Ifo-Präsident Clemens Fuest hält die deutsche Klimapolitik für zu kompliziert und teuer. Er fordert eine einfachere Lösung und mahnt zur Ehrlichkeit bei den Transformationskosten. (focus, 27.06.2024)
Kritik an Aktueller Klimapolitik
Fuest kritisiert, dass der notwendige Klimaschutz in Deutschland unnötig kompliziert und teuer gemacht wird. Eine flächendeckende CO2-Bepreisung würde den Klimaschutz einfacher, schneller und billiger machen, betonte Fuest beim Nachhaltigkeitsgipfel der Süddeutschen Zeitung in München. Detaillierte CO2-Vorschriften für Heizungsbesitzer, Unternehmen oder Autofahrer seien unnötig. „Das wird dann einfach beim Tanken bezahlt. Ende der Durchsage.“, so Fuest.
Aktuell ermittelten Betriebe mit großem Aufwand ihren CO2-Fußabdruck. „Ich halte das für komplett überflüssig“, erklärte Fuest. Durch die Ausgabe einer begrenzten und stetig sinkenden Menge von CO2-Ausstoß-Berechtigungen könne der Klimaschutz weniger kosten und Bürokratie sparen.
Auswirkungen auf Investitionen
Jörg Eigendorf von der Deutschen Bank äußerte, dass ein verlässlicher CO2-Preis, der in zehn Jahren dreimal so hoch ist, zu anderen Investitionsentscheidungen führen würde. Die Kosten des Klimawandels, verursacht durch Hitzewellen oder Unwetter, fallen irgendwo an, aber der Markt preise diese Schäden nicht ein. Hier müsse der Staat eingreifen und CO2 über den Emissionshandel verknappen. Auch Benjamin Mohr von Creditreform betonte, dass Betriebe klare Rahmenbedingungen von der Politik erwarten.
Ehrlichkeit bei den Energiewendekosten
Fuest kritisierte, dass die Bundesregierung den Wählern die Kosten der Energiewende verschweigt. Es werde ein Wirtschaftswunder versprochen, doch zunächst führe die Transformation zu „Blut, Schweiß und Tränen“. Fuest mahnte: „Wir bewegen uns da in einer Welt der Illusionen.“ Die Regierung solle die Bürger endlich „wie erwachsende Menschen behandeln und nicht wie Kinder“. Windräder erzeugen zwar den Strom, der bisher von Kohlekraftwerken stammt, kosten aber zunächst Geld. „Wir müssen also Verzicht leisten, mindestens in der Übergangszeit.“
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