Eine dringende Herausforderung
Mehr als 20 Millionen Haushalte verwenden in Großbritannien derzeit Gasheizungen, die erhebliche Mengen an Kohlendioxid (CO₂) emittieren. Die britische Regierung sieht sich daher mit der dringenden Herausforderung konfrontiert, die Wärmeversorgung zu dekarbonisieren und somit einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels zu leisten. Im Oktober forderte die Nationale Infrastrukturkommission die Regierung auf, ihre Pläne zur Einführung von Wasserstoffheizungen aufzugeben. Die Kommission argumentierte, dass die erforderliche Technologie nicht rechtzeitig verfügbar sein würde.
Wasserstoff in Haushalten: Eine begrenzte Rolle und hohe Kosten
Experten sind der Meinung, dass Wasserstoff in privaten Haushalten voraussichtlich nur eine begrenzte Rolle spielen wird. Einer der Hauptgründe dafür ist, dass es noch viele Jahre dauern wird, bis Wasserstoff in ausreichender Menge produziert werden kann, sei es aus erneuerbaren Energien und Wasser oder durch Umwandlung von Erdgas. Aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit dieses Energieträgers bevorzugen Fachleute den Einsatz in Bereichen, in denen nur wenige Alternativen zur Dekarbonisierung bestehen, wie etwa bei der Herstellung von Düngemitteln und Stahl oder im Schwerlastverkehr. Dies entspricht auch der Wasserstoffstrategie Deutschlands.
Darüber hinaus wird das Heizen mit Wasserstoff als weniger effizient und kostspieliger angesehen als andere Formen der Wärmeversorgung. Im Vergleich zur Verwendung von Wärmepumpen ist der Energiebedarf für Wasserstoffheizungen fünf- bis sechsmal höher. Eine kürzlich veröffentlichte Metastudie der Universität Oxford zeigt, dass der Einsatz von Wasserstoff die Heizkosten für Haushalte im Durchschnitt um beeindruckende 86 Prozent erhöhen würde.
Die Zukunft der Wärmeversorgung in Großbritannien
Die britische Infrastrukturkommission hat alternative Lösungen vorgeschlagen und empfiehlt anstelle von Wasserstoffheizungen den verstärkten Einsatz von Wärmepumpen. Sie schlägt sogar vor, ab dem Jahr 2025 keine neuen Gasheizungen mehr zuzulassen. Die Regierung plant, diesen Vorschlag umzusetzen, was bedeutet, dass in Neubauten ab 2025 keine Gasheizungen mehr installiert werden dürfen.
Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass die konservative Regierung von Rishi Sunak in diesem Herbst einige Ausnahmen gemacht hat. Etwa fünf Millionen Haushalte dürfen ihre Gasheizungen behalten, da der Einbau von Wärmepumpen aufgrund baulicher Gegebenheiten zu kostspielig wäre. Zudem wurde das Verbot für neue Gasboiler für 80 Prozent der Haushalte auf das Jahr 2035 verschoben. Trotz dieser Maßnahmen ist die Nachfrage nach Wärmepumpen auf der Insel bisher nur verhalten.
Lesen Sie auch:
- Heizen mit Wasserstoff? – „zu knapp, teuer und ineffizient“
- Fraunhofer-Studie: Wasserstoff wird für Verkehr zu teuer und hat begrenzte Nachfrage in der Industrie
- Unwirtschaftlich: Grünes Wasserstoffprojekt in Heide vorzeitig gestoppt
- Habeck stellt Wasserstoffplanung vor und hat dabei die Wasserstoffspeicher vergessen