Industriestrompreis – ein teurer Irrtum

Der Industriestrompreis dominiert die Energiepolitik, doch der Einstieg in die Debatte zeigt bereits ein bemerkenswertes Schauspiel: Spitzenvertreter der Koalition feiern sich selbst, obwohl die Realität ihre Selbstdarstellung ad absurdum führt. Während Politiker von historischen Entlastungen sprechen, kämpfen Betriebe mit Rekordpreisen und wachsendem Kostendruck. Diese Diskrepanz wirkt fast zynisch, denn Mittelstand und Handwerk gehen trotz aller Versprechen leer aus. Beide Gruppen tragen die höchste Last, erhalten jedoch keinerlei Vorteil aus dem Industriestrompreis. Damit entsteht ein Eindruck politischer Schönfärberei, der die Glaubwürdigkeit der Energiepolitik weiter beschädigt. Gleichzeitig brechen Stromkosten und Energieversorgung unter einer Förderkulisse ein, die mehr verschleiert als stabilisiert.


Widersprüche zwischen Anspruch und Realität

Der öffentliche Jubel über angebliche Entlastungen verdeckt strukturelle Defizite. Zwar sinken einzelne Abgaben, doch der Effekt bleibt oberflächlich. Die politische Linie verschwimmt, während die Energiepolitik Orientierung verliert. Besonders der Zielwert von fünf Cent pro Kilowattstunde entpuppt sich als symbolische Geste ohne Substanz. Die EU erlaubt die Vergünstigung nur für die Hälfte des Strombezugs, außerdem fließen erhebliche Mittel in Transformationsprogramme statt in echte Kostensenkungen. Für viele Betriebe schrumpft der Spielraum trotz aller Ankündigungen, zumal die Elektrizitätskosten weiter steigen.

Drastische Analyse - der Industriestrompreis ist teuer, wirkungslos und ohne Nutzen für Mittelstand und Handwerk
Drastische Analyse – der Industriestrompreis ist teuer, wirkungslos und ohne Nutzen für Mittelstand und Handwerk

Gleichzeitig entsteht ein gefährlicher Graben: Während einzelne Industrieunternehmen zumindest minimale Unterstützung erhalten, bleiben Mittelstand und Handwerk ausgeschlossen. Diese Spaltung schwächt die wirtschaftliche Basis des Landes und verstärkt bestehende Wettbewerbsnachteile. So verliert der Industriestrompreis jeden strategischen Wert und erzeugt ein Klima wachsender Unsicherheit.

Milliardenkosten ohne echten Nutzen

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Der Industriestrompreis frisst Milliarden, doch zentrale Probleme verharren auf hohem Niveau. Die Stromkosten sinken kaum, die Planungssicherheit fehlt weiter – und ein Subventionsmodell ohne klare Wirkung entfaltet nur begrenzte Reichweite. Die dreijährige Laufzeit bindet Haushaltsmittel in enormem Umfang, während die Regierung gleichzeitig an einer Ausweitung der Strompreiskompensation arbeitet. Auch dieser Posten verschlingt Milliarden, ohne grundlegende Entlastung zu schaffen.

Die Energieversorgung rutscht dadurch tiefer in ein strukturelles Defizit. Selbst die Übernahme der EEG-Kosten durch den Bund verpufft, da steigende Marktkosten jeden Vorteil aufzehren. Die Energielinie driftet ab, und Mittelstand wie Handwerk finanzieren über Steuern ein System, das ihnen keinen Zentimeter hilft. Diese Schieflage gefährdet das gesamte wirtschaftliche Fundament.


Ein System kurz vor dem Kollaps

Ein nachhaltiger Kurs setzt weit früher an. Ohne synchronen Netzausbau fehlt jede Perspektive auf Stabilität. Ebenso verlangt eine moderne Energiepolitik nach einer konsequenten Digitalisierung, damit Netzbetreiber und Betriebe Lasten präzise steuern. Flexibilität im Strombezug zählt zu den wirksamsten Hebeln gegen steigende Stromkosten, doch dieser Mechanismus bleibt politisch vernachlässigt. Unternehmen brauchen Anreize, Lasten zu verlagern, um teure Reserveenergie zu vermeiden.

Das Stromversorgungssystem nähert sich einem kritischen Punkt. Ineffiziente Strukturen erhöhen die Abhängigkeit von immer neuen Transfersummen. Der Industriestrompreis bleibt eine kostspielige Zwischenlösung ohne echte Reformkraft. Ohne klare Entscheidungen droht ein dauerhafter wirtschaftlicher Schaden. Nur ein radikaler struktureller Schnitt kann das Subventionsmodell überwinden und die Zukunft sichern. Mutige Reformen, nicht Selbstlob, prägen den Weg aus dieser Krise. (KOB)

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