Indien kauft russisches Rohöl günstig ein und verkauft teuren Treibstoff nach Europa

Indien kauft große Mengen russisches Rohöl billig ein und verkauft es in Form von Treibstoff teuer nach Europa weiter. Indiens Energieminister, Shri Hardeep Singh Puri, gibt offen zu, dass es auf dem Markt keine uneigennützige Zusammenarbeit gibt (economicstimes: 17.02.23).


Indiens Öl- und Gasminister sieht optimistische Zukunft für Indiens Mineralölindustrie

Im Interview mit Bloomberg zeigte sich Indiens Energieminister Shri Hardeep Singh Puri optimistisch hinsichtlich der Zukunft der Öl- und Gasindustrie in Indien. Er erklärte, dass riesige Landflächen für die Erkundung neuer Öl- und Gasvorkommen zur Verfügung stehen. Große US-Konzerne wie ExxonMobil und Chevron seien bereit, in den neuen Öl- und Gas-Boom zu investieren. Insbesondere das Raffineriewesen gedeihe laut Puri gut. Als die Interviewerin ihn schließlich fragte, ob russisches Rohöl, das nach Indien kommt und als Treibstoff in die EU und die USA weiterverkauft wird, der Grund für den erstaunlichen Aufschwung des Sektors sei, lächelte Puri die Frage weg. Er erklärte, dass er nur der Minister sei. Die Geschäfte würden letztendlich von Unternehmen gemacht, deren Erfolg sich am Markt entscheide.

Indien setzt auf preiswertes russisches Rohöl: Bedeutende Rolle auf globalen Ölmärkten

Der Minister erklärte, dass er seine fröhliche Grundstimmung auf eine Aussage stützt, die für die deutsche Industrie, die unter einem ständigen Wettbewerb von Sanktionen leidet, fast exotisch klingt. Er betonte, dass die Märkte wunderbar seien, da sie dazu beitragen, dass die globale Wirtschaft in Bewegung bleibt. Er führte aus, dass der Ölmarkt von Interessen geprägt sei und es keinen Altruismus gebe. Daher habe Indien nicht vor, seine Strategie zu ändern. Letztendlich würden Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen und nicht politische Erklärungen. Der Minister betonte, dass die wahren Entscheidungsträger nicht die Politiker seien, sondern die Händler, die wüssten, was zu tun ist. Er schloss mit der Aussage, dass der Ölmarkt keine Wohltätigkeitsveranstaltung oder eine Angelegenheit für Philanthropen sei.

Laut Bloomberg nimmt Indien eine immer bedeutendere Rolle auf den globalen Ölmärkten ein. Die Händler erwerben vermehrt preiswertes russisches Rohöl und raffinieren es zu Treibstoff für Europa und die USA. Die indische Strategie hat die Zustimmung der US-Regierung gefunden. Sie senkt die Energiepreise Moskaus und stellt gleichzeitig sicher, dass es zu keiner weltwirtschaftlichen Krise kommt.


Indien profitiert von EU-Sanktionen gegen Russland und kooperiert eng mit Moskau

Die ständigen Verschärfungen der Sanktionen durch die EU kommen Indien zugute. Vor wenigen Tagen erst gab Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Details zu weiteren geplanten Sanktionen gegen Russland bekannt. Die EU will Exportverbote im Wert von mehr als 11 Milliarden Euro verhängen. Damit will sie der russischen Wirtschaft den Zugang zu wichtigen Technologien und Industriegütern zu verwehren. Die Maßnahmen zielen auf lebenswichtige Güter wie Elektronik, Spezialfahrzeuge, Maschinenteile, Ersatzteile für Lastwagen und Strahltriebwerke. Außerdem will die EU den Export von Gütern für den Bausektor verbieten, da diese vom russischen Militär genutzt werden könnten. Der Export von Gütern mit doppeltem Verwendungszweck und fortschrittlichen Technologiegütern soll weiter eingeschränkt werden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Sanktionen auch die russische Erdöl- und Gasindustrie betreffen werden.

Indien setzt auf preiswertes russisches Rohöl: Bedeutende Rolle auf globalen Ölmärkten. Schattenflotte nimmt zu, um Sanktionen zu umgehen
Indien setzt auf preiswertes russisches Rohöl: Bedeutende Rolle auf globalen Ölmärkten. Schattenflotte nimmt zu, um Sanktionen zu umgehen
Bild: Andrew Thomas from Shrewsbury, UK, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons

Das bevorstehende zehnte Sanktionspaket der EU zielt auch auf viele Industriegüter ab, die Russland benötigt. Dies betrifft in erster Linie Güter, die Russland nicht als Ausgleich von Drittländern erhalten kann. Laut der Kommissionspräsidentin sollen sieben Unternehmen im Iran mit Sanktionen belegt werden. Diese sollen Russland mit Drohnen versorgt haben, die bei Angriffen auf Zivilisten in der Ukraine eingesetzt wurden. Seit 2012 gibt es EU- und US-Sanktionen gegen die Ölindustrie im Iran. Obwohl es auch Sanktionen gegen Venezuela gibt, ist die indische Position überraschend. Während es den Europäern verboten ist, in diesen Ländern Öl zu kaufen, hat Indien keine moralischen Skrupel, mit Russland zusammenzuarbeiten. Laut Öl- und Gasminister Puri profitierten auch die USA enorm von der neuen Weltlage. Indien liefert jetzt auch Öl und Gas an die USA, was vor zwei Jahren noch nicht der Fall war.

Indien wird zum wichtigen Öllieferant für die EU

Im Januar 2023 hat Indien laut Kpler, einem Unternehmen für Datenanalyse, etwa 89.000 Barrel Benzin und Diesel pro Tag nach New York geliefert. Das ist die höchste Menge seit fast vier Jahren. Die täglichen Lieferungen von schwefelarmem Diesel nach Europa beliefen sich im Januar auf 172.000 Barrel. Die ist der höchste Stand seit Oktober 2021.

Durch die neuen Sanktionen der EU gegen Russland wird eine große Menge an Diesel vom Markt genommen. Dies zwingt die Europäer dazu, ihre Lücke in der Versorgung durch Importe aus Indien zu schließen. Dies wird billiges russisches Rohöl noch attraktiver machen für Indien, das einen Großteil seines Rohölbedarfs importieren muss. Indische Raffinerien haben im vergangenen Jahr ihre Exporte erhöht, um von höheren internationalen Preisen zu profitieren. Davon betroffen sind auch staatliche Verarbeiter, die für die Inlandsnachfrage verantwortlich sind. Russland kann sein Öl immer noch profitabel verkaufen, jedoch nicht mehr mit so hohen Margen wie vor den Sanktionen. Eine Schwierigkeit für die Europäer könnte darin bestehen, dass eine Überprüfung der Qualität nicht mehr möglich ist. Ölminister Puri erklärte, dass Öl nach der Verarbeitung zu Treibstoff keinen Herkunftsnachweis mehr trägt. Die russische Exportmarke Urals hat eine niedrigere Qualität als Brent-Öl. Es gibt Spekulationen auf den Märkten, dass Russland die Qualitätskontrollen weiter lockern könnte, um die Margen hochzuhalten.


Sanktionen gegen Russland führen zur Zunahme der „Schattenflotte“ und haben negative Auswirkungen auf die Umwelt

Die Sanktionen gegen Russland führen zu negativen Auswirkungen auf die Umwelt, da sie versuchen, sowohl die russische Wirtschaft zu beeinträchtigen als auch die weltweiten Wirtschaftsaktivitäten aufrechtzuerhalten. Es gibt Berichte darüber, dass die Sanktionen zur Zunahme der sogenannten „dunklen Flotte“ oder „Schattenflotte“ von älteren Tankern mit undurchsichtigen Eigentumsverhältnissen geführt haben. Die Schiffe operieren außerhalb des westlichen Versicherungs-, Finanz- und Schifffahrtssektors und deaktivieren ihre Standortmeldungen. Laut Hellenic Shipping umfasst die Schattenflotte nun etwa 600 Schiffe. Das entspricht zehn Prozent der weltweiten Rohöltanker und sieben Prozent der Treibstofftanker. Ein Vertreter von Trafigura, einem der größten Handelsunternehmen der Welt, erklärte gegenüber Bloomberg, dass dies eine erhebliche Zunahme sei (Bloomberg: 15.02.23).

Schattenflotte nimmt zu, um Sanktionen gegen Russland zu umgehen

David Wech, Chefökonom von Vortexa, betonte, dass Russland keine Einschränkungen bei den Exporten von Rohöl oder raffinierten Produkten vornehmen müsse. Er erwartet, dass ausreichend Schiffe vorhanden sein werden, um umgeleitete raffinierte Produktströme abzufertigen, wie es bereits in der Rohölschifffahrt der Fall ist. Allerdings ist der Preis für die Umwelt hoch. Tankschiffe, die älter und damit weniger betriebssicher sind und die Umwelt stärker verschmutzen, werden normalerweise verschrottet und durch moderne, effizientere Schiffe ersetzt. Doch jetzt weigern sich die Eigentümer, diese Schiffe zu verschrotten, weil sie bei sanktionierten oder halb-sanktionierten Geschäften hohe Prämien verdienen können. Die Schattenflotte hat zugenommen, da diese speziell dafür eingesetzt werden, um russische Ladungen zu transportieren. Svein Moxnes Harfjeld, CEO des Rohöltankerbesitzers DHT, bezeichnet die Schattenflotte als eine neue Form der Verschrottung.

Indiens Öl- und Gasminister Puri ist optimistisch in Bezug auf die ökologische Transformation, obwohl er zugeben muss, dass er das Konzept dazu noch nicht gelesen hat. Er betonte jedoch, wie wichtig ihm die ökologische Transformation sei und dass er erfreut darüber sei, dass sein Ministerium für Öl und Gas den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen vorantreibt. Zudem sei es ihm gelungen, einen erfahrenen ehemaligen Kollegen aus dem Ruhestand zu holen, der sich um die ökologische Transformation kümmern soll. Der Mann war ein langjähriger leitender Beamter im Öl- und Gasministerium und spezialisiert auf Mineralöle.

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Zuletzt aktualisiert am September 25, 2024 um 11:30 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
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