Ladesäulen-Betreiber beklagen zunehmend Schwierigkeiten beim Anschluss ans Stromnetz. Bereits fertig gebaute Standorte können oft nicht in Betrieb gehen, da kein Anschlusstermin verfügbar ist. Auch die Bundesnetzagentur verzeichnet Verzögerungen. Der Ausbau des Ladenetzes für Elektroautos stockt wegen des Stromnetzes. Große Betreiber von Schnellladeparks berichten von einer Verschärfung des Problems im letzten Jahr. Marcus Groll, Co-Chef von Ionity, erklärt: „Es ist nicht mehr nur die Frage, wie lange es dauert, bis der Netzanschluss kommt. Inzwischen müssen wir uns fragen, ob der Netzbetreiber den Anschluss überhaupt herstellt.“ Ionity, unterstützt von Autoherstellern wie BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen, hat mehrere Standorte in Deutschland, an denen die Ladesäulen und Parkplätze fertig sind, doch der Trafo wartet auf den Netzanschluss (welt: 06.07.24).
Engpässe beim Anschluss: Warum der Aufbau des Deutschlandnetzes für E-Ladestationen stockt
Auch das staatlich subventionierte „Deutschlandnetz“ für Pkw steht vor Herausforderungen. Ilker Akkaya, Chef des Ladenetzbetreibers EWE Go, sagt: „Die Standortsuche für das Deutschlandnetz ist schwierig, weil wir innerhalb von genau definierten Suchkreisen Standorte mit einer vorgegebenen Anzahl an Ladepunkten finden müssen und mindestens 200 Kilowatt Leistung pro Ladepunkt brauchen.“ Der Vertrag mit dem Bund verlangt, dass alle Standorte binnen zwei bis drei Jahren aufgebaut werden. Allerdings ist der Netzanschluss dabei nicht berücksichtigt. Es lässt sich nicht genau beziffern, wie groß die Engpässe sind, da die lokalen Stromnetze 866 verschiedenen Unternehmen gehören.
Die Bundesnetzagentur bestätigt, dass es bei der Anschlusserstellung von Ladeinfrastruktur teilweise zu Verzögerungen kommt. Dies liegt daran, dass die Netzkapazität für das jeweilige Anschlussbegehren nicht immer ausreicht. Die Aufsichtsbehörde erklärt: „Das sei jedoch nicht flächendeckend der Fall, sondern hänge von der individuellen Netzauslastung am jeweiligen Standort ab.“ Verteilernetzbetreiber sind gesetzlich zur vorausschauenden Netzausbauplanung verpflichtet, doch die Realität zeigt, dass dies nicht immer reibungslos funktioniert.
Elektromobilität in Gefahr: Netzbetreiber und Ladesäulen-Betreiber müssen handeln
Um die Engpässe zu überwinden, müssen Netzbetreiber und Ladesäulen-Betreiber enger zusammenarbeiten. Es ist essenziell, dass Netzbetreiber ihre Ausbaupläne transparent kommunizieren und Ladesäulen-Betreiber frühzeitig in die Planung einbeziehen. Zusätzlich sollten gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, die einen schnellen und unkomplizierten Netzanschluss ermöglichen.
Eine mögliche Lösung könnte die Förderung dezentraler Energieerzeugung sein. Durch den Einsatz von Solaranlagen und Batteriespeichern an den Ladeparks ist eine Verringerung der Abhängigkeit vom Stromnetz möglich. Dies könnte insbesondere in ländlichen Gebieten eine schnelle und effektive Alternative darstellen.
Die Elektromobilität hat das Potenzial, den Verkehr nachhaltiger zu gestalten. Doch ohne ein zuverlässiges und flächendeckendes Ladenetz bleibt dieses Potenzial ungenutzt. Die Politik ist gefordert, die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen und den Ausbau des Stromnetzes voranzutreiben.
Insgesamt zeigt sich, dass der Weg zur flächendeckenden Elektromobilität noch viele Hürden birgt. Ein enger Dialog zwischen allen Beteiligten sowie innovative Ansätze und Investitionen in die Infrastruktur sind notwendig, um die Mobilität der Zukunft zu sichern. Nur so lässt sich gewährleisten, dass Elektrofahrzeuge problemlos und effizient genutzt werden können.
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