Wirtschaftsminister Robert Habeck sieht die Chance, trotz fehlenden russischen Gases „gut über den Winter zu kommen“. Dafür müsse in Deutschland viel gespart werden, und man brauche „ein bisschen Glück mit dem Wetter“. Dieses Statement gab Robert Habeck im vorpommerschen Lubmin ab. Dort sollen bald LNG-Tanker Flüssiggas anlanden, um russisches Pipeline-Gas zu ersetzen. Das Krisenmanagement des Wirtschaftsministers setzt auf „Glück beim Wetter“, das ist gerade so, als würde der Finanzminister zur Sanierung des Staatshaushalts auf Glück beim Lottospielen setzen (Focus; 20.09.22)
Schwimmendes Flüssiggasterminal in Lubmin geht frühesten zur zweiten Jahreshälfte 2023 in Betrieb
In einer Entfernung vor 30 bis 40 Kilometer vor Lubmin soll ein vom Bund gechartertes schwimmendes Terminal verankert werden und LNG von Tankern entgegennehmen. Dazu muss ist allerdings noch der Bau einer Pipeline erforderlich, über die das Gas dann nach Lubmin leitet. Von dort kann man das Gas dann über weitere Pipelines in Deutschland verteilten. Die Kapazität des Terminals soll etwa fünf Milliarden Kubikmeter Erdgas jährlich betragen. Die dazu benötigte Infrastruktur soll bis zur zweiten Hälfte des kommenden Jahres fertiggestellt sein.
Winter muss über Gasspeicher gedeckt werden
Habeck verwies bei dem Pressetermin darauf, dass, der Füllstand der Gasspeicher sich der Marke von 90 Prozent nähern würde und das trotz ausbleibender russischer Lieferungen in den vergangenen Wochen. Dieses Gas aus den Speichern soll dann im Winter zur Verfügung stehen. „Das heißt aber auch, dass die Speicher dann am Ende des Winters wieder leer sein werden, in diesem Fall richtig leer, weil wir das Gas nutzen werden“, sagte er dazu. Darüber hinaus sieht es laut Habeck für LNG-Terminals in Wilhelmshaven und Brunsbüttel gut aus für einen Start noch zum Jahreswechsel. Zur Füllung der Speicher wäre das schwimmende Terminal in Lubmin deshalb extrem wichtig. Bei einem strengen Winter wird allerdings der Speicherinhalt maximal sechs bis acht Wochen reichen
Der nächste Winter wird noch kritischer
Deutschland verfügt allerdings über eine Erdgasspeicherkapazität (Stand: 2020) von insgesamt 24,6 Milliarden Kubikmeter. Das ist fast fünfmal so viel, wie die theoretische Kapazität des Terminals in Lubmin. Der gesamte Erdgasverbrauch lag im Jahr 2021 indessen bei 90,5 Milliarden Kubikmeter (Statista) und damit fast viermal so hoch als der zur Verfügung stehende Speicherinhalt. Der Baubeginn für LNG-Terminals in Wilhelmshaven und Brunsbüttel erfolgt frühestens zum Jahreswechsel. Damit wird auch über diese geplanten Terminals so schnell kein Gas kommen. Wenn Lubmin erst zur zweiten Jahreshälfte in Betrieb geht, wird es mit den Füllständen der Gasspeicher zum nächsten Winter eng. Der aktuelle Füllstand von gut 90 Prozent hat man allerdings zum allergrößten Teil nur durch die Einspeisung von musischem Gas erreicht.. Wenn Habeck schon in diesem Winter auf Glück setzt, wird er davon im nächsten Winter noch viel mehr brauchen
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