Deutschland strebt den Zubau von bis zu 21 Gigawatt (GW) zusätzlicher elektrischer Leistung durch Gaskraftwerke zur Gewährleistung der Netzstabilität und -zuverlässigkeit an. Dies geht aus internen Dokumenten der Bundesnetzagentur und dem von Robert Habeck geführtem Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hervor. (Euractiv: 05.01.23)
Wirtschaftsminister will trotz ausbleibender russischer Gaslieferungen neue Gaskraftwerke bauen lassen
Die Bundesregierung strebt bis 2030 eine Versorgung des Landes zu 80 Prozent mit Strom aus erneuerbaren Quellen an und setzt das Ziel eines Ausstiegs aus der Kohleenergie um. Gaskraftwerke sollen dabei die restlichen 20 Prozent an wind- und sonnenarme Perioden ausgleichen.
Bild: Possi88, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons
Laut internen Dokumenten des Wirtschaftsministeriums bleiben Investitionen in Gaskraftwerke relevant. Voraussetzung ist ein Ausbau der Kapazitäten für Liquefied Natural Gas (LNG) und eine Stabilisierung der Gaspreise. Der Gesamtverbrauch an Gas in Deutschland wird durch die Elektrifizierung der Wärmenetze zurückgehen. Die Kapazität der Gaskraftwerke soll sich jedoch nahezu verdoppeln. Im November 2022 betrug die Produktionskapazität von Strom aus Gas 27,5 GW.
Regulierungsbehörde empfiehlt Zubau von 17 bis 21 GW Leistung bis 2031
Die Regulierungsbehörde sieht in ihrem Halbjahresbericht zur Netzstabilität für den Zeitraum 2025-2031 den Zubau von 17 bis 21 GW zusätzlicher Leistung vor und stellt fest, dass dies der kosteneffizienteste Ansatz ist. Wie die Dokumente belegen, hat die Regierung diesen Vorschlag übernommen. Dies bestätigt, dass Deutschland trotz der Einstellung der Gaslieferungen durch seinen Hauptlieferanten Russland kaum von seinem Kurs abweicht.
Im Oktober 2021 prognostizierte Markus Krebber, Vorstandsvorsitzender des Energiekonzerns RWE, ähnliche Zahlen, indem er erklärte, dass Deutschland „etwa 20 bis 30 Gigawatt an neuen Gaskraftwerken braucht“, wie er der WirtschaftsWoche sagte.
Deutschland will Importkapazitäten von LNG für sichere Gasversorgung erhöhen
Um die Gasversorgung sicherzustellen, setzt die Regierung auf die Erhöhung der Importkapazitäten von LNG. Laut internen Dokumenten will das Wirtschaftsministerium die LNG-Importkapazitäten in Deutschland noch weiter ausbauen. Bis Ende 2023 soll die LNG-Importkapazität Deutschlands zwei Drittel der früher aus Moskau gelieferten Menge erreichen und weitere Projekte sind in Vorbereitung.
Die Zivilgesellschaft und Umwelt-NGOs zeigen sich besorgt über die Kosten dieser Überproduktion, die Regierung betont jedoch, dass zukünftige Gaskraftwerke mit Wasserstoff betrieben werden müssen, um diese Bedenken zu zerstreuen.
Grenzüberschreitender Stromhandel und Klimaneutralität im Fokus der Regulierungsbehörde in Europa
Ein Bericht der Regulierungsbehörde betonte die Wichtigkeit des grenzüberschreitenden Stromhandels innerhalb Europa. Europa will durch die Öffnung der Grenzen einen kosteneffizienten Ausgleich von Schwankungen in Produktion und Verbrauch erreichen. Die Europäische Kommission arbeitet derzeit an einer Umstrukturierung des Strommarktes. Deutschland unterstützt diese Initiative, will aber besonders darauf achten, dass die Regeln den Weg zu einem klimaneutralen Stromsystem ebnen. Experten aus Deutschland haben begonnen, ihre Arbeit im Rahmen der Plattform „Gestaltung eines klimaneutralen Stromsystems“ durchzuführen.
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